Studie: Ursachen erhöhter T4-Werte

Eine Schilddrüsenüberfunktion ist bei Hunden selten. Für erhöhte T4-Werte sind daher in der Regel andere Ursachen verantwortlich. In einer Studie wurden rückblickend die Ursachen erhöhter T4-Werte untersucht.

Zum besseren Verständnis vereinfacht.

Die Studie: Überblick

Im Gegensatz zur Schilddrüsenunterfunktion (SDU) ist eine Schilddrüsenüberfunktion bei Hunden selten.

C. Berger untersuchte in einer Studie rückblickend die Ursachen erhöhter T4 Werte. Sie analysierte die Daten von 197 Hunde, die im Zeitraum April 2001 bis Juli 2018 bei der Universität Wien mit erhöhten T4-Werten erfasst wurden.

Die ermittelten Ursachen wurden in 9 Kategorien eingeteilt (s. Tabelle).

KategoriebeinhaltetOberkategorie (Kapit
Schilddrüsenkarzinom Schilddrüse
Schilddrüsenunterfunktion– substitutionsbedingt erhöhte T4 Werte
– Fehldiagnose, Probesubstitution
– Antikörper: TAK, T3-AK, T4-AK
Fütterungsbedingte Schilddrüse-ÜberfunktionExtreme Zufuhr von T4 oder Jod über das FutterFütterung: Halter-bedingt
EndokrinopathieMorbus Cushing, Diabetes Mellitus u. a. hormonelle ErkrankungenEinflüsse anderer Hormone
Gynäkologische ErkrankungenAlle mit den Geschlechtsorganen und Sexualhormonen zusammenhängende Erkrankungen: Trächtigkeit, Erkrankungen der Geschlechtsorgane etc.
Dermatologische Erkrankungz. B. Pyodermie, HautveränderungenErkrankungen mit Bezug zur Schilddrüse
Neurologische Erkrankungz. B. Epilepsie
NeoplasienGut oder bösartige Gewebeneubildungen im KörperUngeklärte oder andere  Ursachen
Sonstige DiagnosenSonstige Erkrankungen und Faktoren sowie unbekannte Ursachen
Kategorien gem. Berger (2020) sowie übergeordnete Kategorien und Verweise

In 15 Fällen trafen mehrere Kategorien zu. Die Fälle wurde jeweils der Kategorie zugeordnet, die die wahrscheinlichste Ursache war. Am häufigsten (in 8 Fällen) hatten Hunde der Kategorie SDU weitere Endokrinopathien. Bei einem Hund mit einem Schilddrüsenkarzinom wurde auch eine SDU diagnostiziert. Insgesamt 5 Hunde mit fütterungsbedingt erhöhten T4-Werten hatten zusätzlich eine SDU (3) oder andere Endokrinopathien (2).

Bei 41 Fällen lagen Wiederholungsmessungen vor, die in der Studie unberücksichtigt blieben.

Die Spannbreiten der T4-Werte war bei den verschiedenen Ursachen groß. Die weitesten Spannen zeigten sich bei Neoplasien, fütterungsbedingter-Überfunktion sowie bei Schilddrüsenkarzinomen. Da bei einer Substitution bei einer SDU T4-Werte über dem Referenzbereich akzeptiert werden können, war die SDU die häufigste Ursache hoher Werte.

Grafik: Schwankungsbreiten und Mittelwerte der Kategorien. Die Schwankungsbreiten und Mittelwerte bezogen auf die vermuteten Ursachen schwankten stark. Hohe Schwankungsbreiten und Mittelwerte gab es bei Schilddrüsenkarzinomen, fütterungsbedingten Ursachen und Neoplasien, die geringsten bei neurologischen Erkrankungen. Die Mittelwert der übrigen Kategorien (Schilddrüsenunterfunktion, Endokrinopathien, gynäkologische Erkrankungen, dermatologische Erkrankungen und Sonstiges) liegen zwischen 45 – 48 µg/dl. Bei diesen Kategorien gibt es etliche Ausreißer nach oben.
Die Schwankungsbreiten und Mittelwerte bezogen auf die vermuteten Ursachen schwankten stark. Hohe Schwankungsbreiten und Mittelwerte gab es bei Schilddrüsenkarzinomen, fütterungsbedingten Ursachen und Neoplasien, die geringsten bei Neoplasien.
Grafik: Häufigkeiten erhöhter T4-Werte: Schilddrüsenunterfunktion 45,7 %, Sonstiges 21,8 %, fütterungsbedingt 8,1 %, gynäkologische Erkrankungen 6,6 %, Schilddrüsenkarzinom 5,1 %, Endokrinopathien und dermatologische Erkrankungen jeweils 3,6 %, Neoplasien 3 %, neurologische Erkrankungen 2,5 %. Schilddrüsenunterfunktion ist die häufigste Ursache von T4-Werten über dem Referenzbereich. Häufig blieb die Ursache jedoch unbekannt.
Schilddrüsenunterfunktion ist die häufigste Ursache von T4-Werten über dem Referenzbereich. Häufig blieb die Ursache jedoch unbekannt. Teilweise wurde keine Erkrankung dokumentiert, teilweise Ursachen, die nur mittelbar auf die Schilddrüse wirken.

