Duo infernale: Bias und Populisten

Gute Entscheidungen setzen ausreichendes Wissen voraus. Fundiertes Wissen ist die Basis der Demokratie. Aber wie gelangen Menschen zu diesem Wissen und treffen Entscheidungen, insbesondere bei sehr komplexen Themen?

Zum besseren Verständnis vereinfacht

Evolution – Basis für Ad hoc Entscheidungen

Der Mensch ist mit seinen tierischen Vorfahren noch eng verwandt – auch in Bezug darauf, wie er Entscheidungen trifft. Evolutionär waren meist schnelle Entscheidungen gefordert, die über Leben und Tod entschieden. Es blieb keine Zeit, alle erforderlichen Details zu analysieren.

Anstatt zentrale Punkte, die sich konkret auf die Situation beziehen, werden bei schnellen Entscheidungen (oder komplexen Situationen) bevorzugt periphere Punkte für Entscheidungen herangezogen. Diese Punkte haben keinen direkten Bezug zu der Situation (dem Thema), sondern beziehen sich z. B. auf die Quellen der Information (etwa Glaubwürdigkeit von Erzählungen) oder bisherigen Erfahrungen in ähnlichen Situationen („Das hat mir schonmal geholfen“). Entscheidungen werden also aus dem Bauch heraus getroffen (Pi-mal-Daumen / Faustregeln, s.u.).

Schaubild: Je nach Situation werden verschiedene Wege der Informationsbeschaffung, Meinungsbildung und Entscheidungsfindung herangezogen. Entscheidungen basieren auf Meinungen, die wiederum Wissen voraussetzen. In vielen Situationen greift der Mensch auf vereinfachende Informationsbeschaffung zurück, die lediglich periphere Punkte berücksichtigen. Wahrnehmungsfehler beeinflussen die Meinungsbildung. Entscheidungen sind daher oft nicht fundiert. Bei komplexen Themen können Entscheidungen von Angstreaktionen (flight, fight, freeze) dominiert werden.
Entscheidungen basieren auf Meinungen, die wiederum Wissen voraussetzen. In vielen Situationen greift der Mensch auf vereinfachende Informationsbeschaffung zurück, die lediglich periphere Punkte berücksichtigen. Wahrnehmungsfehler beeinflussen die Meinungsbildung. Entscheidungen sind daher oft nicht fundiert.

Wissen, Meinungen und Entscheidungen

Meinungen basieren auf Wissen oder Glauben. Aufgrund von Meinungen werden Entscheidungen getroffen. (*)

Wissen ist das, was ein Mensch im Laufe seines Lebens gelernt hat. Dies kann durch Anschauung, Nachahmung, Erzählungen, Anlesen, Erlebnisse u. ä. erfolgen. Wissen bedeutet nicht, dass dieses Wissen richtig ist.

(*) Im Folgenden wird von Entscheidungen gesprochen. Dies beinhaltet implizit auch Meinungen und Wissensbeschaffung.

Information – gefiltert und geformt

Wahrnehmung ist selten objektiv. Aufgenommene Informationen werden vom Gehirn gefiltert, bevor sie überhaupt bewusst werden. Ein wesentliches Kriterium, dass eine Information ins Bewusstsein dringt, ist deren Wichtigkeit / Relevanz.

Nach der Selektion von Informationen finden weitere Informationsverarbeitungen statt: Wahrnehmungen werden vereinfacht, Zusammenhänge hergestellt, Informationen erneut selektiert etc.. Oft werden bei dieser Informationsverarbeitung „Faustregeln“ verwendet. Das ist besonders bei schnellen Entscheidungen, komplexen Inhalten oder oberflächlichen Recherchen der Fall. Es werden nicht alle Details der Situation analysiert, sondern nur „Eckpunkte“ geprüft (unter anderem anhand peripherer Kriterien).

