Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion ist nicht einfach. Es mangelt an eindeutigen Symptomen und Labor-Parametern. Daher besteht die Gefahr, dass eine SDU überdiagnostiziert oder nicht erkannt wird.
Zum besseren Verständnis stark vereinfacht.
Eine SDU wird nicht als lebensgefährlich, aber als Lebens-beeinträchtigend eingestuft.
Früher wurde eine Schilddrüsenunterfunktion (SDU) ausschließlich dann diagnostiziert, wenn eindeutige klinische Symptome vorlagen. Anerkannte typische klinische Symptome lagen zum Teil so stark vor, dass alleine der Anblick der betroffenen Tiere Unbehagen erzeugte.
Heute hat sich die Einschätzung geändert. Es wird versucht, eine SDU zum Wohle des Hundes bereits in früheren Stadien zu diagnostizieren. Aber das birgt die Gefahr, Hunde als SD-krank einzustufen, die es nicht sind. Eine Hormonsubstitution wird in diesen Fällen als ungefährlich eingestuft. Die Tendenz geht somit zu „Eher umsonst substituieren, als eine frühe SDU nicht zu substituieren“.
Andererseits bedeutet eine Substitution für den Halter eine nicht unerhebliche finanzielle (und zeitliche) Belastung für die Hormonbehandlung und die regelmäßigen Kontrollen. Für den Hund bedeutet es, dass eventuelle andere Ursachen unberücksichtigt bleiben. Da die ursprünglichen Symptome sich nicht ändern, wird oft lediglich die Dosierung variiert, aber keine weitere Ursachensuche mehr betrieben. Zum Teil wird einer T4-Substitution dann eine T3-Substitution nachgeschoben. Der Hund muss zudem regelmäßig Blutabnahmen ertragen – zum Teil mehrmals im Jahr. Durch eine Substitution wird das SD-Gewebe zurückgebildet. Die Möglichkeit, in bestimmten Situationen körpereigene Hormone zu bilden, sinkt. Dies alles führt ebenfalls zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Beurteilung von Haustierärzten
In einer Studie in Großbritannien ließen Travail und ihr Team durch 3 Spezialisten SDU-Diagnosen von Haustierärzten überprüfen. Die insgesamt 102 Fällen, in denen eine SDU diagnostiziert und mittels Hormonsubstitution behandelt wurde, stammt aus 7 Tierarztpraxen.
- Bei allen Fällen lagen TT4-Werte vor, 11 davon waren innerhalb des Referenzbereichs.
- Lediglich bei 87 Fällen (85,3 %) wurde auch der TSH-Wert analysiert. Von diesen lagen 24 % im Referenzbereich und 76 % über dem Referenzbereich.
- In 25 Fällen wurde fT4 bestimmt, 13 davon wurden durch fT4ED bestätigt.
- TAK wurde nur in 11 Fällen bestimmt und war bei 3 Fällen positiv.
Die Diagnose einer SDU erfolgte somit bei rund 15 % der Fälle ohne Kenntnis des TSH-Werts. Der fT4-Wert war in nur in knapp einem Viertel der Fälle bekannt, TAK nur in knapp 10 %.
Erstes Zwischenergebnis: Die Diagnosegrundlage der Haustierärzte war in der Studie unzureichend.
Die Spezialisten, die die Diagnosen überprüften, waren Mitglieder des European College of Veterinary Internal Medicine – Companian Animals (ECVIM-CA). Sie ordneten nach unabhängiger Analyse der Falldaten die Fälle in 4 Kategorien ein:
- SDU bestätigt oder wahrscheinlich
- SDU vermutet, aber nicht bestätigt
- SDU unwahrscheinlich,
- keine Hinweise auf eine SDU.

Abschließend beurteilten sie noch für jeden einzelnen Fall, ob aus ihrer Sicht eine Substitution angebracht ist.
Die Diagnose der Haustierärzte sowie die Empfehlung zu einer Substitution wurde im Schnitt in weniger als der Hälfte der Fälle von den Spezialisten geteilt.
Zweites Zwischenergebnis: Eine SDU wird von Haustierärzten (in Großbritannien) überdiagnostiziert.
Keine SDU, weil…..
Wurde keine SDU vermutet, begründeten die Spezialisten ihre Einschätzung.
