Armes Schwein – Das Leben der Schweine

Sprache und Kultur

Sprache prägt denken. Denken prägt Sprache.

Schweine sind sprachlich vorwiegend mit negativen Aspekten belegt, zum Beispiel:

  • Saustall,
  • Sauarbeit,
  • Sauerei, Schweinerei,
  • Schweinehund,
  • Schweinepriester, Sau- / Schweinebolzen,
  • Sauwetter,
  • faule Sau, blöde Sau, dumme Sau, alte Sau,
  • „Stinkt wie ein Schwein“.

Das Schwein ist nur in wenigen Sprachwendungen positiv besetzt, wie etwa

  • Glücksschwein,
  • Schwein gehabt,
  • saugut, sauwohl.

Das Schwein hat in unserem Kulturkreis also ein eher negatives Image, im Gegensatz zu etwa dem Hund. Während viele sich darüber empören, dass in China Hunde verzehrt werden, scheint es weniger von Bedeutung zu sein, wie die Schweinefleisch-„Produktion“ im eigenen Land erfolgt.

In der Nutztierhaltung werden die Tiere sprachlich entpersonifiziert: Es sind Produkte. Mit den technischen Begriffen geht jedoch auch der Bezug zum einzelnen Tier als Lebewesen verloren. Diese Distanzierung setzt sich von den rechtlichen Regelungen bis in die einzelnen Betriebe und zum Endkonsumenten fort. In diesem Text wurde bewusst auf diese technischen Begriffe verzichtet – oder diese in Anführungszeichen gesetzt.

Die sprachliche Entpersonifizierung ist teilweise der industriellen Haltung der Nutztiere geschuldet. Es ist einfacher, die Begriffe „Erzeugnisse“, „Produktionsbedingungen“ etc. zu verwenden, insbesondere, wenn verschiedene Tierarten gemeint sind.

Die technischen Begriffe ermöglichen aber auch dem Menschen eine erforderliche emotionale Distanzierung zum „Produkt“ und werden daher zum Teil (bewusst oder unbewusst) verwendet. In einer Studie des IFA (Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung) aus 2020 zur Branche „Schlachten und Fleischverarbeitung“ [14] heißt es:

„Beschäftigte in Schlachthöfen müssen Bewältigungsstrategien entwickeln, wie sie mit der Omnipräsenz von Schmerzen, Blut, Tod und zerteilten Tieren umgehen. Sie tragen ein Risiko für ungünstige Bewältigungsstrategien wie z. B. Substanzmissbrauch.“

Auf gut Deutsch: Arbeiter im Schlachthof haben aufgrund der Massentierschlachtungen ein erhöhtes Suchtrisiko.

Kein Ende in Sicht

Hier wurde nur ein kleiner Ausschnitt des“industriellen“ Schweinelebens dargestellt. Es ließe sich noch viel mehr dazu sagen. Eine kleine Auswahl ist in den Quellen– und Literaturlisten unten aufgeführt.

Das Thema ist sehr komplex und vielschichtig. Internationale, wirtschaftliche, gesellschaftliche und individuelle Aspekte spielen eine Rolle. Einzelne Akteure als die Hauptverursacher an den Pranger zu stellen (die doppelzüngigen geizigen Konsumente, die geldgierigen Betriebsführer, die starke Lobby) ist nicht nur falsch, sondern auch nicht zielführend. Eine Lösung zugunsten der Tiere kann es nur geben, wenn alle Akteure zusammenwirken.

Ein Gedanke zu „Armes Schwein – Das Leben der Schweine

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