Grafik: Pyramide mit breiter Basis (Umweltreize, wie Texte, Filme) und schmaler Spitze (gelernte Informationen). Von den Umweltreizen (Informationen) wird nur ein geringer Teil bewusst wahrgenommen. Viele der wahrgenommenen Informationen werden als irrelevant sofort vergessen. Nach einer internen Informationsverarbeitung wird nur ein geringer Teil der Informationen als wesentlich behalten und gelernt.
Von den Umweltreizen (Informationen) wird nur ein geringer Teil bewusst wahrgenommen. Viele der wahrgenommenen Informationen werden als irrelevant sofort vergessen. Nach einer internen Informationsverarbeitung wird nur ein geringer Teil der Informationen als wesentlich behalten und gelernt.

Ein wichtiges Kriterium ist die Orientierung an Anderen: Was machen andere Menschen? Welche Meinung haben diese? Die vereinfachende Informationsverarbeitung führt zu verschiedenen Wahrnehmungsfehlern (Verzerrungen, engl. bias), die wiederum Entscheidungsfehler zur Folge haben (Details zu diesen beiden Punkten s. u.).

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Triebfeder – Unsicherheit und Angst

Unwissenheit, Wissensbeschaffung und das Wissen an sich können zu Unsicherheit und Angst führen, z. B.:

  • die Fülle an (sich widersprechenden) Informationen kann überfordern;
  • das Gefühl, mit seiner Meinung alleine dazustehen erzeugt Unsicherheit;
  • das Wissen, auf eine kritische Situation keinen Einfluss zu haben, mündet in Angst.

Bei Angst und Unsicherheit gibt es 3 grundlegende Reaktionsmechanismen, mit denen man reagieren kann.

Engl. BezeichnungDeutsche BezeichnungBeispiele für Umgang mit Unsicherheit / Angst
FlightFluchtRückzug
Geistige oder tatsächliche Abgrenzung zu der drohenden Gefahr;
Suche nach Informationen, die die eigene Meinung unterstützen und abweichende Informationen negieren (s. u. Rückzug in Echokammern)
FightKampfAktivität
Projektion auf andere Objekte (unfähige Politiker, manipulierte Wissenschaftler)
Suche nach weiteren Informationen und Versuch, diese stimmig einzuordnen (Gefahr: Verschwörungstheorien, s. u.)
Unterstützen / Teilen von Informationen, die der eigenen Meinung entsprechen;
herabwürdigen anderer Informationen und Meinungen
FreezeTotstellen EinfrierenVerleugnung
Ignorieren von abweichenden Informationen;
Verdrängen von bedrohenden Informationen; Herabstufung der Glaubwürdigkeit der Quelle mit abweichenden Informationen
Reaktionen bei Angst

Internet – das Füllhorn des Wissens

Das Internet ermöglicht es, Informationen zu nahezu jedem beliebigen Thema in unüberschaubarer Fülle zu erhalten. Viele der Informationen sind widersprüchlich. Es ist daher erforderlich, die angebotenen Informationen zu selektieren. Bereits bei dieser Auswahl greift der Mensch auf seine evolutionäre Basis zurück. Er wählt Informationsseiten zunächst nach peripheren Kriterien aus, bevor er sich den zentralen Kriterien widmet.

Schaubild Bei der Auswahl von Informationen aus dem Internet wird eine Webseite zunächst auf die allgemeine Glaubwürdigkeit hin geprüft. Häufig werden zunächst periphere Kriterien geprüft (Handhabung und Layout der Webseite, Tippfehler etc.). Im zweiten Schritt erfolgt die Prüfung der Glaubwürdigkeit der Information. Hierzu dienen sowohl periphere Punkte (etwa Einfluss der Webseite) als auch zentrale Kriterien (Inhalt, Genauigkeit). Der spezielle Inhalt wird oft anhand von Kernfragen zur Information überprüft: Wieviel weiß man zum Thema? Wie gut passt die Information zum bisherigen Wissensstand? Wie dringend wird die Information benötigt?
Bei der Auswahl von Informationen aus dem Internet werden häufig zunächst periphere Kriterien geprüft (Handhabung und Layout der Webseite, Tippfehler etc.). Zur Prüfung der Glaubwürdigkeit der Informationen dienen sowohl periphere Punkte (etwa Einfluss der Webseite) als auch zentrale Kriterien (Inhalt, Genauigkeit). Ob die Information aufgenommen wird, hängt vor allem auch von der Dringlichkeit ab, Informationen zu erhalten und wie gut die Informationen auf die eigene Situation passen.

