IBD und Futtermittelallergie sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Wesentliche Kennzeichen sind ein überreagierendes Immunsystem und eine veränderte Bakterienbesiedlung. Wie kommt es dazu und was passiert im Körper? Ein Überblick.
Zugunsten der Verständlichkeit stark vereinfacht.
Begriffsverwirrung IBD und Einordnung
IBD ist die Abkürzung für (Idiopathic) Inflammatory Bowel Disease, also entzündliche Darmerkrankungen mit unbekannter Ursache. (Abkürzungen zu IBD s. „IBD und Co: Abkürzungen„)
IBD wird je nach Quelle nur für eine relativ eng umrissene Krankheit verwendet oder für einen Komplex verschiedener Krankheiten mit ähnlichen Symptomen. Diese Krankheiten können (bis auf Ausnahmen) wie folgt beschrieben werden:
- chronische oder immer wiederkehrende,
- nicht-infektiöse,
- entzündliche (Magen-)Darm-Erkrankung
- mit überschießenden, unkontrollierten Immunreaktionen,
- teilweise aus unbekannten Gründen (idiopathisch),
- teilweise mit multifaktoriellen Ursachen.
Da die Erkrankungen sich stark ähneln, gehen manche davon aus, dass es sich insgesamt nur um eine Krankheit mit verschiedenen Krankheitsbildern handelt oder sich diese Krankheit im Laufe der Zeit über die verschiedenen Stadien entwickelt.
Alternativ werden diese Krankheiten unter CIE (chronisch entzündliche idiopathische Enteropathie) zusammengefasst und IBD als eine Unterkategorie eingestuft. Diese Einteilung wird im Folgenden verwendet. Es ist allerdings zu beachten, dass manche der genannten Erkrankungen nicht als idiopathisch (ohne bekannte Ursache) eingestuft werden.
Die unterschiedliche Begriffsverwendung erschwert die Kommunikation über IBD, z. B. beim Vergleich von Studien.
Die Schutzmechanismen des Darms
Der Darm ist flächenmäßig das größte Immunorgan im Körper (gut-associated lymphoid tissue, GALT) und stellt eine Barriere zwischen Außen und Innen dar. Unterstützt wird es dabei von symbiotischen (hilfreichen) Bakterien.
Orale Toleranz
Eine Immunreaktion kann auf Proteine bzw. einzelne Strukturen von Proteinen (Antigene) erfolgen. Die Antigene befinden sich z. B. an der Oberfläche von Bakterien / Zellen oder in Proteinen, die mit der Nahrung aufgenommen wurden. Die Reaktion erfolgt in zwei Schritten: In der ersten Reaktion (Aktivierungsphase) wird durch eine unspezifische (angeborenen) Reaktion quasi „blind“ agiert, in der spezifischen Antwort (erworbene Immunantwort) wird das Antigen (AG) gezielt mit passenden Antikörpern (AK) angegriffen (Differenzierungs- und Effektorphase). An der Immunreaktion sind zahlreiche Immunzellen beteiligt, die über verschiedene chemische Substanzen (Zytokine) koordiniert werden.
Angeborenen, unspezifischen Immunantwort | Erworbene, spezifische Immunantwort |
---|---|
Monozyten Makrophagen Mastzellen Neutrophile Granulozyten Eosinophile Granulozyten | T-Zellen B-Zellen Plasmazellen (AK-produzierende B-Zellen) |
Das Immunsystem muss differenzieren zwischen
- körpereigenen Zellen,
- nicht gefährlichen und „erwünschten“ Bakterien,
- Nahrungsinhaltsstoffen mit Antigenen und
- gefährlichen Erregern und Giften.
Das Immunsystem kann lokal begrenzt gegen die Antigene vorgehen, im gesamten Körper die entsprechenden Antigene bekämpfen oder über eine systemische Immuntoleranz die Antigene „ignorieren“. Diese Toleranz wird als Orale Toleranz (OT) bezeichnet und stellt somit einen wichtigen Schutzmechanismus vor Überreaktionen dar.
Das Immunsystem reagiert zwar immer wieder auf ein Antigen, wird aber im Normalfall schnell wieder „zurückgepfiffen“. Eine wichtige Rolle bei der Einregulierung des Immunsystems spielen die Regulatorischen Helferzellen (TREG). Sie können Immunreaktionen rechtzeitig vor der Entstehung von Entzündungen unterdrücken und andererseits die Toleranz gegenüber unschädlichen Antigenen erhöhen. Ein wichtiges Werkzeug der OT sind die antigenspezifischen Antikörper, speziell IgA, deren Produktion durch TREG gefördert wird. IgA ist in großen Mengen im Darm und auf der Darmschleimhaut vorhanden und verhindert u. a. die Anheftung von Bakterien auf der Darmschleimhaut, die Bildung von schwer angreifbaren Biofilmen (s. „Klein, aber geschwätzig: Bakterien-Kommunikation“) und neutralisiert verschiedene Antigene.
