Die Diagnose einer SDU und die Abgrenzung zu anderen Krankheiten kann schwierig sein. In einer Umfrage zeigen Tierärzte Probleme und Vorgehensweise bei der Diagnose auf.
Sie haben den Verdacht, dass ihr Hund eine Schilddrüsenunterfunktion (SDU) hat. Sie informieren sich im Internet, weil Ihnen x Fragen durch den Kopf gehen:
- Ist mein hyperaktiver Hund betroffen?
- Was sind ansonsten typische Symptome?
- Was ist für eine SDU-Diagnose wichtig?
- Welche Werte werden benötigt?
- Welche TÄ können eine SDU diagnostizieren?
Vertraut man den Informationen im Net, so sind lediglich 8 Werte erforderlich, aus denen einige wenige Tierärzte die richtige Diagnose herauslesen können (und natürlich die Urheber dieser vereinfachenden Information).
Leider ist es nicht so einfach. Aber zum Glück wissen das auch sehr viel mehr als nur die wenigen im Net genannten Tierärzte.
Um einen kleinen Überblick über die Diagnoseschritte und die Einschätzungen zur SDU zu erhalten, habe ich einige Verhaltenstherapeuten, Haustierärzte sowie Ärzte aus Universitätskliniken angeschrieben und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen.
Derzeit liegen 2 Rückmeldungen vor, die nachfolgend verlinkt und einsehbar sind.
Vielen Dank den Teilnehmern, auch für die geduldigen Antworten auf Rückfragen.
Gerne füge ich weitere Rückmeldungen von Ärzten ein.
Bereits aus den vorliegenden Antworten wird deutlich, dass eine Diagnose sehr aufwändig sein kann – insbesondere, wenn die SDU im Anfangsstadium ist. Aber auch, dass die SDU als überdiagnostiziert angesehen wird.
Oft ist nicht eine sofortige Substitution die Lösung, sondern weitere Ursachensuche oder Abwarten und erneut testen.
Die Ärzte sind sich einig, dass Antikörper unter dem Referenzbereich nicht zur Diagnosestellung herangezogen werden können.
Was folgt daraus?
Auch wenn eine Substitution, die nicht erforderlich ist, bei einem gesunden Hund „eigentlich“ nicht schadet: Sie schadet auf jeden Fall dem Geldbeutel des Halters. Aber auch die normale Flexibilität des Hormonhaushaltes des Hundes wird eingeschränkt.
Liegt allerdings eine NTI vor und keine SDU, kann eine Hormonsubstitution sogar gefährlich für den Hund werden. In einer Untersuchung von Pijnacker und seinem Team (*) wurde festgestellt, dass rund 50 % der SDU-verdächtigen Hunde keine SDU hatten (s. SDU-Diagnose mit Wachstumshormonen und TRH-Stimulationstest).
Eine Substitution sollte also gut überlegt sein und möglichst nur dann erfolgen, wenn sie wirklich erforderlich ist. Suchen Sie also nicht verzweifelt den TA, der „ihrer“ Diagnose zustimmt, sondern den TA, der eine plausible Diagnose auf Basis gründlicher Untersuchungen stellt.
(*) Pijnacker T et al.: Use of basal and TRH-stimulated plasma growth hormone concentrations to differentiate between primary hypothyroidism and nonthyroidal illness in dogs. J Vet Intern Med. 2018;32:1319–1324.
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