Die spanische Wegschnecke

Spanische Wegschnecke (oder getarnte Rote Wegschnecke?)
Spanische Wegschnecke (oder getarnte Rote Wegschnecke?)

Die Spanische Wegschnecke macht ihrem Namen alle Ehre: Fast alle Setzlinge sind weg. Radikal kahlgefressen oder niedergemetzelt. Stiel angefressen, Setzling umgekippt, dann gefressen.

Mein Garten glich bisher in den Augen der Schnecken wohl einer kulinarischen Wüste. Wobei die Augen der Schnecke ohnehin nicht besonders gut sind. Auch wenn sie Linsenaugen haben, wie wir. Aber in die Minifühler passt halt keine wahnsinnige Optik. Den Giersch, den ich ihnen von Herzen gegönnt hätte, ignorieren sie jedenfalls. Dafür stürzen sie sich auf meine Versuche, den Garten zu einer blühenden Oase zu machen (so von wegen Bienen und Schmetterlingen).

Auf ihrem Speiseplan stehen ausschließlich meine Anzuchten und zwar in der Reihenfolge:

  • Petersilie: nur wenige Stunden bis zur Vernichtung des Buschs
  • Grünkohl: die Setzlinge hatten nicht den Hauch einer Chance
  • Sonnenblumen: ebenso ohne jegliche Chance
  • Diverse Blütenpflanzen, deren Namen ich mir gar nicht erst gemerkt habe, da sie als Nachtisch verspeist wurden.

Im Glauben, dass jedes Lebewesen auch was Nettes hat, habe ich recherchiert. Das Beste, was man über die Schnecken sagen kann, ist, dass sie als Bodenverbesserer gelten und als Nahrung für Maulwürfe. Wobei Maulwürfe jetzt auch nicht meine bevorzugten Gartenmitbewohner sind. Nichts gegen die süßen kleinen Dinger – aber irgendwie stören die Hügel beim Rasenmähen. Allerdings werden die Schnecken auch von einigen nicht näher bezeichneten „Vögel, Insekten, Reptilien“ und einigen Säugetieren [1] gefressen. Ich bin mir nicht sicher, ob die nicht näher bezeichneten anderen „Vögel, Insekten, Reptilien und […] Säugetiere“ den einseitig strukturierten Garten noch so toll finden.

Weil die Schnecke zäh ist und bitter schmeckt und außerdem fürchterlich mit ihrem Schleim rumglibbert, hat sie nur wenige natürliche Feinde (außer… siehe oben). Damit auch der dusseligste mögliche Schneckenfresser das kapiert, haben sie manchmal knallige Farben, die signalisieren: „Friss mich nur – bekommt dir aber nicht!“. Das Absammeln der Biester OHNE Handschuhe hat sich übrigens als ziemlich doof rausgestellt, weil der Glibber nur schwer wieder abzuwaschen ist.

Bemerkenswert ist, dass die Schnecken zwar eigentlich einjährig sind – aber zum Teil auch den Winter überleben. Finde ich jetzt nicht so toll. Wiedersehen macht nicht immer Freude.

Eine Schnecke kann 400 Eier in einem Gelege legen. Und da sie Zwitter sind (wie alle Schnecken) entfällt notfalls die Suche nach dem passenden Geschlecht. Bei der sexuellen Fortpflanzung dauert das Vorspiel bis zu 24 Stunden – nicht nur bei der Spanischen Wegschnecke. Das sieht zumindest schön aus.

Schneckenpaarung
„Toujours l´amour!“: Paarung schwarze Schnegel(?) in Frankreich

Es gibt übrigens doch nette Nacktschnecken

Die Tigerschnecke (also eigentlich Schnegel), frisst nur Pflanzenabfälle und vergreift sich nicht an lebenden Pflanzen. Wohl aber am Gelege der Wegschnecke. Sehr sympathisch. Die Paarung erfordert artistisches Können und ist wohl so spannend, dass es dazu ein YouTube-Video gab (oder vielleicht noch gibt). U. a. durch die gefräßigen Spanier sind sie aber mittlerweile als gefährdet eingestuft. Der Tigerschnegel hat es 2005 aber immerhin bis zum Weichtier des Jahres geschafft.

Dann gibt es noch die Kellerschnecke (eigentlich Kellerschnegel), die Hundekot frisst und in England weit verbreitet ist. Die Engländer behaupten daher, dass deswegen ihre Gehwege sauberer sind als die deutschen Gehwege. Allerdings ist mir nicht ganz klar, wie eine Kellerschnecke auf den Geschmack von Hundekot kommen kann…. – also evolutionär betrachtet. Wobei ich auch schon andere Schnecken (oder Schlegel – wer weiß das schon) am unappetitlichen Festmahl erwischt habe. Würden die Biester sich so effizient auf die Katzenkacke in meinem Garten stürzen wie auf die Setzlinge, hätten sie eine Daseinsberechtigung.

Schneckenfestmahl - Gaumenfreuden sind relativ: Schnecken fressen Kot
Schneckenfestmahl – Gaumenfreuden sind relativ

Dagegen ist die Rote Wegschnecke zwar schöner anzusehen und von der Spanischen Wegschnecke fast völlig verdrängt worden – aber ähnlich gefräßig wie diese. Allerdings: Aufgrund ihrer Seltenheit steht die Rote Wegschnecke z. B. in Bayern auf der gleichfarbigen Liste (Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere) mit dem Status: gefährdet. Die Rote Wegschnecke darf daher auf keinen Fall bekämpft werden und hat somit einen Freifressschein für den Garten. Trotz ihres seltenen Status sind mir kürzlich wahnsinnig viele davon begegnet – zum Glück nicht in meinem Garten, sondern im Wald. Da sie aber alle möglichen Farben annehmen kann, wird sie auch oft mit der Spanischen Wegschnecke verwechselt (oder mit anderen Nacktschnecken).