Immunreaktion und Immuntoleranz sind also im Normalfall fein austariert. Es existiert eine Homöostase, genauer: Das Immunsystem pendelt um ein langfristiges Gleichgewicht.

Die Immuntoleranz kann von diesem Optimum mehr oder weniger stark abweichen: Die Toleranz kann entweder zu gering sein, sodass das Immunsystem zu aktiv ist (Verlust der Oralen Toleranz) und alles, inklusive der eigenen Körperzellen (Autoimmunreaktion) bekämpft. Oder die Toleranz kann sehr hoch sein, mit der Folge, dass das Immunsystem nicht reagiert und sich Krankheitserreger ungebremst ausbreiten können.
Bei Hunden mit CIE ist die Orale Toleranz reduziert. Die Anzahl der TREG sind im Vergleich zu gesunden Hunden vermindert und somit ein wichtiger Regulationsmechanismus gestört. Dies führt u. a. zu einem Mangel an IgA und zu einer Störung des bakteriellen Gleichgewichts.
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Darmbakterien
Im Darm sind große Mengen an Darmbakterien angesiedelt: das Darm-Mikrobiom (vereinfacht: Darmbiom). Die Darmbakterien können schädlich sein, z. B. in dem sie giftige Stoffwechselprodukte abgeben, keinen nennenswerten Einfluss haben oder nützlich sein, in dem sie z. B. unverwertbare Nahrungsbestandteile in verwertbare umwandeln und Vitamine zur Verfügung stellen.
Die schädlichen Bakterien sind Pathogen, die neutralen oder nützlichen werden als Kommensalen (und Synergisten) bezeichnet.
Manche Bakterienarten sind mehr oder weniger in allen höheren Lebewesen zu finden, wie z. B. E. Coli. Die Zusammensetzung des Bioms ist artspezifisch, aber dennoch individuell verschieden. Zudem unterscheiden sich die Biome in Magen, Dünn- und Dickdarm.
Das Darmbiom hat wichtige Aufgaben, wie z. B.:
- Entwicklung und Einregulierung des Immunsystems: Neben der Einregulierung des Immunsystems nach der Geburt, werden durch das Biom verschiedene entzündungshemmende Stoffe produziert, wie z. B. kurzkettige Fettsäuren (SCFA), Indol oder sekundäre Gallensäure. Diese blockiert z. B. bestimmte Rezeptoren und verhindert so die Bildung entzündungsfördernder Zytokine.
- Schutz vor pathogenen Keimen: Bereits die Menge an Kommensalen verhindert oft schon die Ansiedlung weiterer Bakterien und entzieht diesen zudem die Nährstoffgrundlage. Durch Stoffwechselprodukte (Bakteriozine) können Bakterien Neuansiedler direkt schaden oder für diese ungünstige Lebensbedingungen schaffen. Zum Beispiel können durch die Bildung von SCFA pH-empfindliche Bakterien reduziert werden.
- Unterstützung / Erhalt der Darmbarriere durch Förderung spezieller Proteine zwischen den Darmwandzellen (Tight-Junction-Proteine), Aufrechterhaltung der Darmschleimhaut sowie Auswirkung auf Zellteilung und Absterben von Darmwandzellen.
- Produktion von Nährstoffen aus Nahrungsinhaltsstoffen, die für den Hund unverdaulich sind. So bilden Bakterien Vitamin B (Folsäure, B12) und Vitamin K sowie aus Kohlenhydraten SCFA.
Wie das Immunsystem kann das Darmbiom aus dem Gleichgewicht geraten, sowohl hinsichtlich der Artenzusammensetzung als auch der Anzahl der Bakterien. Zahlreiche Ursachen können unmittelbar zu einer Dysbiose (also einer Fehlbesiedlung mit Bakterien) führen, wie z. B. Nahrungsmittel, die eine bestimmte Bakterienart begünstigen oder Antibiotika, die bestimmte oder alle Bakterienarten vernichten. In einem gesunden Darm pendelt sich das Darmbiom nach kleineren Störungen wieder ein.
CIE wurden früher teilweise auch als SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) bezeichnet, da man die Darmprobleme auf eine unkontrollierte Vermehrung und somit eine Überbesiedlung des Dünndarms zurückführte.
