BARF: Die hohe Kunst des Fütterns

Die Anzahl der Hundehalter, die auf Fertigfutter verzichten und das Futter selbst zusammenstellen, steigt. Beide Fütterungsarten haben Vor- und Nachteile. Punkte, die besonders beim Barfen relevant sind, werden nachfolgend erläutert.

Zum besseren Verständnis vereinfacht

Was ist BARF?

BARF bedeutet „Biologically Appropriate Raw Food“, also biologisch artgerechte Ernährung. Früher wurde es auch als „Bones and Raw Food“ oder „Born-Again Raw Feeders“ bezeichnet. Die Ernährung soll den natürlichen Ernährungsgewohnheiten von Wölfen resp. Hunden entsprechen und aus naturbelassenen Nahrungsbestandteile bestehen. Auf die Fütterung von Getreide wird verzichtet, da dieses als negativ für die Gesundheit von Hunden eingestuft wird.

Je nach Ausrichtung werden ausschließlich Fleisch / Fisch, Knochen bzw. mehr oder weniger ganze Tiere verfüttert (Preyen, abgeleitet von Beutetier) oder Obst und Gemüse zugefüttert.

Die Herkunft der Futterbestandteile ist unterschiedlich. Teilweise wird Fleisch direkt vom Schlachthof oder Metzger bezogen, teilweise als Tiefkühlpackung bestellt. Detaillierte Angaben über einzelne Inhaltsstoffe sind nicht enthalten.

Inzwischen werden auch fertige Tiefkühl-Mischungen, die als Alleinfuttermittel deklariert sind, angeboten: CORF = Convenient Raw Food. Die Makronährstoffe sind hierbei deklariert, Mengen- und Spurenelemente in der Regel nicht. Als Alleinfuttermittel müssen sie jedoch ernährungsphysiologischen Mindestanforderungen entsprechen.

Ein Spezialfall ist BEGH: „Boutique, Exotic, Grain-free, Home-made“. Hierbei handelt es sich um selbstgemachte Futterrationen mit mehr oder weniger exotischen oder untypischen Zutaten, sortenreinem Fleisch, aber ohne Getreide. Unter untypisch / exotisch fallen bei pflanzlichen Produkten z. B. verschiedene Leguminosen (Linsen, Erbsen, Dicke Bohnen, Kichererbsen), Tapioka, Buchweizen, Reis, Kartoffel oder Süßkartoffel; bei tierischen Produkten z. B. Känguru-, Alligatoren-, Enten-, Büffel-, Bison-, Wild- oder Lammfleisch. Diese Zutaten haben andere ernährungsphysiologische Profile und Verdaulichkeiten als übliche Zutaten. Wie alle Inhaltsstoffe können sie den Metabolismus anderer Zutaten beeinflussen, die Wechselwirkungen sind aber oft noch nicht ausreichend erforscht.

BARFER: Anteile und Informationsquellen

Der Anteil der Hundehalter, die barfen schwankt je nach Quelle und Land zwischen ca. 15 und 50 % .

Die Informationen zur Zusammenstellung der Futterrationen werden von den weitaus meisten Hundehaltern aus dem Internet, Zeitschriften oder populärwissenschaftlichen Büchern gezogen (rd. 66 %). Bei deutlich weniger als 10 % sind Tierärzte persönlich in die Zusammenstellung der Rationen involviert. Rund 17 % barfen ohne spezielle Vorgaben. Die Angaben hierzu schwanken jedoch ebenfalls stark je nach Quelle.

Grafik Herkunft der BARF-Rezepturen: Rezept aus einem Buch oder dem Internet, ohne Überprüfung durch Tierarzt: 66 %; eigenes Rezept: 17 %; Rezept aus einen Buch (tierärztl. Rationsprüfung): 9 %; durch einen Tierarzt via Internet: 6 %; durch einen Tierarzt während einer Behandlung: 2 %. 83 % der BARF-Rezepturen entstammen populärwissenschaftlichen Büchern oder dem Internet ohne Rationsprüfungen oder eigenen Kreationen, lediglich bei 17 % war ein Tierarzt bei der Futterzusammensetzung beteiligt. (Datenquelle: Hoummady, 2022)
83 % der BARF-Rezepturen entstammen populärwissenschaftlichen Büchern oder dem Internet ohne Rationsprüfungen oder eigenen Kreationen, lediglich bei 17 % war ein Tierarzt bei der Futterzusammensetzung beteiligt. (Datenquelle: Hoummady, 2022)

Hinweis

Nicht zu BARF gehören selbst zubereitete Futter auf Vegan- oder Insektenbasis, Futter „vom Tisch“ sowie erhitzte (gekochte) Futterzutaten. In manchen BARF-Rezepten finden sich aber auch Hinweise, Gemüse zu dünsten.

Unter Fertigfutter fällt (hier) kommerzielles Trocken-, Halbfeucht- und Nassfutter, welches erhitzt wurde, nicht jedoch CORF (obwohl es ein kommerzielles Fertigfutter ist).

Viele der nachfolgenden Aussagen treffen auf jegliche selbstzubereitete Hundenahrung zu (egal ob roh, gekocht, teilweise gekocht, vegan oder auf Insektenbasis).

Wieso barfen Hundehalter?

Hunde werden inzwischen als Partner oder Familienmitglieder angesehen. Der Wunsch, den Hund bestmöglich zu versorgen, ist daher bei vielen Begründungen „pro BARF“ herauszulesen.

In einer französischen Studie (Hoummady, 2022) unterschieden sich barfende Hundehalter deutlich von „Fertigfütterern“: Sie hatten mehr Tiere, weniger Kinder, waren länger mit dem Hunde unterwegs und gönnten ihnen dabei mehr Freilauf.