In der Mehrzahl der Fälle wurde angegeben, dass nicht ausreichend eindeutige Anzeichen für eine SDU vorlägen, um diese zu bestätigen.
Der zweitwichtigste Grund war die Vermutung, dass eine NTI vorliegen könnte. Am dritthäufigsten wurde die dokumentierte Gabe von Medikamenten, die die Schilddrüsenwerte beeinflussen, genannt. Auch rassespezifisch abweichende Schilddrüsenwerte wurden vereinzelt als Grund angegeben.

Drittes Zwischenergebnis: Verschiedene Faktoren beeinflussen die Schilddrüsenwerte und müssen bei der Beurteilung berücksichtigt werden.
Substitution erforderlich?
Ob bei einer bestätigten oder vermuteten SDU substituiert werden muss, wurde unterschiedlich eingestuft.
Während Arzt 1 in der Kategorie 1 alle Hunde substituieren würde, war dies bei Arzt 2 und 3 nicht der Fall. In Kategorie 2 würde Arzt 3 keinen der Hunde substituieren, Arzt 1 die Hälfte und Arzt 2 nur 2 Hunde.
Für die Kategorien 1 und 2 ergeben sich somit unterschiedliche Aussagen hinsichtlich des Erfordernisses einer Substitution.
Viertes Zwischenergebnis: Auch bei einer diagnostizierten SDU kann es Fälle geben, bei denen im Einzelfall eine Substitution nicht befürwortet wird. Bei einer nur vermuteten SDU wird mehrheitlich nicht zu einer Substitution geraten.
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Übereinstimmungen?
Wenn mindestens 2 der 3 überprüfenden Ärzte zur selben Einschätzung gelangten, wurde dies als Konsens gewertet.
Die Übereinstimmung in den vier Kategorien war schlecht bis mäßig.
Daher wurde neu kategorisiert:
- SDU vermutet oder bestätigt
- SDU unwahrscheinlich oder nicht zu erwarten
Hierdurch ergab sich eine Übereinstimmung in 56 Fällen (knapp über der Hälfte). Davon wurden 38 Fälle in die Kategorie a eingestuft, 18 Fälle in die Kategorie b.
Hinsichtlich der Substitutionserfordernis war die Übereinstimmung etwas höher. Bei insgesamt 67 Fällen waren sich die 3 Ärzte einig: 36 würden sie nicht substituieren, 31 dagegen schon.
Bei den restlichen 35 Fällen der insgesamt 102 waren sich zumindest 2 Spezialisten einig: 17 Fälle würden sie nicht, 18 Fälle würden sie substituieren.
Insgesamt würden also 53 Fälle nach einer Nachbewertung nicht substituiert und bei lediglich 49 Fällen eine Hormontherapie vorgenommen.

Fünftes Zwischenergebnis: Unterschiedliche Ärzte beurteilen das Vorliegen einer SDU und die Notwendigkeit einer Substitution unterschiedlich.
Aussagekraft von Analysewerten
Zur Unterscheidung, wie gut Analysewerte zwischen Kranken und Gesunden unterscheiden gibt es zwei Werte:
- Sensitivität, Empfindlichkeit: Anteil, der durch den Test richtig eingestufter Kranker
- Spezifität, Selektivität: Anteil der durch den Test richtig erkannter Gesunde
Die entsprechenden Werte für die SDU-Diagnostik sind der folgenden Tabelle nach Travail und Mooney zu entnehmen.
| Niedriges T4 | Niedriges fT4 | Hohes TSH | Niedriges T3 | Positive TAK | |
| Sensitivität | 89 – 100 | 80 – 98 | 58 – 87 | 10 | 36 – 51 |
| Spezifität | 73 – 82 | 78 – 94 | 82 – 100 | 79 | 94 |
(Mooney im Vergleich mit Ferguson s. Joel Dehasse: Schilddrüsenunterfunktion und Interpretation der T4-Werte).
Sechstes Zwischenergebnis: T3-Werte und Antikörper sind nur sehr schlecht geeignet, eine SDU zu diagnostizieren.
Sensitivität und Spezifität errechnen sich aus den prädiktiven Werte (Vorhersagewerte) PPV und NPV (positiver und negativer Vorhersagewert) unter Berücksichtigung der Prävalenz, also der Häufigkeit einer Erkrankung sowie dem Ergebnis des Vortests.
