Der alte Hund

Altersbedingte Veränderungen treten auch beim Hund auf. Um die Lebensqualität des Hundes möglichst lange zu erhalten, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und rechtzeitige Behandlung von Erkrankungen erforderlich. Eine Checkliste hilft, Probleme zu erkennen.

Überblick

Die Lebensbedingungen der meisten Hunde sind deutlich besser geworden. Die Hunde sind häufig ein gut umsorgtes Teil der Familie und erhalten eine entsprechende medizinische Betreuung. Dadurch werden Hunde im Schnitt älter. Der Anteil alter Hunde steigt, sie stellen ca. 30 % der Hundepopulation.


Wie bei Menschen nehmen die körperlichen und geistigen Leistungen von älteren Hunden ab. Typischerweise sinken mit dem Alter die Möglichkeiten, sich an neue innere oder äußere Gegebenheiten anzupassen, Veränderungen zu kompensieren und mit Stress umzugehen. Das Immunsystem ist nicht mehr so leistungsstark wie bei jungen Hunden. Damit verbunden ist eine höhere Krankheitsanfälligkeit. Zudem treten Verschleißerscheinungen, etwa an Gelenken und Zähnen, auf. Im Zusammenleben mit alten Hunden müssen daher deren besonderen Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Kurvendiagramm. Viele Erkrankungen und Verschleißerscheinungen nehmen mit dem älter werden des Hundes zu. Besonders stark und früh steigen orthopädische Erkrankungen an. Hautprobleme steigen kontinuierlich an. Augen und HNO-Erkrankungen steigern erst beim alten Hund stark an. Infektionen und Parasitenbefall sind hingegen unabhängig vom Alter. Erkrankungen an Magen-Darm, Nieren, Herz oder Gehirn, Nerven sowie Tumore, Krebs nehmen zwar ebenfalls mit dem Alter zu, allerdings nicht so stark, wie die zuvor genannten.
Viele Erkrankungen und Verschleißerscheinungen nehmen mit dem älter werden des Hundes zu. Besonders stark und früh steigen orthopädische Erkrankungen an. Hautprobleme steigen kontinuierlich an. Augen und HNO-Erkrankungen steigern erst beim alten Hund stark an. Infektionen und Parasitenbefall sind hingegen unabhängig vom Alter.

Wann ist ein Hund alt?

Ab wann ein Hund als alt bezeichnet wird, sehen Besitzer und Tierärzte oft unterschiedlich. Während Besitzer häufig einen Hund erst ab 9 Jahren als „alt“ ansehen, bezeichnen Tierärzte meist Hunde ab 7 Jahren als „alt“.

Als „alt“ gilt ein Hund, wenn er ¾ seiner Lebenszeit vollendet hat. Damit wird klar, dass die Bezeichnung „alt“ nicht nur sehr individuell zu sehen ist, sondern auch rasseabhängig – genauer: abhängig von der Größe – ist. In der Regel gilt: Je größer die Rasse wird, desto weniger alt werden die Hunde. Auch die typischen Alters-Erkrankungen unterscheiden sich zwischen großen und kleinen Rassen. So findet man bei großen Rassen eher Muskel-Skelett-Erkrankungen und Verdauungsprobleme, während bei kleineren Hunden häufiger Herz- und Augen-Erkrankungen auftreten.

Nach einer Daumenregel entspricht ein Hundejahr 7 Menschenjahren. Eine genauere Abschätzung ergibt sich, wenn auch das rassetypische Sollgewicht als Maßstab für die Körpergröße berücksichtigt wird. Bei Hunden mit starker Brachyzephalie (kurzschnäuzige Rassen) sind diese Werte allerdings nicht anwendbar.

Grafik Umrechnung Hundejahre in Menschenjahre bei verschiedenen Gewichtsklassen und mit der Daumenregel 1 Hundejahr = 7 Menschenjahre. Kleine Rassen (bis 9 kg) entspricht ein 19 Jahre alter Hund einem ca. 94 jährigen Menschen. Bei Hunden bis ca. 23 kg wird das bereits mit 16 Jahren erreicht. Hund bis ca. 55 kg sind bereits mit 12 Jahren mit einem 94 jährigen Menschen vergleichbar. Bei zunehmender Körpergröße sinkt das entsprechende Hundealter weiter.
Um das Alter des Hundes besser einschätzen zu können, wird das Hundealter in Menschenjahre umgerechnet. Dabei ist die Umrechnung genauer, wenn das Idealgewicht des Hundes als Maß für die Körpergröße berücksichtigt wird. Ab ungefähr 50 Menschenjahren nehmen altersbedingte Veränderungen zu.

