Rezension: Primäre Hypothyreose beim Hund

Ein kritischer, aber informativer Artikel zur SDU-Diagnose bei Hunden.

Überblick

Eichhörnchen liest Zeitung
Lesen bildet. Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen: Nicht alles Lesbare lohnt sich – aber manches (vieles) doch. (Quelle: pixabay)

Artikel: Kinny-Köster J et al.: Primäre Hypothyreose beim Hund – Eine Diagnose mit Hindernissen. Kleintier konkret 2022; 25: 8–20, Thieme
Link: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1758-8939
Der Volltext ist nur für Abonnenten oder nach Kauf (22 $) verfügbar.
Das Literatur- / Quellenverzeichnis ist für jeden einsehbar.

Bewertung: gute Zusammenfassung und Darstellung der wissenschaftlichen Erkenntnisse, empfehlenswert

Kurze Zusammenfassung des Artikels

Bereits in der Zusammenfassung des Artikels wird darauf hingewiesen, dass die SDU (Schilddrüsenunterfunktion) überdiagnostiziert wird. Auf der auch von Nicht-Abonnenten einsehbaren ersten Seite steht:

„Ein großer Teil – in manchen Rassen bis zu 70% – der mit Levothyroxin behandelten Hunden bräuchten es eigentlich nicht.“

Im folgenden Text werden die schwierige Diagnose und Probleme in der Differenzierung zu NTIs dargestellt.

In vier Fallbeispielen finden sich kurze Angaben zur Klinik (also Symptome, Auffälligkeiten) und zu „endokrinen Parameter“ (bezogen auf die SD-relevanten Parameter). Dazu sind jeweils Diagnose und Kommentare aufgeführt.

Aussagen zu einigen relevanten Werten:

  • TgAA (TAK) wird mit einem niedrigen diagnostischen Wert eingestuft. Vorliegende TAK sind im Kontext zu interpretieren.
  • Hormon-AKs werden nicht erwähnt (sagen ja auch nicht wirklich etwas bzgl. SDU aus).
  • T3 wird eine geringe Aussagekraft bzgl. SDU bestätigt (ist nicht das Hauptprodukt der SD und wird primär außerhalb der SD gebildet).
  • TSH-Stimulationstest: Goldstandard, heißt: höchste Diagnosesicherheit.

Der Artikel enthält einige gut zusammen gestellte Tabellen / Darstellungen, z. B. hinsichtlich möglicher Symptome und Blutbild-Veränderungen, Diagnosemöglichkeiten (mit Angabe der Sensitivität und Spezifität). Des Weiteren ist ein Diagnoseschema aufgeführt.

Als zukünftige Diagnosemöglichkeit wird der TRH-Stimulationstest in Verbindung mit GH-Messungen angesprochen (s. Diagnoseverfahren SDU).

Lediglich die (kommentarlose) Angabe, dass Aggressivität zu den Verhaltenssymptomen zählt, irritiert etwas und passt nicht in den ansonsten gut recherchierten und belegten Artikel. Ein „ein-eindeutiger“ Zusammenhang SDU – Aggression existiert nicht; auch ein „eindeutiger“ Zusammenhang ist umstritten. Oder anders: Aggression hat viele Ursachen; nicht jeder Hund, der SDU hat, ist aggressiv. Erschwerend kommt eine teilweise sehr unterschiedliche Definition für „Aggression“ hinzu. (Siehe hierzu auch: Aggression durch Schilddrüsenunterfunktion?).

Weitere Details zur SDU siehe:
Zimmermann B: Dr. Jekyll & Mr. Hund. Ausgeglichene Schilddrüse – ausgeglichener Hund, 1. Auflage. Thieme Verlag: Stuttgart – New York; 2018

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by naseweisbz.net

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