Die Prävalenz einer SDU liegt bei ungefähr 1 %. In einer Untersuchung ermittelten O’Neill et al. eine jährliche Prävalenz für 2016 von 0,23 % (bestehende SDU und Neudiagnosen) bei einer Inzidenz (Neudiagnosen) von 0,04 % fest (Datenbasis rd. 900.000 Hunde).
Die Vortestwahrscheinlichkeit ergibt sich aus den Ergebnissen der Anamnese ohne weitere diagnostische Untersuchungen (wie etwa Laboruntersuchungen) und berücksichtigt z. B. das Vorliegen von Symptomen, Einflüsse auf die Symptome (z. B. NTI, Medikamente, Futter) und weiteren Daten (z. B. Beschreibung der Hundehalter, Untersuchung des Hundes in der Praxis).
Das heißt: Sensitivität und Spezifität (die Aussagekraft der Werte) wird beeinflusst von der Prävalenz und der Vortestwahrscheinlichkeit. Travail et al. fordern daher zur Verbesserung von Sensitivität und Spezifität, dass Hormonwerte nur getestet werden
- bei Hunden mit entsprechenden klinischen Symptomen,
- bei Hunden, bei denen sich entsprechende Veränderungen bei routinemäßig durchgeführten klinisch-pathologischen Tests ergeben
- und nachdem NTIs und andere Schilddrüsen-beeinflussende Faktoren ausgeschlossen wurden.
Es sollten somit nur Hunde getestet werden, bei denen eine hohe Vortestwahrscheinlichkeit besteht.
Von vielen Laboren wird im Rahmen des geriatrischen Profils die Bestimmung von T4 angeboten. Ein Labor bewarb laut Travail diese Untersuchung mit Hinweis darauf, dass bei 1/7 der getesteten Hunde niedrige T4-Werte festgestellt wurden. Nimmt man dies als Vorliegen einer SDU, ergäbe sich eine Prävalenz von rd. 14 % – also weit über dem durch Studien ermittelten Wert.
Siebtes Zwischenergebnis: Bevor Hormonwerte bestimmt werden, sollte eine hohe Vortestwahrscheinlichkeit (Symptome und klinisch-pathologische Ergebnisse) vorliegen. NTIs, Medikamenteneinflüsse und andere SD-beeinflussende Faktoren sollten vorab berücksichtigt werden.
Indikatoren
Symptome
Die klinische Anzeichen für eine SDU sind meist vage und unspezifisch. Die häufigsten Symptome sind dermatologische und Stoffwechsel-Erkrankungen / Veränderungen. Für beide Symptombereiche können aber auch andere Erkrankungen verantwortlich sein. Lethargie und Übergewicht treten ebenfalls häufig auf. Auch hier sind viele andere Ursachen als eine SDU denkbar. Übergewicht kann etwa durch anderes Futter, weniger Bewegung, Futter aus anderen – nicht bemerkten – Quellen etc. resultieren.
Achtes Zwischenergebnis: Nur eine ausgiebige Anamnese und ggf. weitere Untersuchungen zum Ausschluss von NTIs und anderen Ursachen ermöglichen es, die Symptome als valide Vortestergebnisse zu werten.
Verhalten als Indikator
Es gibt kein „typisches“ Verhalten, dass bei einer SDU auftritt. Berücksichtigt man zusätzlich, dass das Verhalten des Hundes
- von Haltern unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt wird und
- auch vom Verhalten und den Signalen des Halters abhängig ist,
folgt daraus, dass Verhalten ein sehr unsicherer Indikator hinsichtlich einer SDU ist.
Neuntes Zwischenergebnis: Verhalten ist ein schlechter Indikator in der Diagnose einer SDU.

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Wird der Halter aber bzgl. eines „typischen SDU-Verhaltens“ beeinflusst, etwa in entsprechenden Internet-Gruppen, liegt sein Augenmerk oft auf diesem Verhalten. Er wird das Verhalten verstärkt registrieren und gegenüber seinem Tierarzt kommunizieren.
Zehntes Zwischenergebnis: Verhaltensbeschreibungen müssen möglichst unvoreingenommen erfolgen.
