Schilddrüse und Verhalten beim Hund: Mythen im Internet

Soziale Medien beraten Halter von Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion. Dabei werden Diagnosen auf Basis von Kernsätzen erstellt. Die Kernsätze sind einfach gehalten und zum Teil falsch. Hundehalter versuchen auf Basis dieser Kernsätze die Diagnose SDU von ihren Tierärzten zu erhalten.

Im Interesse der Verständlichkeit sehr stark vereinfacht

Im Internet – speziell in Sozialen Medien – gibt es Hilfestellungen für Halter von Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion. Diagnosen oder Empfehlungen, die sich wie Diagnosen lesen, basieren auf Kernsätzen: Behauptungen, die in den Raum gestellt und als Stand der Wissenschaft propagiert werden. Beweise für die Richtigkeit der Aussagen gibt es in der Regel nicht – oder es wird zum Beispiel falsch von einer Spezies auf eine andere geschlossen oder der Kontext ausgelassen oder…..

Der ratsuchende Hundehalter nimmt jedoch die Informationen als Insider-Wissen eines eng begrenzten Fachkreises auf. Er sieht eine Lösung für seine Probleme.
Dabei wird übersehen, dass die SDU nicht mehr im Schattenkreis seltener Krankheiten steht: Das Wissen der TÄ zur SDU hat sich dank vieler Studien enorm verbessert. Der Wissensstand von 2008, als das Buch „Schilddrüse und Verhalten“ (B. Zimmermann, Mensch!Hund-Verlag, nicht mehr lieferbar) veröffentlicht wurde, ist in der Praxis längst überholt.

Nachfolgend sind die häufigsten falschen Aussagen sowie deren Richtigstellungen aufgeführt und kommentiert. Es wird Zeit, dass das Wissen auch in Sozialen Medien Einzug hält!

Die Richtigstellungen sind so knapp wie möglich gehalten. Eine kurze Behauptung fachlich zu entkräften, erfordert den x-fachen Aufwand, den es gekostet hat, diese Behauptung in die Welt zu setzen. Eine Gegendarstellung erfordert viel Erklärungen, Quellenangaben etc. Um wirken zu können, muss die Gegendarstellung gelesen werden. Viel Text spricht jedoch dagegen, dass sie gelesen wird. Das ist ein kaum zu lösender Widerspruch.

Daher wurde im Folgenden zu jeder Aussage eine kurze Stellungnahme sowie Erläuterung und (fast überall) ein Detailfeld mit Links eingefügt. In den Erläuterungen wurde zudem bewusst darauf verzichtet, zu tief ins Detail zu gehen. Eingefügte Links verweisen auf ausführliche Artikel. Weitere Details sind dieser Web-Seite, dem Buch Dr. Jekyll & Mr. Hund (B. Zimmermann, Thieme Verlag) sowie zahlreichen Studien und Fachveröffentlichungen zu entnehmen.

Die 8 magischen Werte

Behauptung: Zur Diagnose einer SDU sind zwingend 8 Werte erforderlich. Liegen diese Werte nicht vollständig vor, kann die Diagnose einer SDU nicht erfolgen. Zur Diagnose sind diese 8 Werte ausreichend.

ErforderlichSinnvollKann nachgefordert werden
T4 X 
fT4X  
T3  X
fT3  X
TSHX  
TAK X 
T4-AK  X
T3-AK  X
Anmerkungen – klick hier

Viele Werte sind nur bei Bedarf erforderlich und können nachgefordert werden. Bei schmalem Geldbeutel kann man zunächst 2 Werte analysieren.

Der T4-Wert gibt die Gesamtmenge von gebundenem und ungebundenem T4 an. Das freie T4 reagiert jedoch sehr viel sensibler und ist daher wichtiger.

fT4 sollte möglichst als fT4ED analysiert werden, da hierbei messtechn. Störgrößen eliminiert werden.

T3 und fT3 liefern keine Aussage zur Schilddrüsen-Gesundheit. Sie können helfen, eine NTI zu identifizieren.

Der TSH-Wert ist diagnoserelevant, wenn er über dem Referenzbereich liegt. Werte innerhalb des Referenzbereiches schließen eine SDU nicht aus.