Inzwischen geht man jedoch davon aus, dass nicht die Menge der Bakterien für CIE relevant ist, sondern die veränderte Artenzusammensetzung der Bakterien sowie die verringerte Anzahl von Arten. So findet man bei Hunden mit IBD z. B. im Dünndarms mehr Bakterien der Arten Diaphorobacter, Acinetobacter, Lactobacillus spp., Streptococcus spp. und E. Coli, aber weniger von Fusobacteria, Bacteroidaceae, Prevotellaceae und Clostridiales [6].
Ursachen von CIE
Immunsystem und Darmbiom
Die Ursachen der CIE sind ein überreagierendes Immunsystem und eine Dysbiose, wobei diese Faktoren einzeln oder zusammen wirken oder sich gegenseitig verstärken können. Die genauen Ursachen der Immunstörung und der Dysbiose, sind unbekannt. Ebenso ist meist unklar, ob die eine Ursache die andere bedingt und wenn, welche der Ursachen die auslösende ist.
So könnte eine Dybiose im Laufe der Zeit ein überschießendes Immunsystem bewirken. Oder das fehlgesteuerte Immunsystem könnte im Laufe der Erkrankung zu einer Dysbiose führen. In diesem Sinne wären sowohl die FRE als auch die ARE als Frühstadien einer IBD zu verstehen.
Bei HUC geht man davon aus, dass veränderte E. Coli-Bakterien eine wesentliche Rolle spielen.

Rassen mit genetischer Disposition
Rassen mit genetischer Disposition haben ein erhöhtes Risiko, eine CIE zu entwickeln. Allerdings müssen mehrere Faktoren zusammen wirken, damit sich die Erkrankung manifestiert.
Ausbildung des Immunsystems: Hygiene-Hypothese
Die Hygiene-Hypothese geht davon aus, dass zur Ausbildung eines adäquaten Immunsystems ein ausreichendes „Training“ des Immunsystems erforderlich ist. Die vollständige Ausreifung des Immunsystems erfolgt in der Zeit nach der Geburt und wird durch die Muttermilch unterstützt.
Eine zu hygienische, keimarme Umgebung kann gemäß dieser Theorie im Laufe des weiteren Lebens zu (Auto-)Immunerkrankungen führen. Eine normale Umgebung führt hingegen zu einer angepassten Ausbildung des Immunsystems.
In der Untersuchung von Hemida et al. [2] zeigt sich ein hoch signifikanter Unterschied zwischen Welpen und Junghunden, denen mehrmals täglich Außenaktivitäten geboten wurden und solchen ohne Kontakt mit der Außenwelt. Letztere hatten ein höheres Risiko, später eine CIE zu entwickeln. Der Kontakt mit den üblichen Erregern bei den Outdoor-Aufenthalten scheint also die Gefahr einer späteren CIE zu verhindern. Erregerkontakte im normalen Umfang tragen scheinbar dazu bei, ein normales Darmbiom zu entwickeln.
Einflüsse in der Welpen- / Jundhundzeit
In der Studie [2] werden weitere Risikofaktoren für Welpen / Junghund identifiziert, die die Entstehung einer CIE im weiteren Leben erhöhen können.
- Verwandtschaft: CIE-Erkrankungen eines oder mehrerer Verwandter ersten Grades, insbesondere bei einer CIE-Erkrankungen der Hündin.
- Impfung der Hündin kurz vor oder während der Trächtigkeit. Eine Impfung der Welpen / Junghunde hatte hingegen keinen Einfluss.
- Body-Mass-Index: Je höher der BMI der Junghunde war, desto höher ist das Risiko einer späteren CIE. Übergewicht führt zu ständigen niedrig-gradigen Entzündungen und könnte so zu einem Immunungleichgewicht führen. Ein erniedrigter BMI in der Junghundezeit könnte dagegen möglicherweise bereits das erste Anzeichen einer CIE sein.
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Futter der Welpen- und Junghunde
Eine hohe Signifikanz bestand in der Studie [2] von Hemida et al. zwischen dem ersten Futter bzw. den unterschiedlichen Futterarten in den ersten Monaten (2 – 6 Monate) und der späteren Entwicklung einer CIE.
Es wurden zwei Futtersorten verglichen, wobei die Angaben durch die Hundebesitzer erfolgten und keine konkreten Angaben zur genauen Futterzusammensetzung vorlagen. Die beiden Futtersorten wurden daher lediglich mit „typischen“ und vermuteten Attributen bewertet.