Frühzeitig Vorsorgen – Beim Junghund schon ans Alter denken

Das Altern beginnt bereits unmittelbar nach der Geburt. Mit dem Alter verändern sich für den Hund viele Dinge, z. B. durch geänderte Stoffwechselvorgänge und Hormonlagen. Einige Aktivitäten oder Gewohnheiten sind nicht mehr möglich, etwa aufgrund von Gelenkverschleiß. Die Besitzer den ganzen Tag zu begleiten, wird zu anstrengend.

Bereits bei einem jungen Hund sollte man diese typischen Änderungen bedenken und entsprechend planen. So hilft es einem Hund, dessen Gehör schlechter wird, wenn er von Anfang an Hör- und Sichtzeichen gelernt hat. Um auch mit dem gleichzeitig schlechter sehenden Hund auf Distanz kommunizieren zu können, eignen sich raumgreifende Sichtzeichen.

Manche lieb gewonnene Gewohnheit ist mit dem Alter nicht mehr möglich oder für den Menschen nicht mehr angenehm. Man sollte sich bei der Etablierung von Gewohnheiten stets fragen, ob man diese auch beim alten Hund akzeptieren kann und möchte. So fällt es alten Hund oft schwer auf eine Couch zu springen, eine Aufstiegshilfen im Wohnzimmer ist aber nicht immer möglich oder gewollt. Manche Hunde wechseln im Alter häufiger die Liegeplätze, sind nachts unruhig, verlieren mehr oder weniger viel Urin im Schlaf etc. Den Hund dann aus dem Bett zu verbannen, ist für diesen doppelt kritisch: Zum einen bedeutet dies einen Ausschluss aus dem Rudel, zum anderen hat der Hund aufgrund des Alters Schwierigkeiten Gewohnheiten zu ändern.

Oft sind Hunde im Alter nicht mehr so mobil. Um sie dennoch auf Wanderungen oder Radtouren mitnehmen zu können, sind Hundewagen geeignet. Allerdings sollten die Hunde schon frühzeitig daran gewöhnt werden.

Mehrhundehaltern mit unterschiedlich alten Hunden müssen häufig mehr Zeit einplanen. Während der junge Hund noch viel Bewegung und Aufmerksamkeit braucht, genügen dem alten Hund kurze und ruhige Spaziergänge. Das führt meist dazu, dass man für den jungen Hund Extratouren einlegen muss. Im Haus muss man ggf. den jüngeren Hund davon abhalten, permanent Aufmerksamkeit vom älteren Hund zu verlangen.

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Altersgerechtes Leben

Altersgerechte Auslastung

Bild – im Gras laufender alter Hund. Auch ein alter Hund kann noch eine gute Lebensqualität aufweisen. Voraussetzungen sind, dass Krankheiten sowie Schmerzen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Auch ein alter Hund kann noch eine gute Lebensqualität aufweisen. Voraussetzungen sind, dass Krankheiten und Schmerzen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Wie stark der alte Hund ausgelastet werden kann und sollte, ist stark individuell verschieden.

Manchmal sind noch genauso „aufregende“ Spaziergänge wie bisher möglich, aber weniger lange. Einige Hunde zeigen in bekanntem Gebiet deutlich die gewünschte Laufstrecke an. Respektieren Sie das – der Hund kann am besten einschätzen, wie fit er ist und welche Strecke er zurücklegen kann. Andere Hunde können zwar gut die bisherigen Strecken bewältigen, sind aber mit Trainingseinlagen überfordert.

Manche Hunde haben besonders Schwierigkeiten bei Anstiegen oder unebenen Wegen. Einige Hunde laufen zwar nach wie vor in großer Distanz zum Besitzer, sind aber aufgrund von reduzierter Gehör-oder Augenleistung nicht mehr zuverlässig schnell abrufbar. Alte Hund können durch neue Umgebungen, neue Gassistrecken, neue Menschen überfordert sein.