Carter und ihr Team untersuchten, ob bei Hunden mit Verhaltensproblemen Anzeichen von SDU feststellbar sind. Es wurde kein eindeutiger Zusammenhang festgestellt. Es gab eine Tendenz, dass Hunde mit Verhaltensproblemen etwas höhere T4-Werte als unproblematische Hunde haben. Allerdings betrug der Studienumfang nur 39 Hunde.
Von Thun und Wahrendorf haben die Hormonwerte verhaltensauffälliger und verhaltensunauffälliger Hunde in zwei getrennten Untersuchungen beurteilt. Es gab keine relevanten Unterschiede zwischen den Hormonwerten oder dem Vorliegen von Antikörpern. Bei den verhaltensunauffälligen Hunden in der Untersuchung von Wahrendorf lag der mittlere T4-Wert etwas niedriger, als bei den verhaltensauffälligen in der Untersuchung von von Thun. Dies deckt sich mit den Untersuchungen von Carter.
Kann man daraus ableiten, dass bei verhaltensauffälligen Hunden mit niedrigen T4-Werten diese Werte eigentlich noch niedriger sind und daher offensichtlich eine SDU vorliegt?
Nein. Die Mittelwerte von T4 lagen in den Untersuchungen (Wahrendorf, von Thun, Carter) jeweils knapp über dem unteren Referenzbereich. Wahrendorf geht davon aus, dass die Referenzwerte zu hoch angesetzt sind. Sie empfiehlt daher u. a. Referenzbereiche, die Alter, Rasse und weitere Faktoren berücksichtigen. Eine Unterscheidung zwischen „Hobby“- und „Leistungshunden“ erscheint ebenfalls sinnvoll.
(s. auch Aggression durch Schilddrüsenunterfunktion?)
Elftes Zwischenergebnis: Der Trend bei einigen Hundehaltern, bei Verhaltensproblemen auf die Analyse aller SD-Werte zu pochen, schränkt die Aussagekraft der prädiktiven Werte ein.
Welche Werte sind sinnvoll?
Der T4-Wert als alleiniger Wert ist nicht zur Diagnose einer SDU geeignet.
T4, fT4 und TSH haben hinsichtlich einer SDU die höchste Sensitivität und Spezifität und sollten daher im Verdachtsfall auf jeden Fall bestimmt werden. Um Einflüsse durch Bindungshormone und Antikörper auszuschließen, empfiehlt sich der fT4ED.
Nachreiner diskutierte in einem Vortrag verschiedene Schilddrüsenprofile. In allen Fällen geht er vom Vorliegen einer hohen Vortestwahrscheinlichkeit – also von Symptomen – aus.
Liegen Symptome und niedrige T4- und T3-Werten vor, aber ein normaler TSH und keine Antikörper, sollten zunächst NTIs ausgeschlossen werden. Erst dann ist ggf. eine Probesubstitution anzuraten.
Zwölftes Zwischenergebnis: Selbst bei relativ eindeutigen Hormonwerten kann eine NTI nicht ausgeschlossen werden.
Wie Nachreiner betont, bedeutet ein erhöhter TSH nicht unbedingt, dass eine SDU existiert. Aus seinen persönlichen Erfahrungen durch die Analyse zahlreicher Profile, kann eine dauerhafte Erhöhung von TSH vorliegen. Er vermutet, dass der TSH-Test in diesen Fällen auch biologisch nicht aktive TSH-Typen miterfasst.
Dreizehntes Zwischenergebnis: Da auch bei NTIs zeitweise der TSH erhöht sein kann (s. NTI: Erkrankungen täuschen eine SDU vor) oder der TSH messtechnisch falsch bestimmt wird, sollte selbst bei Vorliegen von Symptomen, niedrigen Hormonwerten und erhöhtem TSH immer zunächst eine NTI ausgeschlossen werden.
Die Analyse von Antikörpern kann ergänzende Informationen liefern. In den Beispielen von Nachreiner, in denen er eine Messwerterhöhung durch Antikörper vermutet, waren die T4-Werte sowie die Antikörper deutlich erhöht, während der fT4ED-Wert passend zur SDU erniedrigt war.