Berücksichtigt man bei der Schilddrüsenunterfunktion lediglich die Hunde, deren T4 über dem empfohlenen Maximal-Wert von 70 nmol/l lagen, sind die fütterungsbedingten und  gynäkologischen Ursachen sowie die Schilddrüsenkarzinome die häufigsten erkennbaren Gründe für zu hohe T4-Werte.

Grafik: Häufigkeiten erhöhter T4-Werte: Sonstige Erkrankungen 24 %, fütterungsbedingt 15 %, unbekannte Ursache 14 %, gynäkologische Erkrankungen 12 %, Schilddrüsenkarzinom 9 %, Endokrinopathien und dermatologische Erkrankungen jeweils 6 %, Neoplasien 5 %, neurologische Erkrankungen 4 %, Schilddrüsenunterfunktion 3 %. Berücksichtigt man bei einer Schilddrüsenunterfunktion nur die Hunde, die Werte über dem empfohlenen maximalen Wert von 70 µg/dl aufweisen, sind die häufigsten Ursachen erhöhter T4-Werte sonstige Erkrankungen, fütterungsbedingt, unbekannt oder gynäkologische Erkrankungen. Die SDU fällt auf den letzten Platz.
Berücksichtigt man bei einer Schilddrüsenunterfunktion nur die Hunde, die Werte über dem empfohlenen maximalen Wert von 70 µg/dl aufweisen, sind die häufigsten Ursachen erhöhter T4-Werte sonstige Erkrankungen, fütterungsbedingt, unbekannt oder gynäkologische Erkrankungen. Die SDU fällt auf den letzten Platz.

Symptome bei hohem T4-Wert

Symptome bei zu hohen T4-Werten können sein:

  • Gewichtsverlust
  • Heißhunger (betteln, klauen),
  • starker Harndrang, häufiges Urin lassen,
  • Erbrechen,
  • viel, aber weicher Kot,
  • fleckiger Fellverlust, mattes Fell,
  • gesteigerte Aktivität, Ruhelosigkeit,
  • Schwäche,
  • Aggression,
  • Hitzeintoleranz, vermehrtes Hecheln, aufsuchen kühler Plätze,
  • zittern.

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Schilddrüse

Schilddrüsenkarzinom

Beim Hund sind die meisten Umfangsvermehrungen der Schilddrüse (90 %) auf Karzinome zurückzuführen. Je nach Lage des Karzinoms unterscheidet man:

Bilaterale Karzinome, die beidseitig der Schilddrüse auftreten und diese daher stark zerstören. Sie führen häufig zu Schilddrüsenunterfunktion, sind jedoch relativ selten.

Unilaterale Karzinome treten dagegen häufiger auf und befinden sich auf nur einer Seite der Schilddrüse. Rund 10 % der Karzinome produzieren Schilddrüsenhormone (funktionale Karzinome) und können zu erhöhten Schilddrüsenwerten führen. In diesen Fällen treten meist keine oder nur geringe Überfunktionssymptome auf.

Bei mehr als 35 % der erkrankten Hunde sind zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen vorhanden. Je nach Behandlungsmöglichkeiten schwanken die Überlebensraten stark.

Für Beagle, Boxer, Golden Retriever und SIbirische Huskys bestehen Rassedisposition hinsichtlich der Entstehung eines Karzinoms. Bei Alaskan Malamutes wurde eine genetisch vererbbare Karzinomart festgestellt. Auch eine unbehandelte SDU kann ein erhöhtes Risiko für ein Schilddrüsenkarzinom darstellen. Man nimmt an, dass daran die permanente Stimulierung der Schilddrüse durch TSH beteiligt ist.