All dies muss beachtet und gemanagt werden. So kann man Hunden bei Anstiegen in Hundewagen setzen, in fremder Umgebung einen bekannten Rückzugsort (Körbchen, Transportkorb) aufstellen, Spaziergänge in neuer Umgebung kürzer halten etc.

Altersgerechte Ernährung

Aufgrund verschiedener Umstellungen im Stoffwechsel (wie etwa höherem Körperfettanteil oder hormonellen Veränderungen) haben alte Hunde einen bis zu 30 % geringen Energiebedarf als jüngere Hunde. Dies ist bei der Futtermenge zu berücksichtigen.

Manche Hunde verlieren im Alter das Geschmacksempfinden und verweigern bisher gerne genommenes Futter. Um die ausreichende Futteraufnahme zu gewährleisten, muss ggf. ein Futterwechsel erfolgen.

Die Bewegungen des Magen-Darm-Traktes können reduziert sein, sodass es neben Verstopfungen zu Flatulenzen kommen kann. Mit einem ausreichend hohen Rohfaseranteil (> 1,5 % der Trockenmasse) können die Darmbewegungen unterstützt werden. Teilweise verändert sich das Darmbiom: Lactobazillen nehmen zu Gunsten von Clostridien ab. Hierdurch werden Verdauungsprobleme zusätzlich begünstigt. Durch z. B. Fütterung von Möhren (oder Möhren-Trockenschnitzel) lässt sich sowohl der Rohfaseranteil erhöhen als auch das Darmbiom positiv beeinflussen.

Das Futter sollte eine hohe Proteinqualität aufweisen. Leguminosen und bindegewebsreiche Produkte sollten dagegen reduziert bzw. vermieden werden.

Am Besten wird das Futter auf 2 – 3 Portionen am Tag aufgeteilt.

Medizinische Vorsorge

Auffälligkeiten erkennen

Veränderungen, die auf Krankheiten hindeuten, werden teilweise von Hundebesitzern nicht erkannt oder als „normale Alterserscheinungen“ bagatellisiert. Nicht selten verbirgt sich hinter Veränderungen jedoch eine Erkrankung, die behandelt und somit die Lebensqualität des Hundes verbessert werden kann. Daher sollten festgestellte Veränderungen beim nächsten TA-Besuch angesprochen werden.

In einer älteren Untersuchung (Willems, 2017) wurden 100 alte Hunde, die von ihren Besitzern als gesund (aber alt) eingestuft worden waren, gründlich untersucht. 45 Hunde gehört entweder Studenten der Veterinärmedizin oder tiermedizinischen Mitarbeitern.

Nach den Untersuchungen wurden folgende gesicherte Diagnosen gestellt:

  • 2 Hunde mit Mastzellentumoren,
  • 1 Hund mit Knoten an der Gesäugeleiste,
  • 1 Hund mit CNI (Chronischer Niereninsuffizienz),
  • 1 Hund mit SDU (Schilddrüsenunterfunktion),
  • 4 Hunde mit bakterielle Zystitis (Blasenentzündung).

Bei 9 % der als gesund angenommenen Hunde wurden somit schwerwiegende Erkrankungen festgestellt. Auch bei vielen der anderen Hunde wurden gesundheitsbeeinträchtigende Probleme festgestellt, wie z. B.

  • 88 Hunde hatten Zahnstein, davon 21 stark und 30 mittel stark,
  • 66 Hunde hatten Linsentrübungen,
  • 61 Hunde hatten orthopädische Probleme,
  • 49 Hunde hatten Zahnfleischentzündungen, davon 3 stark und 18 mittel stark,
  • 39 Hunde hatten Übergewicht, 2 Untergewicht,
  • mehr als die Hälfte der Hunde hatte tastbare Veränderungen.

Eine neuere Untersuchung (Jackson, 2024) wertete elektronische Patientenakten von insgesamt 832 alten Hunden aus. Die Spanne der Befunde je TA-Besuch reichte von 0 bis zu 10 Problemen. Die fünf häufigsten Erkrankungen, die in den Tierarzt-Akten vermerkt waren, waren:

  • Gewichtsprobleme (häufig Gewichtsverlust),
  • Muskelskelettprobleme (häufig Steifheit),
  • Zahnprobleme (häufig Zahnstein),
  • Hautprobleme,
  • Verdauungsprobleme.