Doch bereits das Internet – die Suchmaschinen und sozialen Medien – filtern die angebotenen Informationen durch Algorithmen. Es werden etwa Informationen / Webseiten angezeigt, die zu dem jeweiligen User-Profil passen. Ebenso wird vorrangig angezeigt, was häufig gelesen, häufig geteilt oder kommentiert wurde, unabhängig von dem Wahrheitsgehalt. So werden Filterblasen erzeugt, die mit mehr oder weniger einseitigen Informationen gefüllt sind. Die genauen Algorithmen der Suchmaschinen sind im Detail nicht bekannt und unterscheiden sich zwischen den einzelnen Suchmaschinen und sozialen Medien.

Populisten – Meister der Manipulation

Populisten nutzen Unsicherheiten und die vereinfachenden Entscheidungskriterien, um Meinungen zu beeinflussen. Sie überfluten das Internet mit aussagekräftigen Bildern (Meme), kurzen einfachen Texten. Sie bieten scheinbar schnelle und einfache Lösungen für komplexe Probleme und bedienen festgefahrene Meinungen, sodass kein Umdenken erforderlich ist.

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Die Anderen – soziale Abkürzung

Bei komplexen Themen (oder für schnelle Entscheidungen) wird oft auf eine eigene unabhängige und zeitintensive Informationsbeschaffung verzichtet. Stattdessen wird auf Meinungen vertrauenswürdiger Personen zurückgegriffen. Diese Personen (Quellen), müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Es wird dabei nicht unbedingt im Detail anhand zentraler Kriterien geprüft, ob diese Person glaubwürdig ist, sondern es werden vereinfachende (periphere) Kriterien verwendet.

Eine hohe Glaubwürdigkeit haben per se Personen, die aus dem direkten Umfeld (auch dem virtuellen) stammen. Kriterium ist hier also „persönliche Bekanntheit“ (Peer Group). Allerdings sind Personen im Internet in der Regel nicht persönlich bekannt. Das, was die Person im Internet darstellt, kann sich von deren realem Leben grundlegend unterscheiden.

Neben dieser persönlichen Ebene verwenden wir weitere vereinfachende „Glaubwürdigkeitskriterien“:

Wahrgenommene Kompetenz: Grad des empfundenen fachlichen Sachverstands.
Dieser lässt sich z. B. vortäuschen durch Verweis auf tatsächliche oder angebliche Quellen / Fachleute / Studien; Verwendung von Fachbegriffen; Darstellung von Fremdtexten als eigenes Wissen.

Unvoreingenommenheit: Neutralität, keine Parteilichkeit zugunsten einer Gruppe.
Diese Unvoreingenommenheit wird z. T. auf Randgruppen / Einzelpersonen ausgedehnt, die wissenschaftlich nicht anerkannt sind. Die wissenschaftliche Meinung sowie Medien, die diese Meinungen vertreten, werden dagegen als voreingenommen dargestellt.

Fairness: Anerkennung und angemessene Darstellung aller relevanten Standpunkte.
Häufig werden Aspekte zu einem Thema aufgeführt, die offizielle Seiten oder renommierte Medien nicht darstellen (und somit diese Darstellung als voreingenommen diskreditiert). Häufig sind diese Aspekte jedoch nur wissenschaftlich unbedeutende Einzelmeinungen, frei erfunden oder verzerrt wiedergegeben. Durch Mitteilung des „elitären“ Wissens erscheint das Gesagte als fair gegenüber dem Leser (und der Schreiber als kompetent).

Geradlinigkeit: Vorhersehbarkeit von Argumenten und Verhalten, welche auf der vorhergehenden Kommunikation beruht.
Vertritt jemand seine Meinung im Laufe verschiedener Diskussionen, ohne sich selbst zu widersprechen, gilt diese Person als glaubwürdig. Unberücksichtigt bleibt dabei ggf., dass diese eine festgefahrene, sture Meinung vertritt.