Fertigfutter wird als ungesund angesehen. Was genau in den Mischungen enthalten ist, wird als kaum nachvollziehbar eingestuft. Zudem enthalten die Futter (zum Teil) Konservierungsstoffe, Stabilisatoren, Zucker, Getreide und andere Inhaltsstoffe, auf die verzichtet werden soll. Mit selbst zubereitetem Futter hat man vermeintlich eine bessere Kontrolle über die Futterzusammensetzung und -inhaltsstoffe.

Der Wunsch, dem Hund möglichst wenig „Chemie“ zu verabreichen, zeigt sich auch in der bereits erwähnten französischen Studie: Barfende Hundehalter entwurmen ihre Hunde deutlich weniger als jene, die Fertigfutter füttern.

Bei besonderen Ernährungsbedürfnissen (Krankheiten, Allergien) kann das Futter individuell angepasst werden. Zudem können eigene Vorlieben und Abneigungen – also eigene Ernährungsvorstellungen – im Futterplan umgesetzt werden. Dies führt z. B. auch zu vegan ernährten Hunden (was jedoch nicht unter BARF fällt).

Häufig wird auch angeführt, dass der Hund mit barfen abwechslungsreicher ernährt wird. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Hunde nahrungskonservativ sind – also keinen Wert auf Abwechslung legen.

Beim Barfen beschäftigt sich der Hund länger mit dem Kauen des Futters und der Knochen. Dies wird seitens der Barfer als positiv gewertet, da der Hund damit seinem Kaubedürfnis nachkommen kann.

Nach Aussagen barfende Hundehalter haben ihre Hunde eine allgemein bessere Gesundheit, glänzenderes Fell, sauberere Zähne, weniger Kotabsatz mit weniger intensivem Geruch u. a. positive Auffälligkeiten.

Viele Hundehalter, die barfen, haben eher geringes Vertrauen in Tierärzte. Das führt nicht nur dazu, dass Tierärzte nicht zu Ernährungsplänen befragt werden, sondern auch, dass Barfer ihr eigenes Wissen über Ernährung höher einschätzen, als das der Tierärzte. Nicht selten handelt es sich dabei um einen Wahrnehmungsfehler (Overconfidence Bias – Selbstüberschätzung, s. auch Duo infernale: Bias und Populisten).

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Barfen: Schein und Sein

Im Gegensatz zu Fertigfutter bedeutet BARFEN immer einen mehr oder weniger erhöhten Zeit- und Organisationsaufwand und insbesondere bei Tiefkühlprodukten entsprechende Lagerflächen.

Gesundheit

Studien, die objektiv einen verbesserten Gesundheitszustand durch das Barfen bescheinigen, gibt es nicht. In den vorhandenen Studien werden meist Halterangaben (= subjektive Meinungen) abgefragt und keine Studie untersucht die Tiergesundheit vor Beginn des Barfens mit dem Gesundheitszustand während des Barfens  – weder kurzfristig noch langfristig. Eine Studie, die die Gesundheit von Fertigfutter-ernährten Hunde mit BARF-Hunden vergleicht – und die aus Gründen der Vergleichbarkeit sehr große Teilnehmermengen einbeziehen müsste – existiert nicht. Kurz: Ob BARF gesünder oder ungesünder ist, ist nicht objektiv untersucht.

Darmbiom

Der Hund ist ein fakultativer und kein obligater Carnivor. Er hat sich im Laufe der Domestikation an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst (Domestikations-Syndrom). Im Vergleich zum Wolf hat der Hund veränderte Gene für Fett- und Stärkeverdauung, verbunden mit Veränderungen der Darmlänge und Größe der Darmzotten. Auch das Darmbiom ist verändert. Die Ernährung des Wolfs ist daher nicht auf Hunde übertragbar. Die alleinige Fütterung von Knochen und Fleisch ist für Hunde nicht geeignet und stellt für diese ein Gesundheitsrisiko dar.

Im Vergleich mit wilden Hunden ist das Darmbiom bei Haushunden artenreicher. Alessandri et al. stellten fest, dass das Darmbiom gebarfter Hunde ein weniger artenreiches Biom hat und zudem teilweise weniger Bakterien in bestimmten relevante Kerngattungen aufweist als jenes von mit Fertigfutter ernährten Hunden. Schmidt et al. (2018) ermittelten bei gebarften Hunden einen höheren Dysbiose Index (also eine Bakterienzusammensetzung, die eher mit gastro-intestinalen Erkrankungen in Bezug gebracht wird). Allerdings war die Studiengruppe sehr klein.

Zu berücksichtigen ist auch, das über gesunde Darmbiom des Hundes nur relativ wenig bekannt ist, sowohl hinsichtlich der Bakterienarten, -zusammensetzung und Toleranzgrenzen, als auch hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen den Bakterienarten, mit den Futtermitteln und in Bezug auf den Hund an sich.

Bei Fertigfutter wird die Verdaulichkeit durch Erhitzen zum Teil reduziert, Sekundär und Tertiärstrukturen der Proteine werden zerstört (s. auch Proteine – Motor des Lebens). Dagegen kann die Verdaulichkeit von Rohkost höher sein, was zu weniger Darminhalt und somit auch reduzierten Kotmengen führt. Ein reduzierter Darminhalt muss jedoch nicht immer positiv sein, ein Mindestmaß an Ballaststoffen ist erforderlich.