Um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, sollte man daher den Hund gut beobachten und regelmäßig abtasten. Unabhängig davon, ob der Hund Krankheitsanzeichen zeigt oder nicht, wird empfohlen den alten Hund mindestens einmal jährlich, besser halbjährlich, einem Tierarzt vorzustellen. Hierbei sollten vom Halter erkannte Veränderungen angesprochen werden. Abtasten und Abhören gehören ebenso zur tierärztlichen Routineuntersuchung, wie ein geriatrisches Profil. Dieses erlaubt eine Abschätzung des Gesundheitszustandes und ermöglicht es, bestimmte Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Ultraschall und detaillierte Herzuntersuchungen gehören bei vielen TÄ ebenfalls zur geriatrischen Vorsorgeuntersuchung. Ergänzt wird die Vorsorge durch Impfungen und Wurmkuren (bzw. Kotuntersuchungen).

Vom BSAVA (British Small Animal Veterinary Association) wurde eine Broschüre für Hundehalter mit einer Checkliste zusammengestellt. Mithilfe der Informationen soll der Hundehalter für relevante Veränderungen beim alternden Hund sensibilisiert werden. Es wird empfohlen, die Checkliste mindestens halbjährlich auszufüllen, mit dem TA durchzusprechen und die ausgefüllten Listen aufzubewahren.

Die wichtigsten Punkte aus der Broschüre sind nachfolgend dargestellt. Als Download steht unten eine Checkliste in Anlehnung an die BSAVA-Liste zur Verfügung.

Viele der nachfolgend aufgeführten Systembereiche stehen in engem Zusammenhang. So können Zahnprobleme zu schlechter Nahrungsaufnahme und Gewichtsverlust führen. Schmerzen, etwa durch Zahnfrakturen oder Gelenkproblemen, führen zu Verhaltensänderungen.

Schaubild Verschiedene Symptome links (Bewegungsfreude, Verhalten, Schlafen, Unsauberkeit, Essverhalten, Trinkverhalten, Knoten, Warzen, Beulen, Gewicht, unflexibel bei Veränderungen), rechts verschiedene Erkrankungen (Verlust der Sinne (sehen, hören, schmecken), Gelenkerkrankungen, Gehirnveränderungen, Nierenerkrankungen, hormonelle Erkrankungen, Entzündungen, Tumore), dazwischen Auswirkungen (Energiehaushalt, Schmerzen, Wasserhaushalt). Verschiedene Symptome treten vermehrt im Alter auf. Diese Symptome können jeweils auf verschiedene Erkrankungen hindeuten. Krankheiten und Symptome stehen mit verschiedenen Auswirkungen, wie Schmerzen oder geringere Energie in Zusammenhang.
Verschiedene Symptome treten vermehrt im Alter auf. Diese Symptome können jeweils auf verschiedene Erkrankungen hindeuten. Krankheiten und Symptome stehen mit verschiedenen Auswirkungen, wie Schmerzen oder geringere Energie, in Zusammenhang.

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Gewicht

Mehr als die Hälfte aller Hunde ist mehr oder weniger stark übergewichtig (s. Dicker Hund: Ursachen und Folgen).

Bei älteren Hunden besteht eine erhöhte Gefahr der Gewichtszunahme, da die Hunde sich weniger und weniger intensiv bewegen. Selbst bei der üblichen Spazierganglänge kann dies dazu führen, dass der Hund weniger Kalorien benötigt. Zudem benötigen ältere Hunde aufgrund geänderter Stoffwechselprozesse teilweise weniger Energie. All die führt dazu, dass der Hund mit der gewohnten Futtermenge zunimmt.

Erkrankungen, die zu reduzierter Bewegung führen (etwa Gelenk- oder Herzprobleme) sind zusätzlich zu berücksichtigen. Andererseits können Erkrankungen auch dazu führen, dass Gewicht verloren wird. Hierzu zählen z. B. Zahnprobleme, hormonelle Erkrankungen wie Diabetes oder Morbus Cushing (Hyperadrenokortizismus) und Herzerkrankungen.

