Zusammenfassung
Derzeit gibt es mehr Fragezeichen wie Antworten!
Dr. F. Zeugswetter, persönliche Mitteilung
Dr. Zeugswetter zieht zur Diagnose einer SDU das Gesamtbild des Hundes heran, also Vorbefunde, Symptome, Verhalten, verschiedene Blutwerte und SD-Werte.
Im Rahmen der Anamnese arbeitet er mit dem Haus-TA zusammen und setzt sich ggf. auch mit dem Hundetrainer in Verbindung.
Die T3-Werte sind kein verlässliches Diagnosekriterium, da die Hormone primär intrazelluläre Hormone sind (werden vor Ort gebildet) (siehe auch Schilddrüsenunterfunktion und T3 beim Hund). Eine T3-Substitution führt er nicht durch, u. a. weil bei Hunden kein Dejodinasedefekt (Umwandlungsstörung) bekannt ist.
Bei der Beurteilung der T4-Werte sprechen T4-Werte im unteren Drittel des Referenzwertes stark gegen das Vorliegen einer Hypothyreose. Allerdings weist Dr. Zeugswetter auch daraufhin, dass die T4-Werte nicht rassespezifisch definiert sind und für einige Rassen die Referenzwerte nicht gültig sind. Außerdem können T4-Autoantikörper zu Fehlmessungen führen und T4 in den Normalbereich oder sogar darüber heben.
Vor einem Therapieversuch sollten alle Diagnosemöglichkeiten ausgeschöpft werden, also ggf. auch Stimulationstests oder eine Szintigrafie durchgeführt werden.
Auf Rückfrage erläuterte Dr. Zeugswetter speziell die Bedeutung der Hormon-AK unter der Norm (T3-AK: < 10 %, T4-AK: < 20 %):
Vorliegende Hormon-AK dienen vor allem zur Beurteilung möglicher Messwertverfälschungen.
Hormon-AK unterhalb des Referenzbereichs sind Hintergrundrauschen und somit gleichzusetzen mit „keine AK vorhanden“. Eine Messwertverfälschung durch Hormon-AK ist also nicht gegeben: Normalerweise müssen deutlich erhöhte TH-AK vorhanden sein um Fehlmessungen zu verursachen (s. auch „Häufige Fragen (FAQ) Schilddrüsen-Antikörper“ und „Autoantikörper bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion„).
Bei der Diagnose müssen selbst leicht erhöhte (Hormon-)AK immer im Kontext betrachtet werden, sind also nicht per se ein Hinweis auf eine SDU.
Das unausgefüllte Fragebogenformular ist hier einsehbar.
Fragebogen
Tierarzt/-ärztin (Name, Adresse): Priv. Dozent. Dr. Florian Zeugswetter
Haben Sie fachliche Schwerpunkte in Ihrer Tätigkeit?
Fachlicher Schwerpunkt: Endokrinologie
Link zu Homepage: Vetmeduni Wien
Wie sehen Sie die sogenannte „subklinische“ SDU (beginnende SDU)?
überdiagnostiziert
Der Begriff subklinische Hypothyreose stammt aus der Labormedizin und beschreibt ein hohes TSH bei normalem T4. Diese Kombination kommt gar nicht selten vor und ist nicht gleichbedeutend mit einer beginnender SDU. Es gibt ja auch andere Ursachen für ein kurzzeitig erhöhtes TSH bei normalem T4 z.B. Morbus Addison. Problematisch sind die über alle Rassen gelegten Referenzintervalle für T4.
Was sind Ihrer Meinung nach typische Symptome der „subklinischen“ SDU?
Verhaltensprobleme,
wie z. B. es gibt Hunde die schon bei der Kombination hohes TSH und normal niedrigem T4 Symptome wie Ängstlichkeit, Wechsellaunigkeit, Müdigkeit oder Trägheit zeigen. In einigen dieser Fälle führen T4 -Autoantikörper zu falsch hohen T4 Messungen und die Hunde sind eigentlich overt hypothyreot..
vor allem: siehe oben
Diffuse körperliche Symptome
wie z. B. es gibt Hunde die schon bei der Kombination hohes TSH und normal niedrigem T4 Symptome wie Gewichtszunahme, Müdigkeit oder Fellveränderungen zeigen. In einigen dieser Fälle führen T4-Autoantikörper zu falsch hohen T4 Messungen und die Hunde sind eigentlich overt hypothyreot.
vor allem: siehe oben
Nicht für jede Rasse sind die derzeit üblichen Grenzwerte für T4 korrekt!