Durch das Erhitzen bei der Produktion von Fertigfutter können heterocyclische Amine entstehen, denen eine krebserzeugende Wirkung zugeschrieben wird. Der Anteil dieser Amine im Hundefutter ist jedoch gering. Untersuchungen, insbesondere zu kumulativen Effekten, existieren nicht; ebensowenig Langzeit-Vergleiche mit gebarften Hunden.

Zahngesundheit

Bild: kleiner Hund, der einen große Knochen abnagt. Ob Knochenfütterung die Zahngesundheit fördert, ist umstritten. Knochenabnagen kann Belege entfernen, Knochen kauen kann zu Zahnbrüchen führen.
Ob Knochenfütterung die Zahngesundheit fördert, ist umstritten. Knochenabnagen kann Belege entfernen, Knochen kauen kann zu Zahnbrüchen führen. (Quelle: pixabay)

Ob gebarfte Hunde tatsächlich eine bessere Zahngesundheit aufweisen bzw. Barfen die Zahngesundheit fördert, ist umstritten. Es gibt Untersuchungen, die bestätigen, dass das Benagen von Knochen effektiv zu gesünderem Zahnstatus führt. Andere Untersuchungen hingegen zeigen, dass gebarfte Hunde eine schlechtere Zahngesundheit aufweisen, als Hunde, die Fertigfutter erhalten. In diesem Zusammenhang wird auch darauf verwiesen, dass rd. 41 % Afrikanischer Wildhunde Paradontitis und gebrochene Zähne haben. In der Tat besteht die Gefahr, dass durch Knochenkauen Zähne brechen. (s. auch: Zähneputzen: Damit er auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann)

Zudem können Knochensplitter zu Darmverletzungen führen oder als Fremdkörper in Speiseröhre und / oder Darm eingelagert werden. Zuviel Knochen führen zu „Knochenkot“: Verstopfungen und hartem Kot.

Wenn Knochen gefüttert werden, sollten diese daher von jungen Tieren stammen, möglichst als Kalbsrippen, Kalbsbrustbein oder als fleischige Hühnerhälse.

Inhaltsstoffe

Als Mengenangabe für das BARF-Futters wird als Orientierung häufig 2 % des Körpergewichts des Hundes angegeben. Hierbei wird allerdings der Energiegehalt der einzelnen Bestandteile nicht berücksichtigt. Zudem ist der Energiebedarf individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig (etwa Aktivität, Gravität, Alter, Kastration…). Die Futtermengen sind also sehr genau auf den einzelnen Hund und dessen Energiebedarf sowie die Futterzusammensetzung anzupassen.

Welche Fleischsorten und Tierarten im Detail im verwendeten Fleischpaket (vom Metzger, als Tiefkühlpaket) enthalten sind, ist nicht oder zum Teil falsch deklariert. So wurde in mehreren Untersuchungen festgestellt, dass sich teilweise nicht deklarierte Fleischsorten in den Paketen befanden. In der Untersuchung von Cox et al. (2020) enthielten 89 % der getesteten Produkte Fremdeiweißanteil von durchschnittlich 4,4 %. Bei einer Ausschlußdiät oder Tieren, die allergisch auf bestimmte Fleischarten reagieren, kann dies kontraproduktiv sein. Nach Cox sind daher diese Produkte für eine Ausschlußdiät nicht geeignet.

In einer Untersuchung von 47 CORF-Paketen mit Wildfleisch und -innereien in Österreich stellten Paulsen et al. (2024) in 3 Proben Metallpartikel im Größenbereich von 12 mm³ bis 400 mm³ fest (davon 2 x Bleipartikel, 1 x Messinglegierungen; Kantenlängen von 2 – 10 mm). Kleinere Partikel wurden in 35 Proben mittels Röntgen entdeckt, davon in 13 Probe mit einem Durchmesser von > 1 mm und in 33 Proben < 1 mm. In 5 Proben (11 %) wurde der Bleigrenzwert für Tierfutter (10 mg/kg) überschritten. Bleischrott in Wildfleisch birgt physische Gefahren (Zähne, Darmverletzungen). Verschiedene vorhergehende Untersuchungen hatten zudem bereits gezeigt, dass bei mit Wildfleisch gefütterten Hunden die Gefahr eines hohen Bleigehalts im Blut besteht.

In mehreren Studien wird vor gewolftem Fleisch gewarnt, welches Schilddrüsengewebe enthält und so zu Thyreotoxikose führen kann. (s. auch Schilddrüsenüberfunktion durch Futtermittel: Thyreotoxikose)

Bild: Nahaufnahme Hackfleisch. Die Fleischsorten in gewolftem Fleisch lassen sich augenscheinlich nicht mehr identifizieren. Es besteht die Gefahr, dass auch Produkte enthalten sind, die gesundheitsschädlich sind.
Die Fleischsorten in gewolftem Fleisch lassen sich augenscheinlich nicht mehr identifizieren. Es besteht die Gefahr, dass auch Produkte enthalten sind, die gesundheitsschädlich sind. (Quelle: pixabay)

In einigen Rezepturen finden sich Zutaten, die für Hunde ungeeignet sind, wie Buchweizen, Knoblauch, Macadamianüsse, rohes Eiklar und rohes Schweinefleisch. Bei ungenügendem Kenntnisstand der Hundehalter können diese Futtermischungen gesundheitsschädlich für Hunde sein.

Anzumerken ist allerdings, dass einige der o. g. Punkte (etwa undeklarierte Fleischarten) auch bei Fertigfutter zu finden sind.