Andererseits kann die Spanische Wegschnecke ebenso alle möglichen Farben annehmen (auch orange) – was natürlich von der Spanische Schnecke wahnsinnig schlau ist, weil der Laie sie dann nicht von der geschützten Art unterschieden kann und sie auch einen Freifressschein erhält. Und spätestens da hört es auf, lustig zu sein.

Maßnahmen gegen die alles verschlingende Spanische Wegschnecke

Absammeln: da muss man schon nachtaktiv und arbeitslos sein oder wenig Schlaf brauchen. Für den normalen Menschen also keine Dauermaßnahme. Und dann? Zerschneiden und auf den Kompost. Ist aber eine blöde Idee: Die Artgenossen sind Kannibalen und stürzen sich aus sämtlichen Nachbargärten erst auf die toten Tiere und dann auf den Garten.

Bierfallen: Ich habe moralische Bedenken, ob man den guten Hopfensaft für diese Kreaturen verschwenden kann. Aber auch hier: Die Schnecken der Nachbargärten stürmen zum Bierfest… Auf dem Weg zum Bier machen sie vermutlich erst noch etliche Pflanzen nieder. Abgesehen davon stürzen sich auch andere Insekten und Tierchen in die Biergrube.

Mit ähnlichem Effekt kann man auch Hunde- oder Katzenfutter auslegen oder verstecken. Neben den hauseigenen Vierbeinern lockt man damit aber auch andere an – z. B. Füchse und Ratten. Auch nicht so der Renner.

Sperren aus Kalkstickstoff, Sägemehl…. Ja – wirksam. Solange es nicht regnet und die Dinger die Ausmaße von Verteidigungsanlagen haben. Kaum geeignet, um einzelne Setzlinge zu schützen oder um einen (schneckenfreien!!!!) Garten vor der Invasion zu bewahren (wobei: schneckenfreier Garten?!?!).

Schneckenzäune und Co: die darf man sich nicht vergleichbar mit Pferde-, Schaf- oder Ziegenzäunen vorstellen. Nein – es müssen Bollwerke sein. Mit abgeknickten Oberkanten, am besten noch mit Stacheln bewehrt, möglichst noch einen Wassergraben drumherum (oder alternativ Biergarten (-ähm-) -graben) und da ich mir inzwischen nicht mehr sicher bin, ob die Schnecken sich nicht drunter durchgraben können: Stahlwannen oder sehr tief versenkte Bleche und weil die Schnecken vermutlich auch fliegen können: oben auch noch ein Schutz. Empfehlenswert: Selbstschussanlage und Videoüberwachung mit Meldung aufs Handy.

Flugfähig oder sehr kriechfreudig? Schnecken in einem Buch
Flugfähig oder sehr kriechfreudig?

Man kann natürlich auch Schädlingsbekämpfungsmittel verwenden. Ist aber doof für andere Haustiere und andere Schnecken (hier auch die „Haus“-Tiere: also die Hausschnecken).

Laufenten wären noch eine Alternative. Hat auch den Vorteil, dass man ab und an Ente essen kann. Andererseits sind die ziemlich laut und achten nicht sonderlich auf das Grünzeug, dass sie mit den Schnecken verschlucken.

Da Schnecken es feucht mögen und Sonne und trockene Luft nicht mögen, könnte man natürlich auch den Garten mit einem permanenten Heißluftgebläse überdecken oder Strahler aufstellen. Allerdings glaube ich, dass man für die Energiekosten ziemlich viel Grünkohl, Petersilie, Schnittblumen etc. kaufen könnte. Ja sogar einige gut gemachte Metallblumen im Garten wären noch drin.

Als ultimative Lösung wurde mir ein Hochbeet empfohlen. Aber wenn man es mit Gartenerde füllt, hat man ein Hochbett für Schnecken. Die Erde ist nämlich durchsetzt mit den Nachwuchsschnecken.

Ich denke, ich werde sie aushungern: Es gibt nächstes Jahr wieder die kulinarische Wüste. Man munkelt, dass sie „Lavendel, Salbei, Kapuzinerkresse und Vergissmeinnicht“ [1] nicht mögen (mein Lavendel mochte allerdings den Winter nicht und mein Vergissmeinnicht ist auch irgendwie abhandengekommen). Aber vielleicht knabbern die Schnecken – wenn es nur noch Gras und Giersch gibt –  endlich den Giersch an.

Nachsatz: Ich habe keine Ahnung, ob nur die Spanier (die evtl. aus Frankreich stammen) an den Verwüstungen schuld- oder auch nur teilschuldig sind. Zugegebenermaßen sind die gefassten Schuldigen derzeit klein. Aber wer weiß – die Biester wachsen ja.

Wer weiß, um welche Schnecken (Schnegel) es sich bei den Bildern handelt, kann mir das gerne mitteilen.


Zitatquelle:

[1] Drews J. Freiheit für die Wegschnecke, weg mit dem Salat! Zeitonline, 8. November 2011. (abgerufen 08.02.2020)

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