Ein normales Gewicht ist nicht nur wichtig um die Gelenke zu schonen, sondern verhindert auch Folgeerkrankungen von Übergewicht. Neben dem Erreichen des Idealgewichts muss immer auf eine evtl. vorliegende Grunderkrankung untersucht und diese behandelt werden.

Prüfkriterien: Der Hund hat

  • Übergewicht
  • Untergewicht.

Zähne

Zahn- und Zahnfleischprobleme sind nicht nur sehr schmerzhaft, sondern bergen auch die Gefahr, dass Bakterien aus dem Maul in andere Organsystem abwandern. Ein hoher Prozentsatz von Hunden über 3 Jahre haben Zahnprobleme. Besonders häufig sind kleine Rassen betroffen.

Häufig beginnen Probleme mit einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung), die durch rotes, manchmal auch blutiges, Zahnfleisch und Schwellungen des Zahnfleisches auffällt. Mit der Zeit geht die Entzündung auf den Kieferknochen, genauer den Zahnhalteapparat über (Parodontitis). Dies führt zum Knochenabbau rund um den Zahn und letztendlich Zahnausfall (s. Zähneputzen: Damit er auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann). Durch regelmäßiges Zähneputzen beim Hund kann die Zahnfleischentzündung und der nachfolgende Prozess nahezu verhindert werden.

Balkendiagramm Bei alten Hunden werden bei tierärztlichen Untersuchungen häufig Zahnprobleme festgestellt, die der Hundehalter nicht bemerkt hat. Festgestellte Zahnprobleme mit der Ausprägung ohne, mild, moderat, stark: Zahnstein: 12, 37, 30, 21. Zahnfleischentzündung 51, 28, 18, 3.
Bei alten Hunden werden bei tierärztlichen Untersuchungen häufig Zahnprobleme festgestellt, die der Hundehalter nicht bemerkt hat.

Andere altersunabhängige Ursachen für Zahnprobleme sind Tumor in der Schnauze, Fremdkörper im Maul oder Zahnbrüche (durch kauen harter Materialien, wie etwa Geweihstangen).

Prüfkriterien: Der Hund

  • hat Mundgeruch, krustige, braune Ablagerungen um die Zähne (Zahnstein), gerötetes und / oder blutiges Zahnfleisch
  • vermeidet harte Nahrung zu kauen, kaut einseitig, schreckt vor bestimmten Futtermitteln oder Spielzeug zurück oder lässt diese fallen,
  • niest oder schnaubt nach dem Füttern,
  • sabbert viel, reibt sich die Schnauze, wird aggressiv, wenn man in die Nähe des Gesichtes kommt.

Mobilität und Bewegung

Gelenkprobleme, wie Arthritis und Arthrose, sind bei alten Hunden häufig, wobei sie bei größeren Hunden häufiger auftreten als bei kleinen Rassen. Gelenkprobleme führen zu Bewegungseinschränkungen, zu Unlust bei Spaziergängen, Unsicherheit auf unebenem Untergrund etc. Ein reduzierter Bewegungsdrang kann jedoch auch aufgrund starken Übergewichts, Hormonproblemen, Unsicherheit durch Blindheit oder verschiedener anderer Ursachen auftreten.

Häufig können Grunderkrankungen (z. B. der Gelenkverschleiß) nicht mehr geheilt werden. Durch Schmerzbehandlung ist aber eine höhere Lebensqualität erreichbar. Durch Physiotherapie können der Muskelschwund abgefangen und Muskel wieder aufgebaut werden. Eine gut ausgeprägte Muskulatur reduziert die Belastungen der Gelenke.

Prüfkriterien: Der Hund

  • ist bei Spaziergängen langsamer, wird schneller müde und / oder möchte weniger spazieren gehen,
  • hat Probleme beim Treppensteigen oder auf Bett / Couch zu steigen; springt nicht mehr über Gräben etc.,
  • hat Probleme beim Laufen, z. B. humpelt, schleift mit den Zehen, hat ungleichmäßig abgelaufene Krallen; ist unsicher auf unebenen und / oder glatten Böden; fällt leicht um,
  • ist steif beim Aufstehen oder hat Probleme beim Aufstehen, insbesondere nach längerem liegen.