Führen Sie eine Fernberatung via Telefon möglich (insbesondere Erstberatung, Diagnose)?
im Einzelfall, wenn Fragen zur Interpretation von Laborbefunden, weiterführenden Untersuchungsmöglichkeiten und Therapieoptionen
Kosten einer Fernberatung (z. B. €/Std.): nur bei Gesprächen über 5 Minuten 26€/10 Minuten
Durchschnittliche Dauer einer Erstberatung: 5 Minuten
Anforderungen für eine Diagnose, insbesondere bei Fernberatungen:
Ja | Nein | Im Einzelfall | |
Geriatrisches Profil: | x | ||
Vorbefunde: | x | ||
Angaben zur Ernährung / Ernährungsplan: | x | ||
Videoaufzeichnungen: | x | ||
Zusammenarbeit mit Haus-TA: | x | ||
Gespräche mit Hundetrainer: | x | ||
Gespräch mit Dritten (Familie, Hundesitter, …): | x |
Profile werden von mir nie angefordert, sehr wohl aber gezielte Laborparameter- Jedes Labor definiert das geriatrische Profil anders. Da werden sehr oft sinnlose Parameter bestimmt, wie z,B, die Amylase etc. Je nach überweisendem Tierarzt oder Trainer versuche ich hier Kontakt aufzunehmen. Eine Zusammenarbeit ist hier wichtig.
Welche Kriterien sind für Sie bei der Diagnose wichtig? Nach welchem Schema diagnostizieren Sie?
unwichtig | eher unwichtig | kommt drauf an | eher wichtig | wichtig | |
Blutbild | x | ||||
Hormonwerte | x | ||||
Ultraschall | x | ||||
TSH-Stimulationstest | x | ||||
Szintigrafie | x | ||||
Verhalten | x | ||||
Klinische Symptome | x |
sehr wichtig sind zusätzlich biochemische Parameter wie Fruktosamin, Cholesterin, Nierenwerte, Leber und Muskelwerte
Welche Schilddrüsen-Werte sind für Sie für die Diagnose relevant?
unter der Norm | im unteren Drittel | ||
T4 | wichtig | eher unwichtig | |
fT4 | wichtig | eher unwichtig | |
fT4ED | wichtig | eher unwichtig | |
T3 | unwichtig | unwichtig | |
fT3 | unwichtig | unwichtig | |
über der Norm | im oberen Drittel | ||
TSH | |||
unter der Norm | knapp über der Norm | deutlich über der Norm | |
TAK | wichtig | wichtig | wichtig |
Hormon-AK | wichtig | wichtig | wichtig |
Die analoge T4 bzw. fT4 Messung sind im Ergebniss vergleichbar, daher messe ich entweder oder! T3 und fT3 bringen nach dem derzeitigen Wissen keinen Vorteil. Kosten/Nutzenrechnungspricht dagegen. Negative TAK bzw. T4 AAK bedeuten, dass man sich auf die analoge T4 Messung verlassen kann- daher wichtig;
Wie stufen Sie T3/fT3 in Bezug zur Diagnose ein?
niedrige T3-Werte sind immer fallspezifisch zu beurteilen.
Die Bestimmung bringt nach derzeitigem Wissen keinen wirklichen Nutzen, da die Sensitivität und Spezifität schlecht ist und es keinen bekannten Dejodinasedefekt beim Hund gibt.
Wie stufen Sie Hormon-AK in Bezug zur Diagnose ein?
Hormon-AKs dienen nur der Einschätzung möglicher messtechnischer Hormonwerte+-Beeinflussungen
Vorliegende Hormon-AKs dienen als Hinweis auf eine SDU, da sie eine Autoimmunreaktion belegen
Wie stehen Sie zu Therapieversuchen?
