Erkrankungen beeinflussen den Schilddrüsenregelkreis. Es können niedrige Hormonwerte sowie erhöhte TSH-Werte auftreten und so eine SDU vortäuschen. Nur durch eine sorgfältige Anamnese gelingt eine Differenzierung.
Zum besseren Verständnis stark vereinfacht.
Überblick
Erkrankungen können den Schilddrüsen-Kreislauf beeinflussen und die Hormon-Werte verändern. Solche Erkrankungen werden als NTI (Non-Thyreoidal-Illness) oder eindeutiger als ESS (Euthyroid Sick Syndrom) bezeichnet.
Die Beeinflussung kann auf verschiedene Weise erfolgen, z. B. durch Reduktion von TSH oder TRH, sodass eine Anregung der Schilddrüse (SD) ausbleibt; Reduzierung der Transportproteine, sodass die Hormone schneller abgebaut werden; reduzierte Dejodasen (D1 und D2, die zur Umwandlung von T4 in T3 beitragen) oder erhöhte D3-Dejodase und vermehrte Umwandlung in das unwirksame rT3 (Dejodasen siehe Selen: Ein Spurenelement mit Fragezeichen); Veränderungen bei Hormon-Rezeptoren, etc.
Die Reduzierung der Hormon-Werte wird als Anpassungsmechanismus angesehen, um Energie einzusparen, aber gleichzeitig den Lipidstoffwechsel aufrechtzuerhalten. Durch das Absenken der SD-Hormone werden Zellstoffwechsel und Sauerstoffverbrauch eingeschränkt.
Die Auswirkungen chronischer Erkrankungen auf den SD-Regelkreis sind relativ gut untersucht. So ist bekannt, dass Leber- und Nierenerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Babesiose, Parvovirose und viele andere Erkrankungen die Hormon-Werte (TT4, fT4, T3) reduzieren können. Die Bestimmung von fT4 mit Equilibriumsdialyse (fT4ED) bietet eine bessere Abgrenzung zwischen SDU und NTI (siehe auch Diagnose: Was sagen T4, fT4 oder fT4ED aus?). Jedoch sinken mit der Schwere der Erkrankung zum Teil selbst die fT4ED-Werte unterhalb des Referenzbereichs.
Eine Hormonsubstitution bei einer NTI wird meist kritisch gesehen, da hierdurch der Stoffwechsel und Sauerstoffverbrauch angeregt werden und den „Sparmaßnahmen“ entgegenwirken. Die Hormon-Substitution anstelle der Behandlung der NTI kann so gravierende negative Folgen haben.
Die Auswirkungen nicht chronischer Erkrankungen auf die Schilddrüse ist dagegen weniger gut untersucht. In vielen Studien werden lediglich die Hormonwerte während der Erkrankung bestimmt und mit denen von gesunden Hunden verglichen. Häufig werden auch chronische und akute Erkrankungen nicht differenziert betrachtet. Viele Untersuchungen basieren auf nur relativ wenigen Hunden, sodass diese Untersuchungen lediglich Hinweise, aber keine Beweise liefern können.
Nachfolgend werden einige Studien vorgestellt.
Studien zum Einfluss von NTI
Einfluss während und nach akuten Erkrankungen
Bolton und sein Team untersuchten den Einfluss von akuten Erkrankungen, die maximal seit einer 1 Woche bestanden, auf die SD-Werte. Dabei bewerteten sie sowohl die SD-Werte während der Erkrankung als auch nach erfolgreicher Behandlung der Erkrankung.
Als Erkrankungen waren vorhanden: gastrointestinale Erkrankungen, Magen-Darm-Verschluss, traumatische Pneumothorax (Luft zwischen Lungen- und Rippenfeld aufgrund von Verletzungen), eitrige Entzündung des Lungenfells (Pleura) bakterielle Bronchienentzündung, Lungenflügeldrehungen, Lebererkrankungen, Schock (mangelnde Sauerstoffversorgung) unbekannter Ursache, parvovirale Enteritis (Darmentzündung), akute Leptospirose, Gebärmutterentzündung, Abflussstörungen der Gallenblase durch Schleimbildung (Gallenblasemukozel) und bakterielle Nebenhodenentzündung.
Von 103 Hunden, die in der Klinik (Virginia-Maryland College of Veterinary Medicine) den Kriterien der Studie entsprachen, hatten lediglich 27 einen TT4-Wert (*) unterhalb des Referenzbereichs. Nur diese Hunde wurden in die Studie aufgenommen. Das heißt, geringfügige Beeinflussung der SD-Werte wurden nicht untersucht.