Verhalten

Verhaltensänderungen können viele Ursachen haben. Bei verändertem Verhalten muss daher immer untersucht werden, ob diese durch Erkrankungen hervorgerufen werden.

Häufig entstehen Verhaltensänderungen bei alten Hunden durch Verlust des Seh- oder Hörvermögens oder durch Schmerzen. Aber auch hormonelle Veränderungen, Tumore und verschiedene Erkrankungen können ursächlich sein. Wird der Hund plötzlich unsauber, sind häufig Nieren- oder Harnwegserkrankungen die Auslöser.

Wie beim Menschen können bei alten Hunden Gedächtnisprobleme auftreten. Bei Hunden wird dies als CCD oder CDS bezeichnet (CCD: canine cognitive dysfunction – kognitive Dysfunktion bei Hunden, CDS: cognitive dysfunction syndrome – kognitives Dysfunkions-Syndrom). Die Wahrscheinlichkeit, an CCD zu erkranken, steigt mit jedem Lebensjahr des Hundes um 52 %. Bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen (Alter, Geschlecht, Rasse…) ist die Wahrscheinlichkeit um den Faktor 6,47 bei nicht aktiven Hunden höher als bei aktiven Hunden. Je nach Quelle geht man davon aus, dass bis zu 25 % der alten Hunde mehr oder weniger stark betroffen sind.

Prüfkriterien: Der Hund

  • wirkt weniger freudig, ist eher lethargisch, sieht traurig aus, ist uninteressiert an seiner Umgebung, verweigert bisher gerne gemachte Aktivitäten,
  • verbringt sehr viel Zeit mit Schlafen,
  • wirkt zeitweise verwirrt oder desorientiert; ist plötzlich ängstlich, zeigt plötzlich Trennungsangst; ist nachts sehr unruhig,
  • ist unsicher in vertrauter Umgebung, mit vertrauten Personen und Situationen; kann gut gelernte Befehle nicht mehr; hat Schwierigkeiten neues zu lernen, sich an neue Situationen anzupassen.

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Kot- und Harnabsatz, Wasseraufnahme

Wenn sich die normale Wasseraufnahme von Hunden ändert, kann dies zahlreiche Ursachen haben, z. B.

  • hormonelle Erkrankungen wie Diabetes, Morbus Cushing,
  • CNI (Chronischer Niereninsuffizienz) oder andere Nierenerkrankungen,
  • Entzündungen, z. B. im Harntrakt oder Gebärmutterentzündungen bei Hündinnen,
  • Einfluss von Medikamenten.

Entzündungen im Harntrakt können Schmerzen beim Wasserlassen verursachen. Dies äußert sich z. B. durch Anspannung oder Jaulen beim Urinieren. Das Urinieren wird solange wie möglich aufgeschoben.

Manchmal ist eine Urinabgabe gar nicht möglich, sodass der Hund zwar presst, aber kein oder nur sehr wenig Urin abgegeben wird. Aufgrund des bestehenden Harndrangs ist der Hund unruhig und versucht immer wieder, Harn abzusetzen.

Blut im Urin, Veränderungen der Urinfarbe und / oder Ausflüsse aus der Vulva sind deutliche Warnhinweise für krankhafte Veränderungen.

Vermehrtes Trinken führt zu vermehrtem Urinieren, bis hin zu Unsauberkeit in der Wohnung. Trinkt ein Hund mehr als 100 ml/kg Körpergewicht in 24 Stunden gilt dies als übermäßiges Trinken. Ursache können Nierenerkrankungen sein.

Grafik: Trinkmenge im Verhältnis zu Körpergewicht. Übermäßiges Trinken kann auf Nierenprobleme hindeuten. Überschreitet die tägliche Trinkmenge 100 ml/kg Körpergewicht, gilt dies als übermäßiges Trinken. Die Trinkmenge pro Tag lässt sich ermitteln, in dem jeweils das zur Verfügung gestellte Wassers und nach 24 Stunden das restliche Wasser im Napf gemessen werden.
Übermäßiges Trinken kann auf Nierenprobleme hindeuten. Überschreitet die tägliche Trinkmenge 100 ml/kg Körpergewicht, gilt dies als übermäßiges Trinken. Die Trinkmenge pro Tag lässt sich ermitteln, in dem jeweils das zur Verfügung gestellte Wassers und nach 24 Stunden das restliche Wasser im Napf gemessen werden.