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Erkrankungen, Immunsystem

Es gibt Untersuchungen die zeigen, dass die Blutwerte gebarfter Hunde sich von denen mit Fertigfutter ernährter Hunde unterscheiden. In den Studien wird allerdings in der Regel nicht geprüft, ob die Barf-Rationen bedarfsdeckend sind. Festgestellte Unterschiede betreffen z. B. Erythrozyten, Hämoglobin, alkalische Phosphatase (ALP), Kreatinin, Cholesterin, Natrium und Protein – wobei sich die Werte unabhängig von der Fütterung – im Normbereich befinden.

Unabhängig davon, ob die veränderten Blutwerte in den Untersuchungen aus adäquater oder inadäquater Fütterung resultieren, sollte der Tierarzt darüber informiert werden, wenn der Hund gebarft wird.

Untersuchungen lassen vermuten, dass bei mit rohem Fleisch gefütterten Hunden die proinflammatorische Zytokin-Genexpression reduziert ist. Proinflammatorische Zytokine sind Polypeptide, die für die Immun- und Entzündungsreaktionen relevant sind. In Anwesenheit von Krankheitserregern oder Gewebeschäden führen sie zu entsprechenden Abwehrreaktionen des Organismus. Eine Reduzierung der Genexpression könnte dazu führen, dass chronische Entzündungen gemildert werden.

Bei bestimmten Erkrankungen, wie Pankreatitis, Pankreasinsuffizienz, Leber- und Nierenerkrankungen, Nahrungsmittelallergien etc. kann fachgerecht durchgeführtes BARFEN empfehlenswert sein, da die Ernährung individuell angepasst werden kann.

Für diese Erkrankungen sind allerdings auch Fertigfutter auf dem Markt.

Neben diesen allgemeinen Punkten sind besonders zwei Gefahren bei BARF hervorzuheben:

  • hohes Infektionsrisiko
  • Nährstoffungleichgewicht

BARF: Infektionsrisiko

Bei der Verfütterung von rohem Fleisch und Fisch warnen zahlreiche Studien vor einem festgestellten Risiko von Infektionen durch Viren, Bakterien, Protozoen und Parasiten bzw. davor, dass das Infektionsrisiko oft unterschätzt wird.

Während der Auftauphase wurden z. T. signifikant erhöhte mikrobielle Verkeimungen festgestellt, die sich auch im Auftauwasser wiederfinden. In einer Schweizer Studie (Nüesch, 2019) wurden in rd. 73 % der untersuchten Futterpakete Enterobacteriacae über dem EU-Grenzwert festgestellt und bei 3,9 % Salmonellen. Ähnliche Untersuchungen gibt es auch aus Schweden, Italien und anderen Ländern.

Durch diese Kontaminationen besteht die Gefahr bakterieller Infektionen und vor allem der Bildung und Verbreitung multiresistender Keime.

Zu beachten ist hierbei, dass ein betroffener Hund nicht selbst erkranken muss, aber dennoch Ausscheider sein kann. Das Infektionsrisiko betrifft somit nicht nur den gebarften Hund (hier besonders Welpen mit noch nicht ausgereiftem Immunsystem), sondern auch den Menschen, der das Futter zubereitet, dessen Haushalt und über den Hundekot die Umgebung des Hundes.

Auch Viren, Protozoen und Parasiten können z. T. nachgewiesen werden. Das oben gesagt gilt sinngemäß.

Daher sind an die Produkte an sich sowie deren Lagerung und Verarbeitung besondere Anforderungen zu stellen.

Bei Trockenfutter können Futtermilbenallergien auftreten. Das Einfrieren von Futter sowie vorbeugende Maßnahmen wie kleine Futterpakete, luftdichte Lagerung, reinigen von Zwischenbehältnissen, können Futtermilben verhindern bzw. reduzieren.

Bild: Fisch wird mit Messer bearbeitet. Bei der Verarbeitung der tierischen Zutaten besteht eine hohe Gefahr, Keime zu verbreiten. Es sollte daher ein hoher Hygienestandard eingehalten werden. (Quelle: pixabay)
Bei der Verarbeitung der tierischen Zutaten besteht eine hohe Gefahr, Keime zu verbreiten. Es sollte daher ein hoher Hygienestandard eingehalten werden. (Quelle: pixabay)

Hygienemaßnahmen

Im Umgang mit rohem Fleisch / Fisch für die Hundefütterung und im Umgang mit (gebarften) Hunden sollten daher besondere Hygienemaßnahmen eingehalten werden:

  • Hände waschen nach Hundekontakt
  • möglichst kein Abschlecken durch den Hund – Abschlecken im Gesicht sollte absolut Tabu sein. Nach Abschlecken: abgeschleckte Stelle waschen
  • Durchgehende Kühlkette sicher stellen
  • Fleisch separat von Lebensmitteln, die für den menschlichen Verzehr gedacht sind, aufbewahren
  • Fleisch nur portionsweise auftauen, keine lange Lagerungen im aufgetauten Zustand – auch nicht im Kühlschrank
  • Fleisch bei max. 10 °C im Kühlschrank auftauen lassen
  • Fleisch / Fisch abwaschen kann oberflächliche Bakterienfilme entfernen
  • zur Fleischbearbeitung separate Utensilien für den Hund verwenden
  • verwendete Utensilien nach Gebrauch reinigen– separate Spülutensilien verwenden
  • mit Fleischwasser / Auftauwasser benässte Oberflächen sorgfältig reinigen
  • Hände waschen nach Futterzubereitung nicht vergessen
  • Näpfe nach Gebrauch reinigen – separate Spülutensilien verwenden
  • unvollständig geleerte Näpfe nicht lange stehen lassen, sondern zeitnah leeren
  • Spülutensilien (Schwamm, Lappen) regelmäßig austauschen
  • Utensilien nicht in der Spülmaschine reinigen, da ein Abtöten gesundheitsgefährlicher Keime nicht immer gegeben ist und sich ein infektiöser Biofilm in der Spülmaschine bilden kann. (zu Biofilm s. Klein, aber geschwätzig: Bakterien-Kommunikation)
  • Kot einsammeln
  • wenn sich immungeschwächte Lebewesen oder Lebewesen mit noch nicht ausgereiftem Immunsystem im Haushalt befinden: weitere besondere Anforderungen in Abstimmung mit den Ärzten.