Schilddrüsenkarzinome treten im Schnitt bei mittelalten bis alten Hunden auf (10 – 15 Jahre). In der Studie betrug der Schnitt 10,5 Jahre. In der Studie hatten 10 Hunde (5,1 %) mit erhöhten T4-Werten ein Schilddrüsenkarzinom.

Schilddrüsenunterfunktion

Im Zusammenhang mit einer (tatsächlichen oder vermeintlichen) SDU können verschiedene Ursachen zu erhöhten T4-Werten führen:

  • Substitution,
  • Fehldiagnosen, Probesubstitution.
  • Antikörper.

Substitution

Die Blutabnahme zur Kontrolle der Substitution sollten 4 – 6 Stunden nach der Tablettengabe erfolgen. Die Höhe der Hormonwerte im Blut werden jedoch von vielen Faktoren beeinflusst:

  • Der Höchstwerte nach der Hormongabe kann in einer relativ großen Zeitspanne zwischen 1 – 5 Std. erreicht werden, größere Spannen sind möglich.
  • Die Halbwertszeit von T4 im Blut schwankt individuell zwischen 9 – 14 Stunden.
  • Höhere Dosierungen und zweimal tägliche Gabe von Hormonen führen jeweils zu geringeren Halbwertszeiten und mittlerem Verweilzeiten und somit einer schnelleren Abnahme der Hormonwerte. Bei hohen Dosierungen kann daher ein deutlicher Anstieg des T4-Wertes (und somit des T3-Wertes) ausbleiben.
  • Bei einer einmal täglicher Gabe sind größere Hormonschwankungen vorhanden, als bei zweimal täglicher Gabe.
  • Die Menge des tatsächlich aufgenommenen und verwerteten T4 wird von vielen Faktoren beeinflusst: Einnahme von anderen Medikamenten, vorliegen weiterer Erkrankungen, physiologischer Zustand des Hundes,  Nährstoffzusätzen, Art und Weise der Fütterung sowie Abstand der Tablettengabe zur Fütterung.
  • Möglicherweise spielt für den Hormonspiegel auch eine Rolle, wie stark die Schilddrüse zu Beginn der Substitution bereits zerstört war.
  • Verschiedene Hormonpräparate können unterschiedliche Wirksamkeit und Bioverfügbarkeit haben.

Aufgrund dieser Einflüsse kann kein eindeutiger Zielwert für die Dosis und den T4-Wert festgelegt werden. Der Blutwert sollte innerhalb oder leicht über dem Referenzwert liegen. Bei einem Referenzbereich von 17 – 37 nmol/l können – insbesondere bei 1x täglicher Hormongabe – Werte bis rd. 70 nmol/l toleriert werden.

Bei 62 Hunden war die Dosierung bekannt. Die meisten Dosierungen lagen (bereinigt um das Körpergewicht) zwischen 15 und 25 µg und damit teilweise unter der empfohlenen Einstiegs- und Erhaltungsdosis von 20 µg. Lediglich 5 Hunde erhielten eine Dosis von mehr als 40 µg. Alle Hunde (bis auf einen) erhielten die Hormone 2-mal täglich.

Eine Korrelation zwischen gemessenem T4-Wert und Tagesdosis konnte nicht festgestellt werden. Die höchsten Mittelwerte wurden bei einer Dosis zwischen 25 und 30 µg erreicht (mit wenigen Ausreißern). Ähnlich hoch lag der Mittelwert bei der Dosis von 40 – 45 µg. Bei den 3 vorliegenden Messwerten wich jedoch einer weit nach oben ab. Inwiefern sich bei den höheren Dosierungen eine Verkürzung der Halbwertszeit kompensatorisch auf den Blutwert auswirkt oder z. B. die Aufnahme der Hormone stark reduziert ist, ist unklar.