TAK (Thyreoglobulin-Antikörper) geben Hinweise auf eine autoimmune SDU. Erst stark erhöhte TAK-Werte (deutlich über dem Referenzbereich) sind für eine SDU-Diagnose relevant.

Hormon-AK (T4-AK, T3-AK) sind Untergruppen von TAK und treten nahezu immer nur zusammen mit TAK auf. Sie ermöglichen nicht die Diagnose einer SDU. Wenn sie in hohem Maße vorhanden sind, können sie zu veränderten Messwerten von T4 (und T3) führen (meist erhöhte Werte). Daher macht die Analyse der Hormon-AK dann Sinn, wenn das klinische Bild nicht zu den Hormonwerten passt.

Absolut unabdingbar ist ein geriatrisches Profil und eine gründliche Anamnese. Bei der Anamnese kann nur in begründeten Einzelfällen auf eine persönliche Konsultation verzichtet werden. Hierzu zählen etwa panisches Verhalten des Hundes bei Reisen / Autofahrten.

Zur ersten Orientierung sind nur der T4- bzw. fT4-Werte und der TSH notwendig. TAK sind sinnvoll. Hormon-AK und T3-Werte können bei Bedarf nachgefordert werden.

Schilddrüsen-Antikörper (AK)

Zu den Schilddrüse-Autoantikörpern (SD-AKs) zu denen Thyreoglobulin-Antikörper (TAK) und die Hormon-Antikörper (T4-AK, T3-AK) zählen, gibt es eine ganze Reihe an Fehl-Informationen.

Werte-Interpretation

Hierzu gibt es eine aufeinander aufbauende Kette an Behauptungen:

NrBehauptungFalschRichtig
1Werte im GraubereichXWerte im Graubereich sagen nichts aus
2AKs bedeuten SDUXAKs treten auch bei SD-gesunden Hunden auf
3Bei AKs muss substituiert werdenXVorhandene AKs erfordern keine Substitution
  1. Behauptung: AKs liegen vor, wenn der Messwert > 0 (sogenannter Graubereich) = FALSCH
    RICHTIG: Werte unterhalb des Referenzbereiches stellen quasi ein messtechnisches Grundrauschen dar und sind messtechnisch nicht von tatsächlich vorhandenen AKs zu unterscheiden. Die Werte sagen nichts über eine SDU aus.
  2. Behauptung: Ein gesunder Hund hat keine AKs = FALSCH
    RICHTIG: Antikörper (TAK, Hormon-AK) können auch bei gesunden Hunden aus verschiedenen Gründen auftreten. Erst wenn die Antikörper stark erhöht sind (deutlich über dem Referenzbereich) sind sie ein deutlicher Hinweis auf eine autoimmune SDU. Werte unter dem Referenzbereich sind nicht relevant. Bei Werten knapp über dem Referenzbereich sollten die SD-Werte regelmäßig überprüft werden. Werte unter und knapp über dem Referenzbereich stehen der Diagnose einer SDU, die sich auf andere Kriterien stützt, nicht entgegen.
  3. Behauptung: AKs sind immer ein Zeichen von SDU und die muss substituiert werden, sonst wird sie schlimmer= FALSCH
    RICHTIG: AKs können zeitweise und milieuabhängig auftreten. Eine Substitution nur wegen vorhandener AKs ist daher nicht erforderlich. Selbst eine automimmune SDU kann sich wieder zurückbilden.
Erläuterung: Historie Graubereich – klick hier

Fr. Wergowski hat sich in einem Fachartikel über die Subklinische SDU (Hypothyreose und Verhaltensauffälligkeiten beim Hund…) sowohl fachlich als auch persönlich über die SDU geäußert:

„Vom Labor wird für T4-Autoantikörper ein Normbereich bis 20 % angegeben, für T3-Autoantikörper bis 10 %. Alle Patienten, die die Autorin in den letzten Jahren betreut hat, bei denen Antikörper gegen die Hormone – auch im niedrig „normalen“ Bereich – nachweisbar waren, entwickelten spätestens innerhalb 1 Jahres eine manifeste Hypothyreose. Es erscheint auch wenig logisch, dass überhaupt Antikörper gegen ein körpereigenes Hormon vorhanden sein sollten.“