Hinsichtlich des Kotabsatzes deuten z. B. Pressen beim Stuhlgang, übermäßiger oder seltener Kotabsatz, Veränderung in Farbe und Konsistenz des Kots, auf Erkrankungen hin.

Prüfkriterien: Auf folgende Anzeichen sollte man achten

  • übermäßige Wasseraufnahme,
  • Unsauberkeit im Haus, Probleme beim Urinieren, veränderte Urinfarbe,
  • Probleme beim Kotabsatz, Verstopfung, Durchfall.

Schwellungen, Knoten, Warzen

Wie beim Menschen können auch beim Hund im höheren Alter Hautveränderungen sowie Schwellungen und Knoten auftreten. Hierbei kann es sich um harmlose Veränderungen handeln, aber auch um lebensbedrohliche Erkrankungen.

Lokale Entzündungen, Schwellungen durch Insektenbisse oder Knoten durch verstopfte Haarfollikel treten in jedem Alter auf und können gut behandelt werden.

Übermäßiges Gewebewachstum wird als Tumor bezeichnet. Gutartige Tumore breiten sich nicht oder nur sehr begrenzt in anderes Gewebe aus. Sie können aber sehr groß werden und dadurch stören. Bösartige Tumore (Krebs) breiten sich in andere Gewebe aus. Teilweise können sie nachwachsen, nachdem sie entfernt wurden.

Manchmal ist eine erste Einschätzung, ob es sich um einen gutartigen und bösartigen Tumor handelt, anhand der Größe, Form, Farbe, Wachstumsgeschwindigkeit und der Festigkeit, mit der Knoten an der Haut oder anderen Geweben anhaften, möglich. Eine gesicherte Differenzierung erlaubt jedoch nur die Feinnadelaspiration. Alle Schwellungen und Knoten sollten gründlich untersucht werden.

Prüfkriterien: Der Hund hat

  • Schwellungen, Knoten, Beulen,
  • Haarausfall.

Andere Anzeichen

Neben den bereits benannten Anzeichen können auch folgende Punkte Krankheiten anzeigen:

Prüfkriterien:

  • Erbrechen,
  • husten, keuchen, hecheln,
  • kratzen, lecken,
  • alles andere, das ungewöhnlich ist, plötzlich auftritt.

Abschied

Lebensqualität

Die Beurteilung der Lebensqualität ist ein wichtiges, aber auch schwieriges Kriterium zur Beurteilung eines alten Hundes. Bei einer gute Lebensqualität ist der Hund (mehr oder weniger) gesund, hat keine Schmerzen, ist am Leben seines Rudel interessiert und nimmt daran aktiv teil. Der Hund ist weitgehend selbstständig in der Lage, wesentliche Aspekte seines Lebens (urinieren, koten, fressen, laufen, schnüffeln…) selbstständig durchzuführen. Er hat weder „geistige“ Aussetzer noch ängstigt er sich. Er hat also weder physische noch psychische Leiden.

Die Lebensqualität des Hundes wird oft von den Besitzern anders eingeschätzt als von Dritten. Einerseits kennt der Hundehalter seinen Hund und beurteilt Situationen anders. Andererseits sieht er aufgrund seiner emotionalen Beziehung zum Hund Situationen nicht objektiv.

Hinzu kommt, dass sich die Lebensqualität des Hundes oftmals sehr langsam verschlechtert und der Qualitätsverlust vom Halter kaum wahrgenommen wird. Mithilfe von schriftlichen Beschreibungen, Videoaufnahmen und Bildern lassen sich Lebenssituationen auch im zeitlichen Ablauf vergleichen. Zudem ermöglichen es diese Aufzeichnungen, dem TA bestimmte Aspekte besser darzustellen.

Für den Besitzer kann die Pflege eines alten Hundes zu einer Herausforderung werden – im Extremfall so stark, dass die Lebensqualität des Halters eingeschränkt wird. Dies wiederum wirkt sich auf den Hund aus und verschlechtert dessen Lebensqualität. Finanziell kann die Pflege eines alten Hundes ebenfalls eine Herausforderung sein.