Aufrichtigkeit: Ehrlichkeit und Offenheit.
Hier können bestimmte Formulierungen Glaubwürdigkeit suggerieren, wie etwa „Ganz ehrlich….“, „Ich sags ungern, aber ganz offen….“

Empathie: Mitgefühl mit den Opfern eines potenziellen Schadens.
Populisten erklären oft den Leser selbst zum Opfer des Schadens („Anstieg der Kriminalität betrifft uns alle..“) und erreichen so dessen volle Aufmerksamkeit.

Engagement: Deutliches Zeichen für Entschlossenheit und guten Willen.
Wer viel postet, hat wohl etwas Wichtiges zu sagen (und nicht nur viel Zeit).

Die einzelnen Punkte können unterschiedlich gewichtet sein. Fehlt ein Kriterium, kann es durch ein anderes ausgeglichen werden. So kann Unvoreingenommenheit durch empfundene Fairness und den Glauben an Aufrichtigkeit ersetzt werden.

Der Herdentrieb — Echokammern

Es gibt zahlreiche Experimente, die zeigen, dass Menschen sich davon beeinflussen lassen, was andere machen. Kognitive Dissonanz (Konflikte durch Unvereinbarkeit von Meinungen) entsteht dann, wenn die eigenen Meinungen sich stark von den Meinungen der anderen (insbesondere der Peer Group) unterscheiden oder neue Informationen nicht zu den bisherigen eigenen Informationen und Meinungen passen. Diese Dissonanz führt zu Unsicherheit und Angst. Der Meinungsunterschied wird ignoriert, abgewehrt oder heruntergespielt / klein gehalten. Informationen, die nicht mit den uns bereits bekannten übereinstimmen, werden bestenfalls verzerrt in das „Weltbild“ eingeordnet.

Im Internet bietet sich sehr einfach die Möglichkeit, sich mit Menschen „zu umgeben“, deren Meinungen den eigenen entsprechen. Indem man sich in diesen sogenannten Echokammern (z. B. in speziellen Gruppen in sozialen Medien) aufhält, kann man Meinungsabweichungen zu Anderen und daraus resultierende Unsicherheiten vermeiden. Wie bei einem Echo wird in den Echokammern die eigene Meinung von Gleichdenkenden zurückgeworfen und bestätigt. Die kognitive Dissonanz wird vermieden. Es ist nicht erforderlich, seine eigene Meinung zu überdenken oder gar zu ändern.

Bild Smartphone und Bediener umgeben mit einem Kreis von Köpfen. Über das Internet kann man sich mit vielen Menschen vernetzen und Menschen, die anderer Meinung sind, einfach ignorieren oder blockieren.
Über das Internet kann man sich mit vielen Menschen vernetzen und Menschen, die anderer Meinung sind, einfach ignorieren oder blockieren. (Bildquelle pixabay)

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Faustregeln  – die geistigen Abkürzungen

Durch die innere Informationsverarbeitung werden aufgenommene Informationen sortiert, vereinfacht und eingeordnet. Zusammengefasst lassen sich 5 Mechanismen benennen, neue Informationen zu erfassen und dabei Unstimmigkeiten zu vermeiden (nach Renn):

Bestätigung (Pippi-Langstrumpf-Welt) ist die Tendenz, Informationen so zu ermitteln, auszuwählen und zu interpretieren, dass sie bestmöglich den eigenen Erwartungen und den bereits bekannten Informationen entsprechen.

Verfügbarkeit von bereits bekanntem Wissen: Gibt es bereits Erlebnisse / Erinnerungen an ähnliche Situationen oder neue Informationen decken sich mit dem, was man schon immer geglaubt hat (meinte zu wissen), werden diese neuen Informationen bevorzugt aufgenommen und behalten. Es wird geprüft, ob die neue Information in Zusammenhang mit den bekannten plausible ist.

Gedankenanker bedeutet die Verwendung bekannter Eselsbrücken und Assoziationsketten, meist verbunden mit starken Vereinfachungen.