Die Aussagen sind als persönliche Meinungen gekennzeichnet und sie stehen im Kontext „Verhaltenstherapien mit speziellem Klientel“. Als praktizierende Verhaltenstherapeutin behandelt Frau Wergowski Hunde, die von ihren Besitzern als verhaltensauffällig beschrieben werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Hunde zumindest eine transiente (vorübergehende) SDU entwickeln, ist hoch und steht in keinem Zusammenhang zu AKs im Referenzbereich (im niedrigen Normalbereich).

Im Buch Dr. Jekyll & Mr. Hund erläutert Fr. Wergowski die Zusammenhänge ausführlich und stellt ihre Aussagen klar.

Antikörper sind erst dann diagnoserelevant, wenn der Wert stark über dem Referenzbereich liegt. Werte darunter sind bestenfalls Hinweise, das man die SD beobachten muss.

Hormon-Antikörper und Messwerte

Behauptung: AKs beeinflussen immer die Hormon-Messwerte

FALSCH
RICHTIG: Messwertveränderungen sind selten und treten nur bei hohen AKs auf

Erläuterungen – klick hier

Wenn AKs stark erhöht sind (deutlich über dem Referenzwert), können sie Messwerte verändern. Ob die Messwerte erhöht oder reduziert werden, ist vom Messverfahren abhängig. Bei den meisten in deutschen Laboren verwendeten Analyseverfahren sind Messwerterhöhung möglich. Das Risiko der Messwertebeeinflussung liegt unter 10 %.

Home // Seitenanfang // Alle Beiträge Schilddrüsenunterfunktion

T4-Werte

Egal in welcher Höhe sich die T4-Werte in Bezug zum Referenzbereich befinden – wenn man eine SDU „diagnostizieren“ möchte, findet man die passenden Behauptungen. So kann jedem Hund eine SDU unterstellt werden.

Nr BehauptungFalsch Richtig
1Sehr niedrige T4-Werte sind immer SDU X Niedrige T4-Werte gibt es  auch bei SD-gesunden Hunden
2Niedrige T4-Werte sind eine SDUXNiedrige T4-Werte sind nicht eindeutig
3Mittleren und höhere T4-Werte sind von AKs beeinflusstXMittlere und höhere T4-Werte sind vermutlich keine SDU
4Junge Hunde müssen hohe Werte habenXAuch die SD-Hormone spielen verrückt

T4-Werte unterliegen vielen Einflüssen und sind immer im Kontext zu beurteilen.
Die Aussagen zu T4-Werten berücksichtigen nicht, dass Hormonwerte nie als Einzelwerte interpretiert werden dürfen, da sie starken individuellen und situationsbezogenen Schwankungen unterliegen können. Langfristiger Stress kann die T4-Werte senken. Im Laufe der „Pubertät“ können die T4-Werte extrem schwanken.
Insbesondere bei den Bewertungen durch User von Social Media sind viele Informationen, die für eine seriöse Beurteilung erforderlich wären, nicht bekannt und werden nicht abgefragt. Diesen Beurteilungen sollte man daher mit Misstrauen gegenüberstehen. Wird nahezu jeder „Fall“ als SDU eingestuft, sind die Aussagen definitiv nicht seriös.

TSH

TSH > 0,1

Behauptung: TSH-Werte > 0,1 ist kritisch und bedeutet SDU

FALSCH
RICHTIG: TSH-Werte im Referenzbereich sagen nichts bezüglich einer SDU aus

Erläuterungen – klick hier

Der obere Referenzbereich für TSH liegt deutlich höher und schwankt leicht zwischen den einzelnen Laboren (0,5 ng/ml und höher). Daraus ergibt sich, dass der Wert von 0,1 nicht starr sein kann, sondern – wenn die Aussage stimmen würde – an den Referenzbereich des Labors angepasst sein müsste.

Der TSH-Wert schwankt im Laufe des Tages aufgrund zahlreicher Einflüsse und kann auch rassespezifisch unterschiedlich sein.