Hinweis zur Reinigung: Abspülen oder in „heißes“ Spülwasser legen, reicht nicht. Es ist mindestens eine zusätzliche mechanische Bearbeitung erforderlich, also ein (mehrfaches) Abwischen mit Spülschwamm (oder ähnlichem).

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BARF: Nährstoffungleichgewicht

Natürlich füttern, heißt nicht automatisch hinsichtlich der Nährstoffe ausreichend zu füttern. Ausreichende Nährstoffversorgung muss über einen ausgeklügelten Futterplan und / oder über verschiedene Futterzusätze sichergestellt werden. In der Untersuchung von Hoummady (2022) stammt der überwiegende Teil der BARF-Rezepturen aus Quellen, die keine Rationsprüfungen vornahmen, in 72 % der Fälle wurden keine Vitamine oder Mineralien zusätzlich ergänzt.

Häufig enthalten BARF-Rezepte sehr unklare Aussagen hinsichtlich der einzelnen Bestandteile, zudem werden die Rezepte oft individuell variiert. So finden sich häufig nur die Mengenangaben zu den Grobkategorien „Muskelfleisch, Innereien (evtl. noch mit Angaben zum Mindestanteil Leber), rohe fleischige Knochen, Obst, Gemüse“. Angaben zu evtl. erforderlichen Zusatzstoffen fehlen teilweise. Die Nährstoffbestandteile der einzelnen Komponenten sind jedoch stark unterschiedlich und muss bei der Futterzusammensetzung berücksichtigt werden.

 Ca mg/100 gP mg/100 gZn mg/100 gJ µg/100 g
Schwein: Bauch1551,64
Rind: Keule131953,33
Huhn Brust1421213
Rotbarsch251150,580
Erbse904802,415
Möhre50350,44
Apfel9100,12
Beispiele verschiedener Nährstoffgehalte (Quelle Zentek, 2016)

In verschiedenen Untersuchungen wurden BARF-Rezepte bzw. BARF-Rationen auf die zugeführten Nahrungsinhaltsstoffe untersucht. Jede dieser Untersuchungen ermittelte einen mehr oder weniger hohe Anteil an nicht bedarfsdeckenden Futterplänen.

In der neuesten Untersuchung aus Deutschland aus 2023 (Hajek) hatten 94 % der BARF-Rationen mindestens einen Nährstoff, der in falscher Menge zugeführt wurde, 66,3 % wiesen sogar bei 5 oder mehr Nährstoffen Ungleichgewichte auf. Die Studie warnt, dass sich damit die Situation im Vergleich zu früheren Studien noch verschlechtert hat.

Obwohl in der Untersuchung von Dillitzer et al. (2011) ein hoher Anteil an nicht adäquaten Futterrationen enthalten waren, zeigten sich außer einigen Hauterkrankungen keine deutlichen ernährungsbedingten Erkrankungen. Die Autoren der Studie vermuten, dass Erkrankungen sich noch im subklinischen Bereich befinden bzw. deutliche Symptome erst nach langer Zeit der Fehlernährung auftreten, wenn die Körperspeicher geleert sind (Durchschnittsalter der Hunde in der Studie: 4,4 Jahre). Allerdings räumen sie auch ein, dass die Bedeutung von Bedarfswerte vielleicht überschätzt sein könnte, betonen aber, dass in der tiermedizinischen Praxis zahlreiche Fälle eindeutiger Fehlernährung durch Barfen auftreten.

Fehlernährung hat Einfluss auf die Gesundheit des Hundes. Bei verschiedenen Krankheiten (etwa SDU, DCM) besteht in einigen Fällen ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Ernährung. Auch Verhaltensauffälligkeiten können teilweise auf falsche Fütterung zurückzuführen sein. Bei spezifischen Erkrankungen sollte daher nicht nur der aktuelle Futterplan (die aktuelle Fütterungsmethode) überprüft werden, sondern möglichst die komplette Fütterungshistorie vom Welpen bis zum erkrankten Hund.

Typische Nährstoffungleichgewichte

Typische Nährstoffungleichgewichte, die in vielen Studien festgestellt wurden, betreffen vor allem die Versorgung mit Kalzium, Phosphor, Kupfer, Zink, Jod, Mangan, Selen, Eisen, Vitamin A und D.

Grafik: Vergleich der prozentuale Nährstoffversorgung einzelner Nährstoffe (Ca, P, Ca:P, Zn, Cu, J, Vit A, Vit D) im Vergleich zwischen Zimmermann und Hajek. Bei Hajek weisen Ca, P, Ca:P und Vit A in ca. 20 % der Fälle Unterversorgungen auf. Bei Zn, Cu, J und Vit D liegt die Unterversorgung zwischen ca. 60 und 80 %. Der Vergleich ausgewählter Inhaltsstoffe bei Zimmermann und Hajek zeigt, dass zwar bei einigen Nährstoffen der Anteil fehlerhafter Zufuhr abgenommen hat, aber dennoch viele Inhaltsstoffe in zu geringen bzw. zu hohen Mengen gefüttert werden. (Datenquellen: Zimmermann, 2013, jeweils erster Datensatz); Hajek, 2023, jeweils zweiter Datensatz).
Der Vergleich ausgewählter Inhaltsstoffe bei Zimmermann und Hajek zeigt, dass zwar bei einigen Nährstoffen der Anteil fehlerhafter Zufuhr abgenommen hat, aber dennoch viele Inhaltsstoffe in zu geringen bzw. zu hohen Mengen gefüttert werden. (Datenquellen: Zimmermann, 2013, jeweils erster Datensatz); Hajek, 2023, jeweils zweiter Datensatz).