Beispiel
| Messwert | Referenzbereich | |
| TT4 | 155 nmol/l | 15 -67 nmol/l |
| T4AK | 65 % | < 20 % |
| TAK | 190 % | < 35 % |
Vierzehntes Zwischenergebnis: Für deutliche Messwerterhöhung bei den Hormonen sind hohe Antikörperwerte erforderlich. Der fT4ED ist weniger stark von Messwertbeeinflussungen betroffen.
Fünfzehntes Zwischenergebnis: Lediglich deutlich erhöhte Antikörperwerte können als Indiz für eine SDU gelten. Bei hohen TAK-Werten und Vorliegen von Symptomen kann auch bei T4-Werten innerhalb des Referenzbereichs eine Substitution erforderlich sein.
Nachreiner untersuchte auch, ob auch bei gesunden Hunden und Hunde mit NTI Antikörper auftreten. Ähnliche Untersuchungen wurden auch von anderen Studiengruppen durchgeführt (etwa Dixon, Reese, Schlipf). Es zeigte sich, dass auch bei SDU-gesunden Hunde TAK vorliegen können. Knapp ¼ davon entwickelte allerdings im Laufe eines Jahres eine SDU (Reese). In anderen Studien waren die Erkrankungsraten selbst über einen längeren Zeitraum niedriger. (siehe z. B. SDU bei der Hunderasse Eurasier)
Dixon warnt daher davor
… a TGAA-positive result should not be presumed to co-exist with thyroid dysfunction. Caution is advised in over-interpretation of such results and additional clinical and clinicopathological monitoring for hypothyroidism is advised before a firm diagnosis is made.
Dixon (1999)
Sinngemäße Übersetzung:
Es kann somit nicht davon ausgegangen werden, dass ein positiver TAK-Wert auch das Vorliegen einer SDU bedeutet. Es muss vor einer Überinterpretation positiver TAK-Werte gewarnt werden. Bevor eine eindeutige Diagnose gestellt wird, sind zusätzliche klinische und klinisch-pathologische Untersuchungen erforderlich.
Einige Rassen haben eine erhöhte Inzidenz bezüglich TAK.
(Auszug Liste s. . SDU bei der Hunderasse Eurasier, zu Antikörpern s. Häufige Fragen (FAQ) Schilddrüsen-Antikörper und Autoantikörper bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion)
Sechzehntes Zwischenergebnis: Das Vorliegen von TAK kann auf eine SDU hindeuten, muss es aber nicht. Ist der Hund symptomfrei, sollten die TAK regelmäßig überprüft werden. Eine Substitution wird nicht empfohlen.
Siebzehntes Zwischenergebnis: Welche Werte im Einzelfall eine Diagnose der SDU ermöglichen, ist unterschiedlich.
Weitere Blutwertveränderungen
Die Schilddrüsenhormone beeinflussen den Stoffwechsel und so sind häufig neben den SD-Werten auch weitere Blutwerte verändert. Hierzu zählen z. B. Cholesterin (nüchtern), Fruktosamin, ALP, AST, CK, Calcium und Phosphat, Triglyceride und Leukozyten. Auch diese Werte sollten daher im Rahmen der Anamnese überprüft werden. Allerdings können Abweichungen bei diesen Werten ebenfalls nur im Kontext auf eine SDU hindeuten und sind somit keine eindeutigen Hinweise.
Achtzehntes Zwischenergebnis: Eine Schilddrüsenunterfunktion verändert auch andere Stoffwechselkreisläufe. Bei einer Diagnose können diese Werte weitere Indizien liefern.
Diagnose – aber richtig
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International gelten als Goldstandards für die Diagnose einer SDU der TSH-Stimulationstest und die Szintigrafie. Letztere setzt einen Klinikaufenthalt des Hundes voraus. Ersterer bedeutet i. d. R. einen mehrstündigen Aufenthalt in einer Klinik. Beides ist oft beim Halter nicht gewünscht oder realisierbar.
Neunzehntes Zwischenergebnis: Eine gesicherte SDU-Diagnose ist durch TSH-Stimulationstest oder Szintigrafie möglich.
Für ein SDU-Profil sollte ein Anfangsverdacht (hohe Vortestwahrscheinlichkeit) bestehen (s. o.).