Repräsentativität beschreibt den Rückschluss aus (persönlichen oder von anderen geschilderten) Beobachtungen auf das Allgemeine. Hierbei bleiben zwei Dinge unberücksichtigt:

  • Eigene Erfahrungen werden (statistisch) überbewertet.
  • Oft liegt keine Kenntnis darüber vor, woher Dritte die Information haben. So können zahlreiche andere Menschen ihre Information aus der gleichen Quelle beziehen und unabhängig voneinander wiedergeben.

Affektive Aufladung beinhaltet die emotionale Einstellung.

Reingefallen – Wahrnehmungsfehler

Diese Faustregeln sowie weitere gedankliche Vereinfachungen und Fehlinterpretationen führen zu Wahrnehmungsfehlern. Einige davon sind nachfolgend aufgelistet.

Bild Labyrinth gefüllt mit Wörtern (z. B. Assoziation, Emotion, Zugehörigkeit, Sensation). Ein Reiz (Stimulus) kann zahlreiche Assoziationen, Emotionen, Aktionen und Einordnungsfehler bewirken.
Ein Reiz (Stimulus) kann zahlreiche Assoziationen, Emotionen, Aktionen und Einordnungsfehler bewirken. (Bildquelle pixabay)

Confirmation Bias: Anpassung der aufgenommenen Informationen an die eigenen Vorstellungen. Dies ist einer der wichtigsten Wahrnehmungsfehler. (Beispiele s. o.).

Rückschaufehler / Hindsight Bias: Ursprüngliche Einschätzungen eines Ereignisses werden im Rückblick revidiert und angepasst. Nach dem Ereignis wird also die eigene Meinung rückwirkend angepasst, um kognitive Dissonanz zu vermeiden (Beispiel siehe auch oben: Bestätigung).

Framing-Effekt: Je nach Darstellung der Information (Wortwahl, Satzbau etc.) werden bei gleichem Informationsinhalt die Informationen unterschiedlich eingestuft.

Gemäß der Neue Erwartungstheorie (prospect theory) bevorzugen Menschen sichere Gewinne vor unsicheren und vermeiden Verluste. Je nachdem, wie die gleiche Situation beschrieben wird, können unterschiedliche Reaktionen erzeugt werden.

Clustering-illusion: Menschen erkennen Muster, auch wenn diese de facto nicht vorhanden sind. Aus einer Reihe von Ereignissen wird etwa ein „immer wenn“, unabhängig von den Umgebungsbedingungen konstruiert.

Das Auge über der unfertigen Pyramide auf der amerikanischen 1 Dollarnote sehen manche als Hinweis auf den Einfluss von Freimaurerlogen auf die amerikanische Politik. Tatsächlich ist das Auge der Vorsehung ein christliches Symbol und soll zusammen mit der unfertigen Pyramide und den umgebenden Sprüchen den Aufbruch der Nation symbolisieren.
Das Auge über der unfertigen Pyramide auf der amerikanischen 1 Dollarnote sehen manche als Hinweis auf den Einfluss von Freimaurerlogen auf die amerikanische Politik. Tatsächlich ist das Auge der Vorsehung ein christliches Symbol und soll zusammen mit der unfertigen Pyramide und den umgebenden Sprüchen den Aufbruch der Nation symbolisieren. (Bildquelle pixabay)

Primäreffekt / Rezenzeffekt: zuletzt bzw. zuerst erhaltene Informationen werden am besten erinnert. Der erste Eindruck, die erste Information kann als bleibender Anker erhalten bleiben. Andererseits sind später erhaltene Informationen im Kurzzeitgedächtnis enthalten. Treten hier gehäuft Informationen auf, die den ursprünglichen (ersten) widersprechen, kann die Meinung geändert werden. Dies kann jedoch auch zu internen Widersprüchen (kognitive Dissonanz) führen, die ignoriert werden (müssen).

Selbstüberschätzung: Überschätzung des eigenen Wissens und Könnens.