Grafik: Kurven für Mittelwert, Minimum und Maximum in Dosierungsbereichen ab 10 bis 50 µg in 5 µg Schritten. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Dosis und Blutwert. Die höchsten Mittelwerte finden sich bei Dosierungen von 25 – 30 µg und 40 – 45 dµ (hier gab es allerdings nur 3 Werte). Die größten Spannweiten bei den Dosierungen ergaben sich zwischen 20 – 30 µg. Alle Blutwerte über 70 g/dl fanden sich in diesem Dosierungsbereich.
Es besteht kein Zusammenhang zwischen Dosis und Blutwert. Die höchsten Mittelwerte finden sich bei Dosierungen von 25 – 30 µg und 40 – 45 dµ (hier gab es allerdings nur 3 Werte). Die größten Spannweiten bei den Dosierungen ergaben sich zwischen 20 – 30 µg. Alle Blutwerte über 70 g/dl fanden sich in diesem Dosierungsbereich.

Ausreißer und unerwartet hohe Werte zeigten sich allerdings auch bei niedrigen bis sehr niedrigen Dosierungen. Viele Hunde können bis zum 10-fachen der normalen Dosis ohne Überfunktionsanzeichen kompensieren. Manche Hunde zeigen jedoch bereits bei sehr geringer Überdosierung Symptome einer Überfunktion.

Treten bei einem Hund Überdosierungsanzeichen auf, sollte die Hormongabe in Abstimmung mit dem behandelten Arzt 1 – 2 Tage ausgesetzt werden und anschließend mit einer mindestens um 25 % reduzierten Dosis fortgesetzt werden.

Fehldiagnosen, Probesubstitution

Die Diagnose einer SDU kann schwierig sein. Zahlreiche Einflüsse wirken auf T4-Werte, TSH und Antikörper ein. Neben NTI (Erkrankungen, die nicht in der Schilddrüse begründet sind, diese aber beeinflussen) und Medikamenten, die die Werte beeinflussen, schwanken die Werte z. B. auch tagesformabhängig. Daher sollte insbesondere eine grenzwertige SDU nie anhand nur einer Messung diagnostiziert werden.

Teilweise wird zu Abklärung eine Probesubstitution vorgenommen. In der Studie wird zur Beurteilung einer Probesubstitution das Beurteilungsschema von Feldman / Moncrieff dargestellt. Dort wird bei ausbleibendem T4-Anstieg eine Dosiserhöhung mit Nachkontrolle empfohlen. Bei Ausbleiben positiver Veränderungen trotz gestiegenem T4-Wert sollte die Diagnose überprüft werden. Eine weitere Dosiserhöhung ist hingegen nicht anzuraten (s. o. – erhöhte Ausscheidung und verminderte Halbwertzeit). Sowohl bei einer Probesubstitution als auch bei einer Fehldiagnose können, wie zuvor erläutert, bereits geringe Dosen zu erhöhten T4-Werten und Überfunktionsanzeichen führen.

Wichtiger Hinweis: Bei einer korrekt durchgeführten Probesubstitution wird die Substitution nach 6- 12 Wochen beendet und die Konstitution vor, während und nach der Substitution verglichen.

Grafik: Beurteilung Probesubstitution: Sind T4-Werte trotz Substitution niedrig und der TSH erhöht, sollte die Dosis erhöht werden und nach 4 Wochen (Besserungen waren vorhanden) bzw. 8 Wochen (Besserungen waren nicht vorhanden) überprüft werden. Bei einem hoch normalem oder leicht erhöhtem T4-Wert kann bei Besserungen die Dosis beibehalten werden. Treten keine Besserungen auf, ist die Diagnose zu überprüfen. Bei Werten weit über dem Referenzbereich (ca. 6 µg/dl bzw. 77 nmol/l) ist trotz Besserungen die Dosis zu reduzieren und nach 4 Wochen zu kontrollieren. Ohne Besserungen ist die Diagnose zu überprüfen. Bei einer Probesubstitution wird die Wirkung einer Substitution getestet. Ergeben sich bei T4-Werten innerhalb des Referenzbereichs keine Verbesserungen, ist die Diagnose zu überprüfen. Eine Fortsetzung der Substitution (ggf. mit erhöhter Dosierung) kann u. a. zu erhöhten T4-Werten führen.
Bei einer Probesubstitution wird die Wirkung einer Substitution getestet. Ergeben sich bei T4-Werten innerhalb des Referenzbereichs keine Verbesserungen, ist die Diagnose zu überprüfen. Eine Fortsetzung der Substitution (ggf. mit erhöhter Dosierung) kann u. a. zu erhöhten T4-Werten führen.

Antikörper

Hormon-Antikörper (Hormon-AK) können bei Messungen zu falsch hohen oder falsch niedrigen Werten führen. Man geht davon aus, dass eine merkliche Messwert-Beeinflussung nur bei Vorliegen deutlich erhöhter Antikörper erfolgt. Die Messung des fT4ED wird weniger stark / kaum von T4-AK beeinflusst.