(z. B.: Wann sinnvoll bzw. nicht sinnvoll)
Zuerst sollten alle diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. In wenigen Fällen ist dann noch ein TSH Stimulationstest oder alternativ eine Szintigraphie notwendig. Falls diese nicht möglich sind würde ich den TRH Stimulationstest mit TSH Bestimmungen empfehlen.
Wie führen Sie Therapieversuche durch? (z. B. Substitution und Absetzen nach einer gewissen Zeit oder ohne Absetzen bei deutlichen Veränderungen; über welchen Zeitraum; etc.)
Substitution in voller Dosierung 10µg/kg zweimal täglich auf nüchternen Magen und Endbeurteilung nach 2-3 Monaten.
Wie sehen Sie die T3-Substitution?
Empfehle ich nie
zu riskant, nicht etabliert, auch in der Humanmedizin umstritten.
Wie klären Sie NTIs ab (insbesondere bei „Fernberatungen“ / Stichworte)?
Frage nach orthopädischen, kardiologischen oder anderen Erkrankungen. Symptome des Cushing Syndroms? Umfangreiche Blutuntersuchungen vorhanden? Harnuntersuchung? Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Fieber, Lahmheit….
Würden Sie bei einer NTI eine (zeitweise) Substitution befürworten?
Nein
Es gibt derzeit keine Studien, die diese Vorgangsweise rechtfertigen. Eine seriöse Aussage dazu kann derzeit nicht getroffen werden. Schilddrüsenhormone Beschleunigen aber die Metabolisierung anderer Medikamente und das muss man bedenken.
Bei einem Substitutionserfolg ergeben sich in der Regel folgende Werte:
Dosierung (übliche Dosierung µg/kg):
10-15 µg/kg zweimal tgl.
Wo liegen in der Regel die SD-Werte?
mittlerer Bereich | oberer Bereich | über dem Ref.-Bereich | |
T4 | x | x | |
fT4 | x | x | |
T3 | |||
fT3 |
T3 und fT3 bestimme ich nicht- sind primär intrazelluläre Hormone
Wo liegt in der Regel der TSH-Wert?
im unteren Drittel
Manchmal ist es schwierig TSH in den Referenzbereich zu bekommen- das ist aber ein primäres Ziel. Oft bleibt TSH im hohen Normalbereich oder leicht darüber und ein Absenken gelingt kaum.
Wie gehen Sie vor, wenn trotz Substitution (T4, ggf. T3) keine Besserung erfolgt?
Zuerst fragen ob Medikament nüchtern gegeben wird, dann Dosierung kontrollieren (sehr individuell: manchmal bis zu 40µg/kg/Gabe notwendig), dann Zusatzmedikamente erfragen (Magenschutz: Omeprazol, Sucralfat, Aluminiumhydroxit etc.- senken Resorption), dann Wechsel auf flüssiges Präparat versuchen
Wie wichtig sehen Sie gezieltes Training / falsche Erziehung (vor und bei der Substitution)?
Da es sich idR um erwachsene Hunde handelt – kaum relevant. Bei jungen Hunden sehr wichtig.
Wie klären Sie das Thema Erziehung (vor und bei der Substitution) bei Fernberatungen ab?
Ich empfehle einen Verhaltenstherapeuten.
Typische Beispiel – wie würden Sie vorgehen?
- junger, pubertierender Hund
- Blutbild ohne weitere Auffälligkeiten
- T4 und T3 im unteren Drittel
- TSH (Soll: < 0,6 ng/ml) bei 0,1 ng/ml
- TAK knapp über dem Referenzbereich
- „typische“ Verhaltensauffälligkeiten (spontan, wechsellaunig, ängstlich, aggressiv)
- eher untergewichtig, keinesfalls übergewichtig
Vorgehensweise: Wenn T4-AAK positiv sind, dann fT4 Messung mit Dialyse nachbestimmen; Wenn diese niedrig sind, dann empfiehlt sich ein TSH Stimulationstest. Die Therapie erfolgt dann entsprechend dem Ergebnis. Ein Verhaltenstherapeuten sollte in jedem Fall involviert werden und wegen der AAK die SD Werte auch bei negativem TSH-Stimulationstest in 2-3 Monaten nachkontrolliert werden.
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