Die Beurteilung eines einzigen Profils liefert lediglich den Hormonstatus zu einem bestimmten Zeitpunkt. T4 und T3 sind zum größten Teil an Bindungsproteine gebunden und können daher aus zahlreichen Gründe stark schwanken, wie z. B. Aktivitätslevel, Fütterung, Tageszeit etc. Sie sind daher als Einzelwerte nur schwer interpretierbar.
Zwanzigstes Zwischenergebnis: Hormonwerte sind von vielen Faktoren beeinflusst.
In ihrer Studie wiesen Böhm et al. nach, dass es intra- und interspezifisch verschiedene Analysewerte ein und derselben Blutprobe geben kann, wenn diese wiederholt im selben Labor oder von verschiedenen Laboren analysiert wird. Die Unterschiede waren in der Studie zum Teil so groß, dass sich Einstufungen in verschiedene Beurteilungskategorien ergaben.
(Details s. Messwerte: Fehlertoleranzen und Einfluss auf die Diagnose sowie B. Zimmermann: Dr. Jekyll & Mr. Hund. Ausgeglichene Schilddrüse – ausgeglichener Hund, 1. Auflage. Thieme Verlag: Stuttgart – New York; 2018)
Einundzwanzigstes Zwischenergebnis: In der Regel sollten für die Diagnose zwei Profile in einem Abstand von ca. 1- 3 Monaten beurteilt werden. Die Tiefe der Profile ist im Einzelfall festzulegen. Für Nachforderungen von Analysen sollte stets ausreichend Blut abgenommen werden.
Fazit
Die Diagnose einer SDU ist schwierig, wenn sie auf Basis von Blutwerten erfolgt. Es ist immer eine tiefgehende Anamnese erforderlich.
Die SD-Werte sollte nur bestimmt werden, wenn anderer Ursachen ausgeschlossen sind und ein ausreichender Anfangsverdacht auf eine SDU vorliegt. Dieser kann gestützt werden durch Symptome und andere Blutwerte. Allerdings gibt es nur wenig eindeutige Symptome, viele Symptome können Ursachen außerhalb der Schilddrüse haben.
Insbesondere wenn nur Verhaltenssymptome vorliegen, besteht die hohe Gefahr, diese überzubewerten. Deutlich vorhandene Antikörper können eine Diagnose zwar stützen, sollten jedoch ebenfalls nicht überinterpretiert werden.
Eine auf Basis der Blutwerte festgestellte SDU ist nicht in jedem Fall therapiebedürftig. Dies gilt auch, wenn Antikörper vorliegen.
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Literatur (Auszug)
Böhm T et al.: Repeatability and variability of total T4 measurements at three German veterinary laboratories. Tierärztliche Praxis Kleintiere 6/2017
Carter GR et al.: Serum total thyroxine and thyroid stimulating hormone concentrations in dogs with behavior problems. Journal of Veterinary Behavior) 4, 230-236; 2009
Dixon RM et al.: Canine serum thyroglobulin autoantibodies in health, hypothyroidism and non-thyroidal illness. Research in Veterinary Science, 66, 243–246; 1999
Mooney, CT: Canine hypothyroidism: A review of aetiology and diagnosis. New Zealand Veterinary Journal, 59:3, 105-114; 2011
Nachreiner RF: Hypothyroidism In Dogs – How Many Diagnostic Indices Do You Need To Be Sure? In: OSU Symposium fort he treatment of small animal diseases, Endocrinology, 30.09. – 01.10.2006
O‘Neill et al.: Frequency, breed predispositions and other demographic risk factors for diagnosis of hypothyroidism in dogs under primary. Canine Medicine and Genetics, 9:11; 2022
Travail et al.: Assessment of the likelihood of hypothyroidism in dogs diagnosed with and treated for hypothyroidism at primary care practices: 102 cases (2016-2021). J Vet Intern Med. 1–11; 2024
Von Thun, K: Schilddrüsenparameter und Cholesterol-Werte bei Hunden mit Verhaltensproblemen und Verhaltensstörungen. [Diss. med. vet.]. München: Ludwig-Maximilians-Universität; 2011
Wahrendorf, S: Schilddrüsenparameter und Cholesterol-Werte bei verhaltensunauffälligen Hunden. [Diss. med. vet.]. München: Ludwig-Maximilians-Universität; 2011
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