(* TT4: Totales T4: freie und gebundene Fraktion, in Analyseergebnissen meist nur als T4 bezeichnet)
Die Behandlung erfolgte entweder durch Medikamente (bei 64 %) oder einer OP (36 %). 6 Hunde erhielten Carprofen. 2 Hunde wurden später ausgeschlossen, da nach Abschluss der Behandlung die SD-Werte nach wie vor niedrig waren und evtl. eine SDU vorlag. In die finale Auswertung wurden daher nur die Daten von 25 Hunde ausgewertet.
Blutuntersuchungen erfolgten bei Einlieferung, zum Teil täglich während des Klinikaufenthalts, bei Entlassung sowie 2 und 4 Wochen nach Entlassung.
Veränderung der Hormonwerte
Bei Aufnahme in die Klinik hatten zwar 25 Hunde einen TT4-Wert unterhalb des Referenzbereiches, der fT4ED-Wert war jedoch nur bei 5 Hunden zu niedrig.

Nach Beginn der Behandlung stieg TT4 sehr schnell an (im Schnitt innerhalb von 3 Tagen in den Referenzbereich, bei 3 Hunden nach 2 bzw. 4 Wochen sogar darüber). Nach 4 Wochen lag der Wert knapp unterhalb des mittleren Referenzbereichs. Ob der Wert danach noch anstieg, wurde nicht untersucht.
Nur 16 % der Hunde hatten einen fT4ED unter dem Referenzbereich. Insbesondere bei schweren Erkrankung kann der fT4ED unter den Referenzbereich sinken (s. auch Diagnose: Was sagen T4, fT4 oder fT4ED aus?).
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Wie TT4 stieg auch der fT4ED nach Behandlungsbeginn zunächst an, fiel dann jedoch wieder ab. Nach 4 Wochen war der Wert höher als bei der Einlieferung und befand sich im unteren Drittel des Referenzbereichs. Daraus lässt sich schließen, dass auch der fT4ED durch NTI beeinflusst wird, jedoch nicht so stark wie TT4. Da der fT4ED nach 4 Wochen bereits wieder abnahm, ist zu vermuten, dass der Wert im unteren Drittel den Normalwert (für die Hunde der Untersuchung) darstellt. Wie in anderen Untersuchungen bereits festgestellt (z. B. durch Wahrendorf), scheint der Referenzbereich zu hoch angesetzt.
Der TSH-Wert war in keinem der Fälle bei der Einlieferung erhöht. Der Wert stieg jedoch nach Behandlungsbeginn an und war selbst nach 4 Wochen noch höher als zum Zeitpunkt der Einlieferung. Dies lässt darauf schließen, dass bei einer NTI eine verminderte Anregung durch TSH (Blockierung TSH) mit geringerer Hormonproduktion und Absenkung der SD-Werte ein wichtiger Aspekt ist.
Im Laufe der Genesung wird die Reduzierung / Blockierung von TSH aufgehoben und über TSH die SD wieder aktiviert. Der Median von TSH lag nach der Entlassung aus der Klinik und bis zu 4 Wochen nach Behandlungsbeginn über 0,1 ng/ml (Referenzbereich < 0,58 ng/ml), mit dem höchsten Wert nach 4 Wochen. Der weitere Verlauf wurde nicht untersucht. Im Vergleich zu den Werten 2 Wochen zuvor waren die Veränderungen bei TSH, TT4 und T3 gering und fT4ED nahm ab. Ein TSH-Wert über 0,1 ng/ml liegt innerhalb des Referenzbereiches im mittleren Bereich und zeigt eine normale Regelkreisaktivität an.
Die Beurteilung sehr niedrige TSH-Werte ist dagegen schwieriger. Sie können sowohl auf eine gezielte Reduktion der SD-Aktivität hindeuten, als auch auf eine gesunde Schilddrüse oder eine Erschöpfung der Hypophyse aufgrund langzeitig hoher TSH-Produktion (aufgrund einer SDU).
Der T3-Wert lag bei 80 % der Hunde bei der Einlieferung unterhalb des Referenzbereichs und stieg im Schnitt erst später an als der TT4-Wert (17 Tage im Vergleich zu 3 Tagen). So hatten bei der Entlassung nach wie vor 80 % der Hunde T3-Werte unterhalb des Referenzbereichs, bei TT4 lediglich 20 %. Dies deutet darauf hin, dass zwar mehr TT4 produziert wird, die Hemmung der Umwandlung durch Dejodinase aber erst später aufgehoben wird. Hier könnte auch eine Rolle spielen, dass bei hohen TT4-Werten die Umwandlung zu T3 gehemmt wird – also zeitweise zu viel TT4-Hormone vorlagen.