Kalzium und Phosphat

Wie alle Nährstoffe müssen Kalzium und Phosphat innerhalb bestimmter definierter Mengen gegeben werden. Zusätzlich müssen sie aber auch in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen (Ca:P > 1:1 und < 2:1, optimal 1,4:1). Ungleichgewichte können insbesondere bei Hunden im Wachstum zu nachhaltigen gesundheitlichen Schäden führen. Daher wird empfohlen, Welpen und Junghunde nicht zu barfen.

In Fertigfutter enthält häufig viel leicht löslichen Phosphor, welcher als Geschmacksverbesserer und für bessere Konsistenz eingesetzt wird. Möglicherweise kann dies zu Nierenproblemen führen. Eine nicht altersgerechte Fertigfutter-Sorte kann zu einem falschen Ca:P-Verhältnis führen.

Jod

Bei gebarften Hunden findet sich sowohl eine drastische Überversorgung als auch eine drastische Unterversorgung. Beides hat Auswirkungen auf den Schilddrüsenkreislauf und kann sowohl zu einer (reversiblen) nahrungsmittelbedingten Schilddrüsenunterfunktion als auch zu einer primären (nicht reversiblen) Schilddrüsenunterfunktion führen (s. auch Jod und Schilddrüsenunterfunktion).

Jodungleichgewichte entstehen aber auch, wenn jodreiche Nahrungsmittel nur einmal die Woche oder noch seltener gefüttert werden. Der rege Schilddrüsenstoffwechsel des Hundes benötigt eine konstante Jodzufuhr.

Wird Jod zusammen mit Lebensmitteln gefüttert, die Kalzium, Blausäure oder Glucosinolate enthalten (etwa Leinsamen oder Kohlgemüse) wird die Jodaufnahme in die Schilddrüse reduziert, was zu erhöhtem Jodbedarf bzw. zu Jodmangel führt. Fisch und Algen haben zudem einen sehr stark schwankenden Jodgehalt.

Da keine schnelle Anpassung an wechselnde Jodzufuhren erfolgt, sind bei der Jodversorgung besonders kritisch zu sehen:

  • schwankende Jodgehalte in den Futtermitteln (Seealgen, Fischprodukte),
  • schwankende Jodgehalte bei der Fütterung: Umstellung von jodreichen auf jodarme Rationen – etwa eine lediglich 1x wöchentliche Jodzufuhr,
  • Umstellung von Fertigfutter auf BARF-Rationen ohne Jod-Zusatz (jodarme Rationen).

Vitamin D

Der Bedarf an Vitamin D ist eng an die Zufuhr von Kalzium und Phosphat gebunden, aber auch von anderen Faktoren, wie Alter und Aktivität, abhängig. Im allgemeinen ist ein Vitamin D-Mangel bei Hunden selten, aber typisch für Barf-Rationen ohne Salzwasserfisch oder Lebertran.

Aminosäuren

Hunde können nicht alle Aminosäuren selbst herstellen. Bei den essentiellen Aminosäuren sind sie darauf angewiesen, diese mit der Nahrung in ausreichender Menge aufzunehmen.

Hinweis: Auch für den Menschen u. a. Lebewesen sind bestimmte Aminosäuren essentiell.

Grundsätzlich sind Hunde (im Gegensatz zu Katzen) zur Synthese von Taurin in der Lage. Hierzu ist jedoch eine ausreichende Versorgung mit den Aminosäuren Methionin und Cystein erforderlich. Dennoch gibt es Rassen, bei denen genetisch bedingt Taurin-Defizite auftreten können (z. B. Rottweiler, Dänische Dogge, Dobermann Pinscher). Die Taurinsynthese scheint zudem überproportional mit der Hundegröße abzufallen, sodass große Hunde anscheinend auf Taurinzufuhr über die Nahrung angewiesen sind.

Insbesondere bei mit BEGH-Rationen gebarften Hunden besteht die Gefahr von Taurin-Mangel. Der Tauringehalt und die Bioverfügbarkeit im Fleisch verschiedener Tierarten und verschiedener Körperregionen schwankt stark. Das Taurin im Lammfleisch weist z. B. eine sehr niedrige Bioverfügbarkeit auf.

Zusammen genommen kann dies eine Taurin-Unterversorgung bewirken.

Bei einigen Rassen konnte zudem ein Zusammenhang zwischen Blut-Taurin-Level und DCM (dilatative Kardiomopathie) festgestellt werden.

Anzumerken ist allerdings, dass auch bei Fertigfuttern Taurin-Mangel bzw. Cystein-/Methionin-Mangel vorhanden sein können (U.S. Food and Drug Administration).

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Barf–Profile

Geriatrische / Organprofile beinhalten verschiedene Blutwerte, aufgrund derer vermeintlich eine Erkrankung aufgrund Mangelversorgung rechtzeitig erkannt werden kann. Spezielle BARF-Profile reduzieren die Analyse auf bestimmte Werte – häufig jene, deren Versorgungsstand bei BARF in Studien häufig als kritisch eingestuft wurden.