Vorhandene AK können auf eine SDU hindeuten, müssen es aber nicht. Bei einer vorhandener SDU müssen keine Antikörper vorhanden sein. Bei einer angepassten Substitution liegen nach einiger Zeit keine Antikörper mehr vor. (s. Häufige Fragen (FAQ) Schilddrüsen-Antikörper sowie Autoantikörper bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion).

In der Studie wurden bei insgesamt 44 Hunden die Antikörper (TAK, T4-AK, T3-AK) gemessen. Bei 37 (84 %) waren die AKs negativ, bei 7 (16 %) positiv (über dem Referenzbereich, Messwerte nicht angegeben). 2 der Hunde mit positiven AKs wurden nicht der Kategorie SDU zugeordnet und waren nur TAK-positiv. Davon hatte ein Hund ein Schilddrüsenkarzinom, der andere Larynxparalyse. Ob hier jeweils auch eine SDU (diagnostiziert oder undiagnostiziert) vorlag, ging aus den ausgewerteten Unterlagen nicht hervor.

Während bei den 17 Hunden mit diagnostizierter SDU (und erhöhten T4-Werten) 30 % der Hunde positive AKs aufwiesen, waren es bei den restlichen 27 (ohne SDU) lediglich 7 %.

Zahlentableau: 44 AK-Tests, 16 % positiv, 84 % negativ. Bezogen auf Kategorie SDU (17 Hunde): 5 (von 7 Messungen insgesamt) positiv, 12 (von 37 insgesamt) negativ). Bezogen auf AK-Messungen bei SDU-Hunden (17): 30 % AK-positiv, 70 % AK negativ. Nur wenige der 44 Antikörpermessungen waren positiv. Die meisten positiven Messungen ergaben sich bei Hunden mit SDU. Bei 70 % der Hunde mit SDU und erhöhten T4-Werten waren die Schilddrüsen-Antikörper negativ.
Nur wenige der 44 Antikörpermessungen waren positiv. Die meisten positiven Messungen ergaben sich bei Hunden mit SDU. Bei 70 % der Hunde mit SDU und erhöhten T4-Werten waren die Schilddrüsen-Antikörper negativ.

Aus den untersuchten Unterlagen ging nicht hervor, ob

  • bei den beiden SDU-Hunden mit positiven T4-AKs die T4-Werte aufgrund der AKs erhöht waren (keine Messung von fT4ED),
  • bei den beiden AK-positiven Hunden evtl. SDU-Fehldiagnosen vorlagen und aufgrund einer unnötigen Substitution die T4-Werte erhöht waren,
  • unabhängig von beiden vorgenannten Punkten die T4-Werte erhöht waren.

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Fütterung

Unter dem Fachbegriff Thyrotoxicosis factitia wird die übermäßige Aufnahme von Schilddrüsenhormonen über das Futter verstanden.

Als Ursachen fütterungsbedingt erhöhter T4-Werte sind Anhaftungen und Schilddrüsenreste relevant, die über verschiedene Wege aufgenommen werden können:

  • Verfütterung von Rohfleisch, insbesondere von Kehlkopf- oder Schlundfleisch, z. B. beim BARFEN,
  • kommerzielles Dosenfutter,
  • Kauartikel.

Eine Überfunktion kann auch durch Nahrungsmittel mit hohem Jodgehalt, wie z. B. nicht hinsichtlich des Jodgehalts kontrollierte Meeresalgen, entstehen.

Frisches rohes Schilddrüsengewebe führt laut der von Berger angegebenen Untersuchung von Cunningham (1898) nicht zu Überfunktionserscheinungen. Das würde erklären, wieso z. B. Wölfe die Schilddrüsen der Beutetiere ohne Probleme fressen können.

Man muss allerdings berücksichtigen, dass 1898 die Schilddrüsenhormone noch nicht entdeckt und daher deren Messung nicht möglich war. Vielmehr wurden Faktoren wie Gewicht, Rektaltemperatur, Atemfrequenz und die Augen (condition of the eyes) beurteilt. Temperaturerhöhungen oder Durchfall traten nicht auf, ebenso wenig wie körperliche Verschlechterungen. Die Hunde erhielten 2 oder mehr Wochen frische Schilddrüse (300 g bis ausschließlich nur Schilddrüse) und waren so quicklebendig, dass es teilweise schwerfiel, ihren Ruhepuls zu messen (was man heute vermutlich als mildes Überfunktionsanzeichen werten würde).