Die Untersuchung von Nishii et al. umfasste 207 Hunden, unterscheidet jedoch nicht zwischen akuten und chronischen NTIs. 47,8 % der Hunde hatten TT4-Werte unter dem Referenzbereich und 21,7 % TSH-Werte über dem Referenzbereich. 14,9 % hatten sowohl niedrige T4-Werte als auch erhöhte TSH-Werte. Niedrige TT4-Werte korrelierten mit der Schwere der Erkrankung, bei schweren Erkrankungen traten tendenziell keine hohen TSH auf. Auch in dieser Studie wird darauf verwiesen, dass hohe TSH-Werte z. B. während der Erholungsphase auftreten können. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Kantrowitz et al., die 223 Hunde mit akuten und chronischen NTIs untersuchten. Zwar war der TSH der untersuchten Hunde signifikant höher als in der Kontrollgruppe, jedoch fanden sie im Gegensatz zu Nashii keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung und dem TSH-Wert.
Unfälle
Caldin et al. analysierten rückblickend die Daten von 420 Hunde, die Verkehrsunfälle hatten. Sie kamen zu ähnlichen Ergebnissen, wie die zuvor genannten Untersuchungen. fT4 wurde jedoch nicht als fT4ED bestimmt. Beide T4-Werte (TT4, fT4) lagen unter dem Referenzbereich. TSH-Werte und fT4-Werte (nicht jedoch der TT4-Wert) waren signifikant niedriger als in der Vergleichsgruppe.
Die Sterblichkeit der Hunde nach den Unfällen war umso höher, je niedriger die T4-Werte waren.
Hauterkrankungen
Seckerdieck et al. untersuchten die Ursachen von wiederkehrenden Hautinfektionen (Pyodermien) bei 157 Hunden. Bei 107 konnte eine primäre Ursache ermittelt werden. Lediglich bei 12 der Hunde (11 %) war eine SDU ursächlich. Sehr häufig (64 %) hingegen waren Allergien in Bezug auf verschiedene Umwelteinflüsse, Nahrungsmittelallergien und Flohbiss-Hypersensitivität. Bei 50 Hunden (32 %) konnte im Rückblick keine eindeutige Ursache gefunden werden. Ob es sich hierbei um idiopathische Pyodermie handelt (Hauterkrankung mit eigenständiger, aber unbekannter Ursache), ist unklar, da die ausgewerteten Fälle nicht immer vollständig dokumentiert waren.
A Fouda et al. untersuchten 45 Hunde mit verschiedenen Hauterkrankungen, wie z. B. Hot spots (15,5 %, Dermatophytose (Pilzerkrankung, 13,3 %) oder Flohbissallergie (11,1 %). fT4 war niedriger als in der Vergleichsgruppe (20 Hunde) und der TSH im Schnitt höher (über dem Referenzbereich). Der TSH wies jedoch eine hohe Schwankungsbreite auf, sodass sich auch TSH-Werte innerhalb des Referenzbereichs und nahe null befanden. Keine der Abweichungen war jedoch signifikant.
Bei der Diagnose einer SDU werden z. T. weitere Blutwerte, die häufig verändert sind, herangezogen. ALT und AST, die bei einer SDU erhöht sein können, waren auch bei den von Hautkrankheiten betroffenen Hunden erhöht (ALT signifikant). Im Gegensatz dazu hatten MCV, MCH und MCHC eher niedrigere Werte, jedoch nicht signifikant. Thrombozyten und eosinophile Granulozyten waren im Vergleich mit den gesunden Hunden signifikant erhöht.

Die Forschungsgruppe untersuchten zudem die betroffenen Stellen durch Hautabschabungen, Abstriche, Biopsien und histopathologische Untersuchungen. Sie kamen zum Ergebnis, dass eine Histopathologie bei Hauterkrankungen oft unverzichtbar ist und die einzige Möglichkeit, eine zielführende Diagnose und Behandlung zu erhalten.
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Sepsis und SIRS
Pashmakova et al. untersuchten Hunde mit Sepsis oder SIRS (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom). Bei SIRS können die Ursachen infektiöser Natur sein, im Gegensatz zur Sepsis aber auch nicht-infektiöse Ursachen haben (etwa Autoimmunerkrankungen, Verbrennungen, Verletzungen). Anzeichen sind z. B. erhöhte oder erniedrigte Körpertemperatur, erhöhte Atem- und Herzfrequenz, niedrige oder erhöhte Leukozyten oder ein hoher Anteil unreifer Leukozyten.