Werte innerhalb des Referenzbereiches schließen eine SDU nicht aus. Es gibt jedoch keinen „besonders kritischen“ Bereich innerhalb des Referenzbereichs, der eine SDU anzeigt.

Bestenfalls kann man bei einem Wert > 0,1 schließen, dass die Schilddrüse zu überwachen ist.

TSH nicht messbar

Behauptung: Nicht messbare TSH-Werte bedeuten eine SDU; die Hypophyse ist erschöpft und produziert kein TSH mehr

FALSCH
RICHTIG: TSH-Werte im Referenzbereich sagen nichts bezüglich einer SDU aus

Erläuterungen – klick hier

Da die TSH-Werte schwanken, kann auch ein Moment erfasst worden sein, in dem tatsächlich kein TSH vorhanden ist.

Die Aussagen zu TSH-Werten berücksichtigen nicht, dass Hormonwerte nie als Einzelwerte interpretiert werden dürfen. Die TSH-Werte verändern sich im Laufe eines Tages situationsbezogen und schwanken individuell.
TSH-Werte innerhalb des Referenzbereiches liefern keine Aussage zu einer SDU (weder positiv noch negativ).

T3

T3 und Diagnose

Behauptung: T3 ist für die SD-Diagnose wichtig

FALSCH
RICHTIG: T3 gibt keine Aussage zur SD-Funktion

Siehe oben: Die 8 magischen Werte: T3 ist kein Diagnosekriterium.

T3 und Verhalten

Behauptung: T3 ist ein Verhaltenshormon, niedrige T3-Werte bewirken Verhaltensauffälligkeiten

FALSCH
RICHTIG: T3 wird im Gehirn aus T4 gebildet

Erläuterungen – klick hier

Ist gibt keine Studien, die einen klaren Zusammenhang zwischen T3 und Verhalten belegen.

Ferner ist zu berücksichtigen, dass das Gehirn einen Großteil des T3 unmittelbar vor Ort bildet. Das T3 im Blut liefert also keine Aussage darüber, wieviel T3 im Gehirn vorhanden ist, um dort Verhalten zu beeinflussen.

T3 hat keine Diagnose-Relevanz, auch nicht im Hinblick auf „Verhalten“.

Probesubstitution

Symptomverbesserungen bei Probesubstitution

Behauptung: Verändert sich das Verhalten des Hundes und Verbessern sich Symptome bei Gabe von T4 (Probesubstitution), liegt eine SDU vor.

FALSCH
RICHTIG: Eine Probesubstitution vergleicht mindestens drei Vergleichsebenen: vorher – während – nachher.

Erläuterungen – klick hier

Bei einer Probesubstitution werden zunächst möglichst objektiv messbare Kriterien festgelegt. Nach einer Substitutionsdauer von ca. 6 Wochen (bei optimaler Dosis) werden die Hormone wieder ausgeschlichen. Anhand der festgelegten Kriterien wird die Situation vor, während und nach der Substitution verglichen. Die Beurteilung sollte möglichst nicht nur durch den Hundehalter erfolgen.

Die meisten Probesubstitutionen werden jedoch nicht nach dieser Vorgehensweise durchgeführt. Stattdessen wird der Hund substituiert und lediglich diese mit der Situation vorher verglichen. Treten anfänglich vermeintliche oder tatsächliche Besserungen auf, wird davon ausgegangen, dass eine SDU vorliegt.

Diese Vorgehensweise lässt verschiedene Faktoren außer Acht:

  • Körperliche Veränderungen oder Verhaltensänderungen können durch die Hormongabe auch dann zeitweise auftreten, wenn keine SDU vorliegt.
  • Liegt eine NTI vor, kann eine Hormongabe gefährlich sein, auch wenn zunächst Verbesserungen auftreten.
  • Veränderungen werden subjektiv dargestellt.
  • Veränderungen können überinterpretiert werden.
  • Häufig werden parallel zur Substitution weitere Maßnahmen ergriffen. Diese können bereits eine positive Veränderung bewirkt haben, bleiben aber unberücksichtigt.