Als NPMD (non-processed meat-based diets) wird eine nicht verarbeitete, fleischbasierte Fütterung bezeichnet. Es enthält üblicherweise viel frisches Fleisch, wenig Kohlenhydrate, sowie rohe pflanzliche Ergänzungen und ist ballaststoffreich.
UPCD (ultra-processed carbohydrate-based diets) ist hingegen ein hochverarbeitetes Futter, mit typischerweise zwischen 50 – 60 % Kohlenhydratanteil (Mais, Reis, Getreide, Kartoffeln). In der Regel ist es ballaststoffarm.
Hunde, die in der Frühphase mit NPMD gefüttert wurden, entwickelten später seltener eine CIE; Fütterung mit UPCD führte hingegen eher zu CIE. Als Ursachen könnten mitwirken:
- Durch eine kohlenhydratreiche Ernährung werden andere Bakterien gefördert, als durch proteinreiche Ernährung. Möglicherweise resultiert aus einer kohlenhydratreichen Fütterung eine Bakterienüberbesiedlung. Allerdings geht man inzwischen nicht mehr davon aus, dass eine Überbesiedlung (SIBO) an der Entstehung einer CIE beteiligt ist, sondern eine ungünstige Zusammensetzung der Bakterienbesiedlung (s. o. – Darmbakterien).
- Futterzusatzstoffe im UPCD könnten einen negativen Einfluss auf die Vielfalt des Darmbioms haben und so die Dicke der schützenden Schleimschicht im Darm reduzieren.
- Ballaststoffe (Präbiotika) fördern die Bakterienvielfalt und führen zum Schutz der Darmschleimhaut. Fehlende oder reduzierte Ballaststoffe könnten somit der Auslöser für Bakterienfehlbesiedlungen sein, die sich zu einer CIE entwickeln könnten.
- Frisches Fleisch und pflanzliche Produkte könnten mehr Bakterien enthalten als UPCD und so zum Aufbau eines normalen Bioms und Entwicklung eines normalen Immunsystems beitragen (Hygiene-Hypothese).
Andere Einflüsse
Typischerweise tritt eine CIE bei mittelalten Hunden (5 – 10 Jahren) auf. Unklar ist allerdings, ob die Krankheit schon unbemerkt früher begonnen hat. Aus dem Humanbereich ist bekannt, dass frühe schwere Darmerkrankungen (speziell Entzündungen) später zu Darmproblemen wie Reizdarmsyndrom oder IBD führen können. Möglicherweise sind die frühen Darmerkrankungen aber teilweise auch frühe Anzeichen der späteren Darmerkrankungen. Bezogen auf Hund gibt es diesbezüglich kaum Untersuchungen. Es gibt jedoch Hinweise, dass CIE als Spätfolge von Parvo-Infektionen auftreten kann.
Ob das Geschlecht eine Rolle spielt, ist umstritten. Möglicherweise liegt dies an der unklaren Definition von IBD. Hemida et al. [2] konnten für CIE eine Häufung bei Rüden feststellen.
Symptome und Folgen einer CIE
Kennzeichen chronischer Darmerkrankungen
Als chronisch wird eine Darmerkrankung angesehen, wenn mindestens 3 Wochen Symptome auftreten wie z. B.
- Bauchschmerzen,
- Durchfall,
- drängendes Kotabsatzbedürfnis, schmerzhafter Stuhldrang,
- Blähungen,
- knurrende Darmgeräusche ,
- verminderter Appetit,
- Gewichtsverlust,
- erhöhter Kotabsatz hinsichtlich Menge oder Frequenz,
- Speicheln,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Aufstoßen.
Die häufigsten Symptome sind fett geschrieben.
Unterscheidung Dünndarm- und Dickdarmentzündungen
Entzündungen können sowohl im Dünndarm als auch im Dickdarm auftreten. Je nach Lage unterschieden sich die Symptome.