Von insgesamt 22 Hunden hatten 11 Hunde eine Sepsis, 11 eine SIRS. Von jeder Gruppe wurde 2 Hunde wegen unvollständiger Daten ausgeschlossen, sodass sich die Auswertung auf 18 Hunde bezog.
Bei allen Hunden mit einer Sepsis waren die TT4-Werte erniedrigt, bei SIRS nur bei 7 von 9. fT4ED war erniedrigt, aber bei 12 von 18 Hunden noch innerhalb des Referenzbereiches. Der fT4ED lag bei einem Hund mit Sepsis und bei 4 Hunden mit SIRS unterhalb des Referenzbereichs. Bei einem Hund mit Sepsis lag der fT4ED über dem Referenzbereich.
Anders als in anderen Studien konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen den Hormonwerten und der Überlebensrate festgestellt werden.
Der TSH lag innerhalb des Referenzbereiches und war niedriger als in der gesunden Kontrollgruppe. Der Unterschied war bei der SIRS-Gruppe signifikant. Zwischen der SIRS- und Sepsis-Gruppe gab es keine signifikanten Unterschiede.

Auch Giunti et al. untersuchten Hunde mit septischer und nicht-septischer SIRS. Unter anderem umfasste die Gruppe Hunde mit akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung, parvoviraler Enteritis oder septischer Bauchfellentzündung. TT4- und TT3-Werte waren signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (TT3 sogar hochsignifikant). Lediglich der Abfall von TT4 war zusätzlich stark mit der Sterblichkeit korrelierte. fT3 war ebenfalls niedriger, aber nicht signifikant und wird somit scheinbar weniger stark von NTI beeinflusst.
Interessanterweise war der rT3-Wert nicht signifikant höher, sondern sogar niedriger als in der Kontrollgruppe. Möglicherweise reagiert rT3 nicht so sensible auf spontane NTIs wie TT3. Möglich wäre auch, dass sich der rT3 im Verlauf der NTI verändert. was in dieser Studie nicht untersucht wurde.
Stress
Der Einfluss von Stress auf die SD ist wenig untersucht. Stress bedeutet die Abweichung vom physiologischen Gleichgewicht (Homöostase), unabhängig davon, ob der Stress als positiv oder negativ empfunden wird oder physische oder psychische Ursachen hat.
Hill und Panciera und ihre Studiengruppen untersuchten jeweils die SD-Werte von Hunden vor und nach Rennen.
Hill et all. bezogen sich dabei auf die Untersuchungen an 9 Greyhounds. Diese wurden zunächst 6 Monate für ein Distanzrennen von 500 m trainiert (trainierte Gruppe). Dann wurden Blutproben vor und unmittelbar nach einem Rennen analysiert. Anschließend wurden die Hunde kastriert / sterilisiert und 3 Monate nur noch trainiert, liefen aber keine Rennen mehr (untrainierte Gruppe).
Die trainierten Hunde hatten vor dem Rennen niedrigere Hormonwerte und höhere TSH-Werte, als die untrainierten. Die Hormonwerte und TSH stiegen durch das Rennen (TT4 und TT3 signifikant, Blutabnahme unmittelbar nach dem Rennen). TT3, fT3 und TSH waren nach dem Rennen höher als in der untrainierten Vergleichsgruppe. Die Gruppe der trainierte Greyhounds hatten bei allen Werten eine geringere Spannweite als die untrainierten.
Durch die Kastration / Sterilisation könnte jedoch eine Testosteron-Veränderung auftreten, die zur Erhöhung von Bindungsproteinen bei den untrainierten Hunden und somit zu der signifikanten TT4-Erhöhung in dieser Gruppe führt.
Sowohl die trainierten Greyhounds als auch die Vergleichsgruppe der untrainierten Hunde anderer Rassen hatten Antikörper innerhalb des Referenzbereichs, von den untrainierten Greyhounds lagen keine Werte vor (siehe auch Autoantikörper bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion).
Panciera et al. untersuchten Schlittenhunde vor und nach dem Yukon Quest International Sled Dog Race, ein Langstreckenrennen über 1.600 km von 10 und mehr Tagen. Die Blutabnahme nach dem Rennen erfolgte innerhalb einer Stunde. TT4 und TT3-Werte waren nach dem Rennen niedriger als vorher.