Nur eine korrekt durchgeführte Probesubstitution ermöglicht eine annähernd begründete Aussage zum Vorliegen einer SDU.

Home // Seitenanfang // Alle Beiträge Schilddrüsenunterfunktion

Weitere Diagnosekriterien

Verhaltenssymptome

Behauptung: Manche Verhaltensweisen sind bei einer SDU typisch und signalisieren daher eine SDU

FALSCH
RICHTIG: Bei einer Subklinischen SDU gibt es keine typischen Verhaltensauffälligkeiten

Erläuterungen – klick hier

Bei einer Subklinischen SDU befindet sich die SDU noch in einem sehr frühen Stadium. Ob und welche Defizite auftreten, ist sehr individuell. Eine typische Verhaltensänderung gibt es daher nicht.

Bei einer klinischen SDU treten z. B. Unlust, Müdigkeit sowie Gereiztheit bis hin zu Aggression häufig auf.

Alle Verhaltensänderungen können jedoch auch zahlreiche andere Ursachen haben. Insbesondere beim Wechsel vom Junghund zum erwachsenen Hund sind spontane Verhaltensänderungen typisch. Aggression hat zahlreiche Ursachen und kann auch durch allgemeines Unwohlsein und Schmerzen hervorgerufen sein. Nur bei einem sehr geringen Anteil aggressiver Hunde wurde eine SDU diagnostiziert.

Hund mit einer SDU können stressempfindlich sein. Hier ist jedoch stets zu hinterfragen, was Ursache und Wirkung ist, da langanhaltender Stress Werte der SD-Achse verändern kann.

Verhaltensänderungen und Verhaltensauffälligkeiten haben zahlreiche Ursachen.

TSH-Stimulationstest

Behauptung: Der TSH-Stimulationstest ist gefährlich

FALSCH
RICHTIG: Nebenwirkungen treten selten auf.

Erläuterungen – klick hier

Der verfügbare Test hat Nebenwirkungen, die jedoch relativ selten sind.

Der TSH-Stimulationstest gilt als Goldstandard zur Diagnose der SDU.

Der TSH-Stimulationstest ermöglicht eine relativ gute Aussage, ob eine SDU vorliegt oder nicht.

Tierärztliches Fachwissen

Behauptung: Tierärzte kennen sich mit SDU nicht aus. Man muss Verhaltens-TÄ aufsuchen.

FALSCH
RICHTIG: Die Problematiken der SDU sind inzwischen den meisten Haustierärzten bekannt.

Erläuterungen – klick hier

Zur SDU wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Studien durchgeführt und Seminare angeboten. Für einen Tierarzt (TA), der regelmäßig Fachliteratur liest und Fortbildungen besucht, ist es kaum möglich, an dieser Thematik vorbeizukommen.

Das Argument, dass TÄ keine Ahnung haben, wird allerdings nur dann verwendet, wenn der TA eine Substitution ablehnt. TÄ, die eine Substitution wunschgemäß befürworten, werden hingegen als TÄ angesehen, die sich gut mit dem Thema SDU auskennen. Das heißt, dass Laien auf Basis ihres Laienwissens und ihrer Wunschdiagnosen eine Beurteilung des Fachwissens vornehmen.

Die SDU ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Fokus der Tiermedizin gerückt.

Dosierung

Dosis-Anpassung

Behauptung: Verbessert sich das Verhalten bei Hormongabe, liegt eine SDU vor. Wenn nicht, passt die Dosis nicht.

FALSCH
RICHTIG: Bei schwer einzustellenden Hunden ist die Diagnose SDU vermutlich falsch.

Erläuterungen – klick hier

Bei einer Substitution können anfangs (Verhaltens-)Verbesserungen auftreten. Die Verbesserungen verschwinden aber mit der Zeit wieder. Sehr häufig wird dies dann als „Schwierig einzustellen“ und nicht als „Kein Substitutionsbedarf“ interpretiert.

Die Diagnose SDU sollte überprüft werden, wenn

  • immer wieder Symptome auftreten,
  • der Hund unter Substitution kein stabiles Niveau erreicht oder
  • die Dosis ständig verändert werden muss
  • etc.