Dünndarm | Dickdarm | |
---|---|---|
Kot | ||
Menge | erhöht (oder normal) | reduziert (oder normal) |
Sonstiges | selten Schleimbeimengungensofern Blut enthalten ist, ist dieses schwarz (Teerstuhl)Fettstuhl aufgrund fehlender Fettverdauung möglichstinkt und kann unverdaute Nahrungsbestandteile enthalten | häufig Schleimbeimengungenkann frisches (rotes) Blut enthalten |
Kotabsatz | ||
Häufigkeit | meist normal oder mäßig erhöht | meist deutlich erhöht (mehr als 5x / Tag) |
Sonstiges | Kotabsatz häufig mit Schmerzen und Nachpressen verbundenhohe Dringlichkeit des Kotabsatzes („Jetzt sofort!“) | |
Weitere Unterschiede | ||
Gewichtsabnahme und Appetit | häufig Gewichtsverlust, z. T. trotz Heißhunger, z. T. mit vermindertem oder normalem Appetit | selten Gewichtsverlust und meist normalem Appetit |
Erbrechen | häufig | selten (bei rund 1/3) |
Darmgeräusche | möglich | nein |
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Folgen
Neben dem bereits erwähnten Gewichts- und Appetitverlust treten zumindest langfristig Verschlechterungen des Allgemeinbefindens und reduzierte Aktivität auf.
Durch die stetige Aktivierung des Immunsystems wird der Abbau von Stoffwechselprodukten aktiviert, der Hormonspiegel verändert und Nahrungsbestandteile im Darm schlechter aufgenommen.
Eine Entzündung kann die Bildung wichtiger Zellwandproteine im Darm herabsetzen und / oder zum Absterben von Darmwandzellen führen (s. o. Darmbakterien). Daraus resultiert eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms, die Barrierefunktion des Darms geht verloren. Antigene, wie Nahrungsbestandteile, Viren und Bakterien, können die Darmwand leichter durchdringen und fördern den Entzündungsprozess.
Durch die beschädigte Darmwand können Proteine verloren gehen (s. u. PLE). Die Entzündungsreaktion im Darm kann sich auf die angrenzenden Lymphgefäße ausdehnen, sodass eine sekundäre Lymphangiektasie (SIL) entsteht. Hierbei sind die Lymphgefäße im Bauchraum erweitert und mit Lymphwasser gefüllt. Dies führt zur sogenannten Bauchwassersucht. Es bilden sich Ödeme bis hin zu einem Thoraxerguss.
Der Verlust der Barrierefunktion des Darms wird teilweise als Leaky Gut (löchriger Darm) bezeichnet.

Ein weiterer Funktionsverlust des Darms ist eine reduzierte Aufnahme von Nahrungsbestandteilen. Aufgrund der veränderter Bakterienzusammensetzung werden Vitamine nicht mehr ausreichend gebildet (z. B. Vitamin B12).

Weitere mögliche Folgen sind:
- Hypoalbuminämie (häufig)
- Panhypoproteinämie
- Verlust der Blutgerinnungsfaktoren – Thrombosegefahr
Die CIE kann somit zahlreiche Folge- – und Begleiterkrankungen haben, zu denen auch Magenschleimhaut- sowie Bauchspeicheldrüsenentzündung zählen. Insbesondere bei allergischen Reaktionen (FRE) können Juckreiz und sekundäre bakterielle Hautprobleme auftreten.
Proteinverlustenteropathie (PLE)
Bei der PLE gehen über die Darmwand Proteine verloren. Sie kann als Folge aller CIEs auftreten.
Rassedispositionen sind bekannt für Schäferhunden, Shar-Pei, Basenji, Norwegischem Lundehund, Soft-Coated Wheaten Terrier, Yorkshire Terrier sowie Rottweiler [4].
Quellen und Literatur
- Calalang J, Cheung H, Lichimo K, So B: Identifying breed, dietary, and reproductive factors affecting the gut microbiome of dogs with inflammatory bowel disease. UJEMI 26:1-13; 2021
- Hemida M, Vuori KA, Moore R, Anturaniemi J, Hielm-Björkman A: Early Life Modifiable Exposures and Their Association With Owner Reported Inflammatory Bowel Disease Symptoms in Adult Dogs. Front. Vet. Sci. 8:552350. doi: 10.3389/fvets.2021.552350; 2021
- Windt BSR: Colon-Biopsien beim Hund – Histopathologie und klinische Befunde in einer retrospektiven Studie. [Diss. med. vet.], München: Ludwig-Maximilians-Universität München; 2019
- Volkmann M: Chronischer Durchfall beim Hund – Studien zur Diagnostik und Therapie. [Diss. med. vet.], Berlin: Freie Universität Berlin; 2018
- Wagner A: Immunhistochemische Phänotypisierung intestinaler Makrophagen bei Hunden mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. [Diss. med. vet.], Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover; 2018
- Ziese AL: Probiotika-Therapie bei Hunden mit Akutem hämorrhagischem Diarrhoesyndrom. München: Ludwig-Maximilians-Universität München; 2020
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12.10.2022: Ergänzung in „Andere Einflüsse“ – Hinweis auf frühe Darmerkrankungen
by naseweisbz.net