Einen ähnlichen Versuch führten Steinhoff et al. 2017 durch. Hierbei erhielten die Hunde 0,5 g frische Schilddrüse je kg Körpergewicht. Die Dosis lag also deutlich unterhalb der von Cunningham. Bereits nach einmaliger Fütterung waren T3-, T4- und fT4-Werte über 24 Stunden deutlich erhöht, im Maximum 4 Stunden nach der Fütterung um das 5,2-fache. Keiner der Hunde zeigte allerdings klinische Symptome einer Überfunktion. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass Symptome durch interne Regelmechanismen, wie schnellerer Abbau und Ausscheidung der Hormone, verhindert werden. Diese Effekte treten auch bei Beutegreifern auf. Zudem verweisen die Autoren darauf, dass Beutegreifer nicht täglich und nicht in großen Mengen Schilddrüsengewebe zu sich nehmen.

Bei temperaturbehandeltem belastetem Fleisch können verschiedene Effekte auftreten:

In einer Studie wies Fleisch, welches mindestens über 24 Stunden tiefgekühlt wurde, erhöhte Jodwerte auf. Normalerweise werden hohe Jodgehalte ausgeglichen, können aber in Einzelfällen auch zu einer Anregung der Schilddrüse führen. Untersuchungen zufolge wurde bei Verfütterung von tiefgekühltem belastetem Fleisch Thyreotoxikose festgestellt.

Bei hitzebehandeltem Fleisch bleiben die Schilddrüsenhormone erhalten. Je nach Behandlung kann jedoch T4 in T3 umgewandelt werden (siehe auch „Schilddrüsenüberfunktion durch Futtermittel: Thyreotoxikose“). Somit können auch Dosenfleisch und Kauartikel zu erhöhten Schilddrüsenwerten und Überfunktionsanzeichen führen.

Erhöhte Schilddrüsenwerte nach Fütterung fallen nach Futterumstellung schnell wieder ab (T4 kurzfristig zum Teil unter den Referenzwert), TSH kann zeitweise erhöht sein. Die Normalisierung der Schilddrüsenwerte kann, je nach Fütterungsdauer, mehrere Wochen dauern.

In der Studie von Berger waren in 16 Fällen (8,1 %) erhöhte T4-Werte auf Fütterungsfehler zurückzuführen. Bei den unter 2-jährigen Hunden (knapp die Hälfte der Hunde) lag der T4-Mittelwert bei 86,3 µg/l, bei den älteren dagegen bei 56,4 µg/l. Die beiden jüngsten Hunde waren ca. 4 Wochen alt. Berger führt dies auf 2 Ursachen zurück:

  • Hundehalter barfen ihre Hunde bereits als Welpen / Jungtiere und sind dabei offensichtlich nicht ausreichend informiert,
  • besonders Hunde, die sich noch im Wachstum befinden, reagieren sehr sensible auf Ungleichgewichte in der Futterzusammensetzung.

Einflüsse anderer Hormone

Die verschiedenen Hormonkreisläufe sind im Körper eng verzahnt und beeinflussen sich gegenseitig.

Endokrionopathien

Endokrinopathien sind Erkrankungen von hormonproduzierenden Drüsen. Hierunter fallen zum Beispiel Diabetes Mellitus, Morbus Cushing oder Morbus Addison.

Bei autoimmunbedingten Drüsenerkrankungen können Polyendokrinopathien auftreten, also mehrere hormonproduzierende Drüsen betroffen sind.

In der Untersuchung hatten 17 Hunde Endokrinopathien. Bei mehr als der Hälfte davon (10) wurde die Ursache der erhöhten T4-Werte einer anderen Kategorie zugeordnet. Lediglich bei 7 Hunden wurde vermutet, dass die Erkrankung mit den erhöhten T4-Werten in Verbindung stand.

