Ameisen: Bauern und Förster

Ameisen betreiben Land- und Forstwirtschaft. Sie hegen Blattläuse, züchten Pilze oder beschützen Bäume, von denen sie mit Nahrung versorgt werden. Dadurch steht ihnen leicht erreichbare Nahrung zur Verfügung.

Zum leichteren Verständnis vereinfacht

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die Informationen auf europäische Waldameisen.

Teil 1: Ameisen: Gemeinsam sind wir stark
Teil 2 der 3-teiligen Artikelreihe
Teil 3: Ameisen: Gefährdete Helfer

Hirten

Blattläuse (allgemein: Honigtauinsekten wie Blatt-, Schild- und Rindenläuse) gehören zu den Schnabelkerfen, speziell zu den Pflanzenläusen. Aus den Blattlaus-Eiern schlüpfen im Frühjahr ungeflügelte Weibchen, die sich ungeschlechtlich fortpflanzen. Im Laufe eines Jahres erzeugen sie mehrere Generationen, so dass eine dichte Blattlauskolonie entsteht. Zum Ende des Jahres werden geflügelte Tiere, u. a. auch Männchen, produziert und es findet geschlechtliche Fortpflanzung statt.

Bei ungünstigen Umweltbedingungen, wie Nahrungsmangel oder Stress durch Fressfeinde, können ebenfalls geflügelte Tiere produziert und so die Kolonie verlagert werden.

Blattläuse saugen den Saft von Pflanzen: Mit ihren Saugrüsseln durchstechen sie die äußeren Schichten und zapfen den aufsteigenden Saft der Leitgefäße an. Während der Saugphase sind sie leichte Beute für ihre Fressfeinde, wie z. B. Marienkäfer, Florfliegen und Vögel.

Ameise und Marienkäfer an einer Blattlauskolonie
Ameise und Marienkäfer an einer Blattlauskolonie
Saugrüssel einer Blattlaus
Saugrüssel einer Blattlaus

Blattläuse verdauen nur die Proteine des Pflanzensaftes. Sie müssen daher große Mengen an Saft aufnehmen und scheiden große Mengen stark kohlenhydrathaltigen Kot (Honigtau) aus. Dieser ist sehr klebrig und behindert die Blattläuse in ihren Bewegungen.

Ameisen an einer Blattlauskolonie
Ameisen an einer Blattlauskolonie
Ameisen an einer Blattlauskolonie
Ameisen an einer Blattlauskolonie
Ameisen an einer Blattlauskolonie
Ameisen an einer Blattlauskolonie

Für die Ameisen sind die Blattläuse eine ergiebige Honigtau-Quelle. Ameisen bieten den Blattläusen daher Schutz und Pflege: Sie verteidigen die Blattläuse gegen ihre Fressfeinde, bauen Schutzwälle, tragen sie zu anderen Weideplätzen und ggf. auch in ihre Kolonie. Werden die Blattläuse durch Regen von den Weideplätzen gespült, befördern die Ameisen sie wieder an lohnende Plätze. Zudem reinigen sie die mit Honigtau verklebten Blattläuse. Um die Ausscheidung von Honigtau zu fördern, betrillern (melken) sie die Blattläuse, indem sie mit den Fühlern auf den Hinterleib der Blattläuse schlagen.

Ameise und Blattlaus
Ameise und Blattlaus (Quelle: pixabay)
Ameisen an einer Blattlauskolonie
Ameisen an einer Blattlauskolonie (Quelle: pixabay)

Die „fürsorgliche Pflege“ ist allerdings nicht immer zum Wohl der Blattläuse: So werden Blattläusen teilweise die Flügel abgebissen, um sie am Verlassen der „Weide“ zu hindern oder die Blattläuse werden mit chemischen Substanzen ruhiggestellt und in ihren Bewegungen gehemmt.

Die Symbiose zwischen Ameisen und Blattläusen (Aphidophilie) besteht seit mindestens 50 Millionen Jahren und basiert möglicherweise auf einem sprachlichen Missverständnis. Nähert sich eine Ameise einer Blattlaus, hebt diese zur Abwehr den Hinterleib. Dies wird von der Ameise als Begrüßungssignal interpretiert, woraufhin sie mit dem Betasten der Blattlaus beginnt. Diese wiederum scheidet angstbedingt den süßen Kot aus.

Pro Jahr kann ein großes Volk bis zu 200 l (500 kg) Honigtau ernten.

Gärtner

Die in den Tropen und Subtropen heimischen Blattschneiderameisen betätigen sich dagegen als Gärtner. Innerhalb ihrer Kolonie züchten sie Pilze (Gattung Egerlingsschirmlinge), deren Grundstock die Königin bereits aus ihrer Ursprungskolonie mitgebracht hat.

Die Arbeiter schneiden in der Umgebung der Kolonie Blätter ab und tragen sie in die Kolonie. Dort dienen die zerkauten Blätter als Nährstoff für die Pilze. Die Ameisen sorgen auch für optimale Temperatur und Luftfeuchte und halten schädliche Pilze fern, so dass die Pilze gut gedeihen können. Die Ameisen ernähren sich von den gezüchteten Pilzen.

Der Bedarf an Blättern je Kolonie kann pro Tag erheblich sein, daher sind sie vielerorts als Schädlinge eingestuft. Andererseits wirken sie z. B. als Bodenverbesserer.

Blattschneiderameisen am gemeinsamen Werk: mehrere Ameisen bearbeiten ein Blatt
Blattschneiderameisen am gemeinsamen Werk (Quelle: pixabay)

Förster

Akazien sind mit Dornen bewährt und eigentlich recht wehrhaft. Dennoch stellen sie den Akazienameisen hohle Dornen zur Ansiedlung zur Verfügung, sowie Futter in Form von proteinreichen Futterkörbchen und Nektar.

Da die Akazienameisen sehr aggressiv sind, wehren sie effektiv Fraßfeinde und konkurrierende Pflanzen ab.

Zusätzlich ist auch der Befall von pathogenen Bakterien auf den Akazienblättern geringer. Man vermutet, dass mit den Ameisen assoziierte Bakterien antibakteriell auf die pathogenen Bakterien wirken.

Ameise auf einer Akazie
Ameise auf einer Akazie (Bildquelle: pixabay)

Weiter zu Teil 3: Ameisen: Gefährdete Helfer


Quellen (Auszug)

Ameisen schützen Akazien vor Krankheitserregern, MPG, 2014

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by naseweisbz.net

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