Euthanasie

Es gehört häufig zur traurigen Verantwortung des Hundehalters, den Zeitpunkt zubestimmen, wann ein Hund eingeschläfert wird. Nur wenige Hunde wechseln friedlich und spontan vom Leben in den Tod. Bei manchen Hunden ist beim Tierarztbesuch aufgrund einer akuten Erkrankung eine sofortige Euthanasie erforderlich. Bei vielen Hunden kann der genaue Zeitpunkt jedoch vom Halter festgelegt werden.

Balkendiagram: Todesart Euthanasie und „ohne Hilfe“ im Vergleich bei verschiedenen Altersstufen. Bei Hunden bis ca. 13 Jahren ist ein Tod „ohne Hilfe“ häufiger als eine Euthanasie, danach ist die Euthanasie häufiger. Die Todesart korreliert jedoch nicht direkt mit dem Alter, sondern mit verschiedenen Aspekten, die sich mit dem Alter ändern, wie etwa geringere Lebensqualität, Schmerzen, schlechte Gesundheitsprognose und ähnlichem.
Bei Hunden bis ca. 13 Jahren ist ein Tod „ohne Hilfe“ häufiger als eine Euthanasie, danach ist die Euthanasie häufiger. Die Todesart korreliert jedoch nicht direkt mit dem Alter, sondern mit verschiedenen Aspekten, die sich mit dem Alter ändern, wie etwa geringere Lebensqualität, Schmerzen, schlechte Gesundheitsprognose und ähnlichem.

Für den Hund ist die Beurteilung seiner Lebensqualität ein wichtiger Aspekt, um den richtigen Zeitpunkt für eine Euthanasie zu bestimmen. Auch wenn es eine schwere Entscheidung ist – letztendlich ermöglicht es einen Abschied in Würde und ohne lange Leidenszeit für den Hund.

Als Hauptgründe, die zum Einschläfern des Hundes  geführt hatten, gaben Halter Schmerzen oder Leiden des Hundes an, gefolgt von allgemein schlechter Lebensqualität, schlechter Prognose und dem Gesundheitszustand allgemein (Pearson, 2024).

Bei der Einschätzung der Einflüsse auf die Lebensqualität ist der Tierarzt gerne behilflich. So kann dieser am Besten abschätzen, wie die Prognose ist; ob Schmerzen dauerhaft bleiben oder durch Medikamente gedämmt werden können oder wie stark die Schmerzen sind. Zusammen mit dem Halter und dessen Erfahrung aus dem Alltag des Hundes kann eine Entscheidung im Sinne des Hundes getroffen werden.

Auch wenn die Lebensqualität des Hundes im Vordergrund stehen sollte, muss auch die Situation des Halters (der Halterfamilie) berücksichtigt werden: Ist dieser (oder die gesamte Familie) mit der Pflege des Hundes überfordert; wird eine Vielzahl an Veränderungen und Einschränkungen erforderlich, die nicht zu realisieren sind oder nicht von allen getragen werden; übersteigen die Kosten einen tolerierbaren Betrag etc. ….. Es gibt viele Umstände, die es einem Halter nicht mehr ermöglichen, die Betreuung des Hundes adäquat sicher zu stellen. Manche scheinbar unlösbaren Probleme können allerdings im Austausch mit dem TA gelöst werden. Daher sollten auch diese im Gespräch mit dem TA erörtert werden.

Insbesondere beim alten Hund ist ein hohes Vertrauen in den TA erforderlich. Daher sollte der Hundehalter auch in diesem Punkt schon frühzeitig an den gealterten Hund denken.

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Literatur (Auswahl)

BSAVA Pet savers: ACT – Ageing canine Toolkit.

Nam Y et al.: Dog size and patterns of disease history across the canine age spectrum: Results from the Dog Aging Project. PlosOne, Jan. 2024

Pearson EB et al.: Analysis of 2,570 responses to Dog Aging Project End of Life Survey demonstrates that euthanasia is associated with cause of death but not age. JAVMA 262. Jg., Nr. 2, S. 1-10, 2024

Willems A. et al.: Results of Screening of Apparently Healthy Senior and Geriatric Dogs. J Vet Intern Med;31:81–92, 2017

naseweisbz.net

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