Zahlentableau: 7 Hunde wurden in die Kategorie Endokrinopathien eingestuft. Davon hatten 3 Morbus Addison, je 2 Morbus Cushing und Diabetes Mellitus. Bei 10 Hunden lagen zwar Endokrinopathien vor, sie wurden aber in andere Kategorien eingestuft: 8 in SDU und 2 in fütteriungsbedingt. 17 Hunde hatten Endokrinopathien. Die meisten wurden jedoch bezüglich der Ursache der erhöhten T4-Werte in andere Kategorien eingestuft.
17 Hunde hatten Endokrinopathien. Die meisten wurden jedoch bezüglich der Ursache der erhöhten T4-Werte in andere Kategorien eingestuft.

Bei Morbus Cushing kann durch den Cortisonüberschuss eine sekundäre Schilddrüsenunterfunktion auftreten. Durch Diabetes mellitus (Bauchspeicheldrüsenerkrankungen: s. Die Bauchspeicheldrüse beim Hund) kann die Steuerung der Schilddrüse gehemmt werden. In beiden Fällen ist daher eine Fehldiagnose (s. o.) möglich.

Gynäkologische Erkrankungen

Unter „gynäkologische Erkrankungen“ wurde in der Studie alles zusammengefasst, was mit den Sexualorganen zu tun hat. Darunter fallen neben eindeutigen Einflüssen der Sexualhormone (Trächtigkeit, Scheinträchtigkeit, Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter u.a.) auch Vaginitis (Scheidenentzündung).

Zyklusstatus

Der Zyklusstatus hat bei Hündinnen Einfluss auf die T4-Werte. Im Diöstrus sind die T4-Werte höher als im Pro- und Anöstrus. Im Diöstrus und bei Trächtigkeit ist der Progesteronwert hoch. Dadurch wird die Bindungsfähigkeit der Transportproteine für die Schilddrüsenhormone erhöht, was wiederum dazu führt, dass mehr T3 und T4 im Blut vorhanden sind. Daher sollten T4-Werte im Anöstrus bestimmt werden.

Reproduktionsstatus

Testosteron reduziert das TBG (ein Transportprotein) und T4 im Blut. In einer Studie wurde festgestellt, dass nach Kastration von Rüden deren T4-Wert aufgrund des geringeren Testosteronwertes anstieg.

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Erkrankungen mit Bezug zur Schilddrüse

Neurologische Erkrankungen

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann Einflüsse auf die Funktionen des peripheren und zentralen Nervensystems haben. Bei Menschen können in seltenen Fällen bei euthyreoten (normalen) Schilddrüsenhormon-Werten oder bei einer subklinischen SDU epileptische Anfälle auftreten (Rüegg, 2011). Inzwischen werden diese Anfälle unter STREAT (Steroid-reponsive Enzephalopathie) zusammengefasst, da die Anfälle unter Steroidbehandlung (z. B. Prednisolon) vollständig verschwinden. Bei einer vorliegenden (subklinischen) SDU ist zusätzlich die Gabe von Thyroxin erforderlich. Die Steroide können nach Abklingen der Anfälle ausgeschlichen werden.

Die Ursachen sind noch nicht eindeutig geklärt. Man vermutet einen Zusammenhang mit TPO-Antikörpern (die auch bei Schilddrüsen-gesunden Menschen auftreten können) und mit Thyreoglobulin-Antikörpern (TAK, Antikörper gegen das Transportprotein).

Derartige Anfälle wurden auch bei Hunden beobachtet. Häufig treten unter Substitution keine Anfälle mehr auf. Treten nach wie vor Anfälle auf, ist dies ein Hinweis auf eine Fehldiagnose oder die Erfordernis von (zeitweiser) Gabe von Steroiden. In Studien wurde festgestellt, dass die Häufigkeit der Anfälle teilweise subjektiv falsch eingeschätzt wurde, also Besserungen angegeben wurden, obwohl objektiv keine Besserungen vorlagen.

Liegt hingegen eine Epilepsie vor, wird diese nicht von niedrigen T4-Werten beeinflusst, kann aber zu niedrigeren T4-Werten führen.

Hohe T4-Werte wiederum können (jedenfalls bei Menschen) die Krampfschwelle herabsetzen (Rügg, 2011), also zu vermehrten Anfällen führen. Auch bei Nicht-Epileptikern können bei hohen T4-Werten akute, symptomatische Anfälle auftreten. Durch epileptische Anfälle werden vermutlich kurzfristig Neuropeptide und Hypophysenhormone (unter anderem TSH) freigesetzt. Daher wird vermutet, dass die Anfälle auch zu kurzzeitig höheren T4-Werten führen.