Bei einer nachweislich richtigen Diagnose, liegen offensichtlich weitere Faktoren vor, welche die SD stören. Diese können medizinischer Natur sein, aber auch haltungsbedingt.

Medizinische Faktoren sind meist nur durch umfangreiche Diagnostik zu ermitteln und somit ein Kostenfaktor. Haltungsbedingte Einflüsse sind meist nur sehr schwer zu ermitteln und mit dem Halter zu kommunizieren. Das haltungsbedingte Fakotoren bei Internet-Beratungen berücksichtigt werden, ist nahezu auszuschließen.

Bei schwierig einzustellenden Hunden sind Diagnose und das Umfeld des Hundes zu überprüfen.

Höhe T4-Wert

Behauptung: Der T4-Wert muss bei Substitution im oberen Referenzbereich oder darüber liegen.

FALSCH
RICHTIG: Für die Dosierung ist nicht der T4-Werte, sondern das Wohl des Hundes relevant.

Erläuterungen – klick hier

Der T4-Wert wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu zählen unter anderem das Alter, Geschlecht und Rasse. Ebenso wie bei der Diagnose (s. o.) ist die Höhe des T4-Werts zur Substitutionskontrolle daher nur bedingt geeignet.

Der Substitutionserfolg und die Dosishöhe werden daran gemessen, dass die zuvor erkannten Symptome dauerhaft verschwinden. Bessern sich Symptome nicht, ist die Diagnose zu hinterfragen.

Bei sehr vielen Hunden (die eine Substitution erhalten) ist ein Blutwert von T4 im mittleren oder oberen Bereich ausreichend. Höhere Werte können (müssen aber nicht) je nach physiologischer Verarbeitung der externen Hormone erforderlich sein.

Werden T4-Werte über dem Referenzbereich

  • bei 4 – 6 Stunden nach Substitution,
  • bei normalem Aktivitätsniveau,
  • bei stabilen Reaktionen

festgestellt, empfiehlt es sich, kurz vor der 2-ten Hormongabe eine Kontrolluntersuchung durchzuführen. Hierdurch ist es möglich, die Höhe der Gesamtdosis besser zu interpretieren.

Der T4-Wert ist nur bedingt geeignet, die Dosierung zu beurteilen.

Veränderung T3- Wert

Behauptung: Wenn der T3 nicht ansteigt, liegt eine Umwandlungsstörung vor und T3 muss substituiert werden.

FALSCH
RICHTIG: Der Verlauf von T3-Wert unter T4-Substitution ermöglicht keine Aussage zur T3-Substitution.

Erläuterungen – klick hier

Niedrige T3-Werte können auf NTI hinweisen. Die SD-Hormongabe bei einer NTI kann gefährlich für den Hund sein.

Der T3-Wert sinkt im Laufe einer SDU erst relativ spät. Ein Anstieg von T3 bei der Substitution einer Subklinischen SDU ist daher nicht zu erwarten.

Ein Anstieg von T3 (bei Substitution) erfolgt häufig, wenn Rahmenbedingungen geändert wurden.

Eine Umwandlungsstörung bedeutet, dass die Umwandlung von T4 zu T3 im Körper gestört ist. Dies wurde bei Hunden noch nicht wissenschaftlich abgesichert festgestellt.

Eine Umwandlungsstörung wurde bei Hunden noch nicht festgestellt.

Home // Seitenanfang // Alle Beiträge Schilddrüsenunterfunktion

Jod

Jod und Substitution

Behauptung: Keine Jodgabe bei Substitution

FALSCH
RICHTIG: Jod ist immer bedarfsdeckend zu füttern.

Erläuterungen – klick hier

Die allgemeinen wissenschaftlichen Empfehlungen lauten, Jod auch bei Substitution bedarfsdeckend zu füttern. Es ist nicht erforderlich, bei Substitution die bedarfsdeckende Jod-Zufuhr zu reduzieren, da der Hund überschüssiges Jod ausscheidet.

Es ist vor allem nicht erforderlich, spezielles Jod-reduziertes Futter zu geben.