Hajek (2022) untersuchte die Aussagekraft bestimmter Faktoren (speziell des BARF-Profils von Synlab) im Vergleich mit computergestützten Rationsberechnungen. Kurz gesagt: Die Blutwerte standen in der Regel in keinem Zusammenhang mit der anhand der Rationsberechnungen ermittelten Versorgungslage. Im wesentlichen ist das darauf zurückzuführen, dass der Blutspiegel vieler Substanzen konstant gehalten wird und in Wechselwirkung mit den Körperspeichern (Knochen, Leber..) steht. Bevor Mangelerscheinungen im Blut nachzuweisen sind, müssen diese Körperspeicher geleert werden. Zudem stellt ein Blutbild immer eine Momentaufnahme dar. Wie am Beispiel Jod erläutert, kann bei einem wöchentlichen „Jodtag“ der Jodgehalt im Blut an verschiedenen Tagen sehr unterschiedlich sein.

Hajek verglich zudem verschiedene Blutwerten bei gebarften und bei „Fertigfutter“-Hunden. Obwohl bei vielen gebarften Hunden rechnerisch deutliche Nährstoffungleichgewichte festgestellt wurde, spiegelte sich das in den Blutwerten nur zum Teil wieder. Auch bei mit Fertigfutter gefütterten Hunden gab es teilweise abweichende Blutwerte.

Grafik: Vergleich von Blutinhaltsstoffe zwischen gebarften Hunden und mit Fertigfutter gefütterten Hunden. Dargestellt sind einzelne Blutwerte: Ca, P, Zn, Cu, J, T4, Vit A und Vit D je nach Fütterungsart. Abweichende Blutwerte finden sich sowohl bei gebarften Hunden als auch bei jenen, die mit Fertigfutter ernährt werden. Tendenziell befinden sich die Blutwerte bei „Fertigfutterhunden“ jedoch eher in der Norm.
Abweichende Blutwerte finden sich sowohl bei gebarften Hunden als auch bei jenen, die mit Fertigfutter ernährt werden. Tendenziell befinden sich die Blutwerte bei „Fertigfutterhunden“ jedoch eher in der Norm.

Auffällig ist, dass bei gebarften Hunden lediglich rd. 30 % adäquat mit Jod versorgt wurden, rd. 64 % waren unterversorgt. Dennoch befanden sich die T4-Werte zu rund 76 % innerhalb der Norm, bei 23 % unterhalb der Norm (bei Fertigfutter: 47,6 % innerhalb bzw. 52,4 % unter Norm). Allerdings war die Fertigfuttergruppe durchschnittlich älter (7 Jahre im Vergleich mit 4,9 Jahre) und zu rd. 62 % kastriert (BARF: 55 %). Ein direkter Vergleich der beiden Fütterungsarten ist (zumindest) in diesem Punkt daher nicht möglich.

Bei manchen Nährstoffen sind die Blutwerte ohnehin kaum dazu geeignet, die Versorgungslage widerzuspiegeln. Beispiele:

  • Der Jodstatus wird optimalerweise im Urin bestimmt. Die Adaption an geänderte Jodmengen im Futter kann sehr langsam erfolgen und ist im Blut nicht nachweisbar.
    Eine Beurteilung sollte im Zusammenhang mit den T4-Werten erfolgen.
  • Kalzium unterliegt im Blut einer sehr engen Regulierung. Zuviel Kalzium wird im Knochen eingebaut, bei zu wenig Kalzium wird es aus den Knochen gezogen. Wenn sich die Blutwerte ändern, ist es daher oft viel zu spät.

Lediglich hinsichtlich Vitamin D ermöglicht 25-Hydroxycholecalciferol eine gewisse Aussage über die Versorgungslage.

Rationsberechnungen

Die Nährstoffversorgung kann am besten anhand von Rationsberechnungen überprüft werden. Hierbei werden die einzelnen Nährstoffe der Einzelkomponenten des Futterplans berücksichtigt und addiert. Dadurch lässt sich ermitteln, welche Nährstoffe der Hund in welchen Mengen aufnimmt.

Inzwischen stehen dafür verschiedene spezielle Computerprogramme zur Verfügung, mit denen z. B. die Inhaltstoffe üblicher Futterbestandteile und -zusätze berücksichtigt werden. Für Tierärzte steht z. B. Diet Check Munich© zur Verfügung. Daneben gibt es diverse andere Programme – mit mehr oder weniger guter Qualität.

Für alle Programme und  Berechnungen gilt:

  • Es kann nur das berechnet werden, was in den Rechenschritten definiert ist.
    Beispiel: Die gleichzeitige Fütterung von Jod zusammen mit jodaufnahme-hemmenden Substanzen müsste zu höheren Jodmengen führen.
  • Es kann nur berücksichtigt werden, was eingegeben wird.
    Beispiele: Was als aktiver Hund bezeichnet wird, kann sehr unterschiedlich sein. Die Aussagen x Std. Gassi, x Std. im Garten sagen nichts über die tatsächliche Aktivität des Hundes und dessen Energiebedarf aus. Fettgehalt des Fleisches, verschiedene Obst- und Gemüsesorten haben unterschiedliche Nährstoffgehalte.
  • Die Interpretation der Rechenergebnisse muss fachlich korrekt erfolgen.
    Beispiele: Die zuvor genannten Aspekte müssen berücksichtigt werden. Halterbedingte Anforderungen müssen einfließen, Wechselwirkungen zwischen Nahrungsmitteln berücksichtigt werden etc.