Wird eine Epilepsie mit Phenobarbital behandelt, ist T4 erniedrigt. Bei gleichzeitiger Substitution führt das T4 zu einer Wirkungsreduzierung von Phenobarbital.

In der Studie hatten 3 der 5 Hunde mit neurologischen Erkrankungen eine Epilepsie.

Inwiefern die erhöhten T4-Werte in Zusammenhang mit der Epilepsie stehen, etwa durch Blutanalysen kurz nach Anfällen oder einer nicht dokumentierter Substitution, konnte im Rahmen der Studie nicht geklärt werden.

Dermatologische Erkrankungen

In der Untersuchung hatten 7 Hunde (3,6 %) dermatologische Probleme.

Hautprobleme treten häufig bei SDU auf. Möglicherweise wurden die Hunde substituiert, ohne dass dies in den Krankenblättern vermerkt wurde.

Andere Ursachen

Neoplasien

Bei einem Hund mit Neoplasien (Gewebeneubildungen) lag ein Mastozytom vor, welches sich zum Teil in der Halsgegend befand. Es ist denkbar, dass die Schilddrüse durch die Gewebeneubildungen beeinflusst wurde.

Sonstige Einflüsse und ungeklärte Ursache

Bei 43 Hunden (21,8 %) lagen andere als die kategorisierten (27, 14 %) oder unbekannte (16, 8 %) Erkrankungen vor.

Andere Erkrankungen waren z. B.

  • 3 Hunde mit Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankungen),
  • 3 Hunde mit Gaumensegelhyperplasie,
  • 2 Hunde Pankreatitis,
  • 1 mit Gastritis,
  • 1 Hund mit IBD,
  • 1 Hund mit Ösophagusdilatation (Aufweitung der Speiseröhre),
  • 1 Hund mit Fettleber,
  • 1 Hund mit Pseudo-Cushing / Adipositas (Fettleibigkeit),
  • 1 Hund mit Mucozele (Schleimansammlung) in der Halsgegend,
  • 1 Hund mit NTI.

Bei Erkrankungen im Umfeld der Schilddrüse könnten die Schilddrüsen-Werte eventuell hierdurch beeinflusst worden sein. So wurde in einer Studie beschrieben, dass nach einem Dachsbiss am Hals eine zeitweise infektionsbedingte Schilddrüsenüberfunktion auftrat.

Starkes Übergewicht kann zu erhöhten T4-Werten führen.

Welpen (3 –  12 Woche) haben T4-Werte, die deutlich über dem Referenzbereich liegen. Erst danach fallen die Werte langsam auf das Normalniveau ab.

Verschiedene Medikamente können zu erhöhten T4-Werten führen. Hierzu zählen z. B. Östrogen, Insulin und narkotische Schmerzmittel.

Je nach Lagerung des abgenommenen Blutes können die T4-Werte sich unterschiedlich verändern. Nach 5 Tagen Lagerung bei -20 °C sind die fT4-Werte einer Studie zufolge im Serum niedriger als im Plasma. Wurden die Proben in Glasröhrchen 5 Tage bei 37 °C gelagert, waren sowohl fT4 als auch T4 höher, als bei einer Lagerung bei -20 °C. Bei Lagerung in Plastikröhrchen ergaben sich hingegen keine Unterschiede.

Bei 16 Hunden (rd. 8 %) konnte die Ursache erhöhter T4-Werte nicht ermittelt werden. Für 10 der Hunde lagen die Ergebnisse von Wiederholungsmessung vor, die unverändert erhöhte T4-Werte zeigten. Die Antikörper wurden bei 7 der Hunde gemessen und waren negativ. Somit könnten falsch erhöhte Messwerte aufgrund von Antikörpern lediglich bei den 3 Hunden, für die keine AK-Messungen vorlagen, möglich sein.

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Literatur

Berger C: Ätiologische Differenzierung von erhöhten Serum T4 Werten beim Hund. Diplomarbeit, Veterinärmedizinische Universität Wien, Januar 2020

Cunningham M.D: Experimental Thyroidism. The journal of experimental medicine, Vol. III March, 1898

Rüegg S: Schilddrüse und Epilepsie. Epileptologie 28 30 – 41; 2011

Steinhoff L et al.: Alimentäre Hyperthyreose beim Hund – eine prospektive Studie. Der Praktische Tierarzt 98 Heft 09/2017, S. 898 – 907, 2017

naseweisbz.net

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