Eine Begründung für diese Empfehlung ist allerdings nicht zu finden. Möglicherweise verhindert eine bedarfsdeckende Jod-Versorgung jedoch den Niedergang gesunder SD-Zellen.

Von einer jod-armen Diät wird abgeraten.

Jod: Allergien und Antikörper

Behauptung: Jod kann zu allergischen Reaktionen sowie zur Zunahme der AKs führen

FALSCH
RICHTIG: Jod kann keine Allergien auslösen und erhöht nicht die AKs

Erläuterungen – klick hier

Allergien werden ausschließlich durch Proteine ausgelöst. Es gibt Proteine bei Fischprodukten, die Jod enthalten. Diese Proteine können zu Allergien führen.

Jod kann zu allergie-ähnlichen Symptomen führen.

Das Jod-Zufuhr die Bildung von SD-AKs fördert, ist in keiner Studie belegt (auch nicht als Zufallsergebnis). Die Aussagen basieren auf einer User-Angaben, die über ein einmaliges „Zusammentreffen“ von Jodgabe und AK-Anstieg hinaus nicht belegt wurde.

Jod ist ein wesentlicher Bestandteil der SD-Hormone. Sowohl zu wenig als auch zu viel Jod können den SD-Kreislauf empfindlich und ggf. auch nachhaltig stören. Bei Substitution ist Jod bedarfsdeckend zu füttern.

Funktionen von Jod

Behauptung: Jod hat außer als Bestandteil der SD-Hormone noch weitere Funktionen im Körper

FALSCH
RICHTIG: Jod agiert nur über die SD-Hormone

Erläuterungen – klick hier

Jod hat nur Wirkungen über die SD-Hormone und deren Abbau-Produkte.

Weitere Wirkungen sind nicht bekannt.

Jod wirkt nur über die SD-Hormone.

Schilddrüsen-Darm-Achse

Behauptung: Ein Großteil der SD-Hormone werden im Darm durch Bakterien gebildet. Bei Magen-Darm-Problemen werden zu wenig Hormone gebildet und es muss substituiert werden.

FALSCH
RICHTIG: Schilddrüsen-Hormone werden in der Schilddrüse gebildet

Erläuterungen – klick hier

Beim Menschen gibt es Hinweise, dass Bakterien im Darm T4 bilden und dieses T4 in den Körper aufgenommen wird und wirksam ist.

Bei Hunden gibt es hierfür keine Belege. Im Gegensatz zum Menschen hat der Hund einen sehr aktiven Jod- und Hormonstoffwechsel. Überschüssiges Jod und Hormonreste werden ausgeschieden, wogegen der Mensch selten überhaupt überschüssiges Jod und Hormonreste hat. Bildlich gesprochen neigt der Hunde-Stoffwechsel zu Jodverschwendung, wohingegen der menschliche Stoffwechsel Jod sparen muss. Die Unterstützung von jodumsetzenden Bakterien ist in diesem Fall evolutionär sinnvoll.

Die Übertragung von wissenschaftlichen Ergebnissen von einer Spezies auf eine andere ist nicht immer möglich.

SDU und KI

Behauptung: Wenn die KI das so sagt, dann muss es doch stimmen

FALSCH
RICHTIG: Eine KI ist nicht unfehlbar

Erläuterungen – klick hier

KIs sind nur so gut, wie der „Lernstoff“, auf dessen Basis sie trainiert werden. Dieser Lernstoff kann einseitig oder unzureichend oder ähnliches sein.

KIs prüfen den Inhalt nicht darauf, ob er fachlich korrekt ist und selbst eine Prüfung auf Plausibilitätg und Widerspruchsfreiheit ist teilweise nicht vorhanden.

Hat eine KI keine validen Basisdaten, kann es vorkommen, dass sie „halluziniert“, sich also etwas zusammenphantasiert.

Grundsätzlich sollten daher die Quellen, die eine KI angibt, im Einzelnen geprüft werden.

Eine KI, die keine Quellen angibt, ist nicht seriös.

Die KI ist wie jede Internet-Quelle einzustufen: die Quellen müssen geprüft werden.

Home // Seitenanfang // Alle Beiträge Schilddrüsenunterfunktion

naseweisbz.net

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..