Nahrungsinhaltsstoffe werden in den Programmen als Durchschnittswerte angesetzt. Diese Inhaltsstoffe können stark regional und jahreszeitlich schwanken. So spielen bei Pflanzen Anbauort, Bodenqualität und Düngung eine wesentliche Rolle für die Inhaltsstoffe. Auch bei tierischen Produkten sind die Herkunft, Jahreszeit, Fütterung und Zusätze für die tatsächliche Menge an Mineralien und Spurenelementen im Gewebe relevant. Unterschiedliche Fettgehalte (je nach Haltungsbedingung und Jahreszeit) führen ebenfalls zu unterschiedlichen Nährstoffgehalten. Die Menge der Spurenelemente in einzelnen Geweben kann stark individuell und kurzfristig schwanken, wie zum Beispiel der von Kupfer in der Leber.

Das heißt, ein rechnerisch ermittelter Nährstoffgehalt in der BARF-Ration muss nicht in der tatsächlichen Ration enthalten sein.

Bei Fertigfutter sind die Hersteller verpflichtet, den konstanten bedarfsdeckenden Nährstoffgehalt sicher zu stellen. Wie dies bei CORF-Produkten erfolgt, ist unklar.

Futterpläne und Ernährungsberater

Die Komplexität von Hundeernährung wird häufig unterschätzt. Die Ernährung muss alle erforderlichen Inhaltsstoffe enthalten und das in den jeweils richtigen Mengen und Verhältnissen. Die Bioverfügbarkeit ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Hierzu zählen etwa Verarbeitung (wie z. B.  Erhitzen, Zerkleinerung, Wässern) und die Wechselwirkung mit anderen Inhaltsstoffen. All dies muss berücksichtigt werden.

Wenn man sich für BARF entschieden hat, sollte man daher qualifiziert erstellte Futterpläne verwenden.

Futterpläne werden jedoch von vielen Barfern anhand von Internet-Angaben und Büchern erstellt (s. o.). Wie die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen zeigen, führt dies oft zu Fehlversorgungen.

Ernährungsberater bieten die Erstellung von Futterplänen an. Basis sind i. d. R. Computerprogramme. Defizite bei der Verwendung von Computerprogrammen sind oben genannt.

Eine Ausbildung zum Ernährungsberater kann als berufsbegleitende Ausbildung innerhalb 1,25 – 2 Jahren absolviert werden. Bei ca. 8 Std. Wochenaufwand, entspricht das etwa 3  – 5 Monate à 40 Std./Woche. Häufig werden entsprechende Computer-Programme zur Rationsberechnung mitgeliefert. Ob diese Ausbildungszeit geeignet ist, qualifizierte Futterpläne zu erstellen oder bestehende Futterpläne qualifiziert zu bewerten, ist oft stark vom persönlichen Engagement und Weiterbildungen abhängig.

Daher wird im allgemeinen empfohlen, Futterpläne nur von veterinärmedizinischem Fachpersonal mit speziellen Kenntnissen der Diätetik erstellen zu lassen.

Tipps fürs BARFEN

  • Bevor man beginnt zu barfen, sollte ein gründlicher Gesundheitscheck beim Hund durchgeführt werden.
  • Der Haustierarzt sollte über die Fütterungsweise informiert sein. Spätestens bei auftretenden gesundheitlichen Problemen ist der behandelnde TA darüber zu informieren, dass der Hund gebarft wird.
  • Grundsätzlich sollte nur auf Basis von durch kompetente Personen erstellten Futterplänen gebarft werden.
  • Die Vorgaben der Futterpläne sind möglichst genau einzuhalten.
  • Bei bestehenden Vorerkrankungen sollte der Futterplan von einem TA erstellt werden und der behandelnde TA zu den Futterplänen befragt werden.
  • Beim Umgang mit rohem Fleisch sollten strikte Hygienemaßnahmen eingehalten werden, insbesondere, wenn sich Menschen (oder Tiere) mit eingeschränktem Immunsystem im Haushalt oder direkten Umfeld befinden (Kinder, ältere Menschen, Menschen mit reduziertem Immunsystem).

Quellen (Auszug)

Alessandri G et al.: Metagenomic dissection of the canine gut microbiota: insights into taxonomic, metabolic and nutritional features. Environmental Microbiology, 21(4), 1331–1343, 2019

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Dillitzer N et al.: Intake of minerals, trace elements and vitamins in bone and raw food rations in adult dogs. British Journal of Nutrition, 106, S53–S56, 2011

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Glówny et al.: Raw diets for dogs and cats: Potential health benefits and threats. Polish Journal of Veterinary Sciences Vol. 27, No. 1, 151–159, 2024

Hajek V: Computergestützte Rationsberechnung (Diet Check Munich©) versus BARF-Blutprofil beim Hund. Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, Dissertation, 2023

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Morelli G et al.: Raw meat-based diets for dogs: survey of owners’ motivations, attitudes and practices. BMC Veterinary Research, 15:74, 2019

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Paulsen P et al.: Lead Contamination in Meat and Offal from Game (Ruminants), Destined for Raw Feeding of Dogs and Retailed in Austria. Pets, 10, 2024

Schmidt M et al.: The fecal microbiome and metabolome differs between dogs fed Bones and Raw Food (BARF) diets and dogs fed commercial diets. PLoS ONE 13 (8): e0201279, 2018

Zentek J: Ernährung des Hundes. 8. Aufl., Stuttgart: Enke, 2016

Zimmermann S: Umfrage zum Thema Rohfütterung „BARF“ unter Hundebesitzern in Österreich und Deutschland und rechnerische Überprüfung von BARF-Rationen. Veterinärmedizinischen Universität Wien, Dissertation, 2013

Links U.S. Food and Drug Administration (FDA): Taurin und DCM

naseweisbz.net

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