Eine Steigerung ist der Mount-Stupid-Effekt (oder Dunning-Kruger-Effekt): Wer (sehr) wenig über eine Sache weiß, hat mit höherer Wahrscheinlichkeit großes Vertrauen in sein eigenes Wissen und Urteilsvermögen.

Negativitätsverzerrung: Negative Erfahrungen wirken stärker als positive (oder das Erwartete). Negative eigene Erfahrungen / Informationen werden höher bewertet (und gleich lautende eher wahrgenommen) als positive Erfahrungen / Informationen. Eine negative Erfahrung (oder Enttäuschung) kann somit zu einem „immer“ werden. Teilweise reichen schon wenige negative Erfahrungen aus, um das Gesamte falsch zu beurteilen.

Dritt-Personen-Effekt (Third-person-effect): Menschen gehen davon aus, dass Wahrnehmungsverzerrungen lediglich bei anderen auftreten, sie selbst aber nicht davon betroffen sind.

Plausibilitätsidee: Wenn etwas als plausibel empfunden wird, wird es eher geglaubt. Die Plausibilität ist u. a. stark von dem vorhandenen Detailwissen abhängig. Werden die einzelnen Argumente als plausible akzeptiert, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die gesamte Konzeption als plausibel bewertet wird (und umgekehrt).

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Statistik – das unbekannte Wesen

Der Mensch ist ein sehr schlechter (intuitiver) Statistiker. Entsprechend groß sind die Fehler und Fehlinterpretationen (auch in renommierten Medien). Andererseits werden Aussagen z. T. bewusst irreführend dargestellt.

Ein typischer Fehler ist der Basisratenfehler (Prävalenzfehler), also der Vergleich„von Äpfeln mit Birnen“.

Wissenschaft stochert im Dunklen

Ein großes Problem komplexer Themen ist, dass zahlreiche Faktoren einwirken und die exakte Beschreibung und die Vorhersage eines exakten Ablaufes nahezu unmöglich sind. Die Aussagen zu komplexen Themen können nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit getroffen werden (stochastische Vorhersagen).

Bei diesen Themen steht also lediglich fest, dass sie eintreten (vorhanden sind). Eine genaue Beschreibung ist jedoch nicht möglich. Diese „vagen“ Beschreibungen bedeuten nicht, dass diese Ereignisse nicht eintreten, die Beschreibungen falsch sind oder die Wissenschaft unzuverlässig ist. Es wäre auch falsch, statt auf die sehr wahrscheinlichen Abläufe aufzubauen, auf das Eintreten der weniger wahrscheinlichen zu vertrauen.

Insbesondere Populisten argumentieren jedoch häufig mit den eher unwahrscheinlichen Abläufen.

Jeder ist seines Glückes Schmid

Wir alle neigen dazu, schnell eine Meinung auf Basis von unzureichendem Wissens zu fällen. Bei der Informationsbeschaffung tendieren wir dazu, einseitige Informationen, die „uns gefallen“ zu behalten und dem widersprechende Informationen zu ignorieren. Populisten nutzten diese Tendenz.

Insbesondere im Internet finden sich zahlreiche Informationen, die jede beliebige Meinung widerspiegeln. Das Internet bietet die Gelegenheit, sich Informationen und Kommunikationspartner zu suchen, die zu den eigenen Überzeugungen bestmöglich passen und ein Umdenken nicht erforderlich machen.

Nur wer die oben genannten Mechanismen kennt und sich immer wieder selbst prüft, kann vermeiden, von Populisten beeinflusst zu werden, auf Manipulationen hereinzufallen und grobe Fehlentscheidungen zu treffen.

Zusätzlich hilft Medienkompetenz dabei, Informationsquellen und Informationen richtig einzuordnen.


Literaturtipps und Quellen

Ortwin Renn: Gefühlte Wahrheiten – Orientierung in Zeiten postfaktischer Wahrheiten

Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund, Ola Rosling: Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist

Wathen CN, Burkell J: Beleive it or not: Factors influencing credibility on the Web. Journal oft he American Society for Information Science and Technology, 53(2):134–144, 2002

Risiken der Informationsgesellschaft

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