Es ist anzunehmen, dass die Dauer der Rennen bzw. des Trainings eine Rolle spielt. Der Vergleich der untrainierten Greyhounds mit den trainierten deutet darauf hin, das die SD-Werte bei den Greyhounds nach der ersten Aktivierung während des Rennens ebenso wie bei den untersuchten Schlittenhunden eine trainings- / stressbedingte Reduktion erfährt.
Al-Shammari et al. untersuchten die Auswirkungen von Hitzestress. Dazu wurden insgesamt 40 Hunde 7 Monate bei Umgebungstemperaturen von 15°, 25°, 35° und 45° C gehalten. Die Hunde bei einer Umgebungstemperatur von 45° C hatten signifikant niedrigere T4- und T3-Werte. Trigylceride waren signifikant höher.
Kern-Aussagen / Key facts
Einfluss NTI auf SD
- NTI und (Dauer-)Stress haben Auswirkungen auf die SD-Werte.
- TT4 und fT4 werden dabei stark beeinflusst und können unter den Referenzbereich sinken.
- fT4ED wird weniger stark beeinflusst, kann jedoch ebenfalls unter den Referenzbereich fallen.
- fT3 wird weniger stark beeinträchtigt als T3.
- Der TSH kann sowohl sehr niedrig als auch normal oder erhöht sein.
- Insbesondere im Rahmen der Genesung können hohe TSH-Werte und hohe T4-Werte auftreten.
- Die SD-Werte-Veränderungen bei einer NTI sind von vielen Faktoren abhängig, wie z. B. Art und Schwere der Erkrankung. Pauschalisierende Aussagen sind nicht möglich.
- Andere Blutwerte werden ebenfalls durch eine NTI beeinflusst.
Einfluss NTI auf Diagnose SDU
- Hormonbilder sind immer eine Momentaufnahme und unterliegen zahlreichen Einflüssen. Die Diagnose der SDU, insbesondere der beginnenden SDU, sollte daher immer auf Basis von mindestens 2 Hormonbildern im Zeitverlauf erfolgen.
- Die SD-Werte bei einer akuten oder chronischen unbehandelten NTI erlauben nicht die Diagnose einer SDU.
- Niedrige T4-(fT4-)Werte können durch eine NTI verursacht sein.
- Niedrige T4-Werte – auch in Kombination mit hohen TSH-Werten – erlauben keine Aussage zum Vorliegen einer SDU.
- Auch SD-AK (TAK und Hormon-AK) im Graubereich (innerhalb des Referenzbereichs) oder knapp über dem Referenzbereich können die Diagnose SDU nicht stütze.
- Sofern die Bestimmung der SD-Werte erforderlich ist, sollten diese erst nach der erfolgreichen Behandlung der NTI bestimmt werden.
- Sollen dennoch SD-Werte vor Behandlung der NTI analysiert werden, sollte dies auf Basis des fT4ED erfolgen.
- Ein fT4ED im Normalbereich bei niedrigem TT4-Wert deutet auf eine NTI hin. Ist auch der fT4ED niedrig, kann neben einer SDU auch eine fortgeschrittene, länger bestehende NTI oder eine schwere NTI vorliegen.
- Niedrige TT3-Werte sind vermutlich durch eine NTI verursacht. Auch in Zusammenhang mit niedrigen T4-Werten können sie durch eine NTI verursacht sein.
- Andere Blutwerte, die häufige bei einer SDU verändert sind, können durch eine NTI verändert sein und bieten keinen Hinweis auf eine SDU.
- Die Fehldiagnose einer SDU aufgrund einer NTI und der Beginn einer Hormon-Substitution anstelle der Behandlung der NTI kann gravierende Folgen haben.
NTI oder SDU?
- Bei einer beginnenden SDU sind die Hormonwerte nicht eindeutig verändert und die Verhaltensänderungen und körperlichen Symptome sehr unspezifisch. Typische Symptome gibt es nicht.
- NTIs beeinflussen den SD-Regelkreis und können zu SD-Werten führen, die eine (beginnende) SDU vortäuschen.
- Nahezu jede Krankheit hat Einfluss auf das Verhalten. Auch bei NTIs finden sich ähnliche Verhaltensänderungen und Symptomen wie bei einer (beginnenden) SDU.
- Zur Abgrenzung einer NTI von einer (beginnenden) SDU ist daher grundsätzlich eine gründliche Anamnese erforderlich.
Manche selbsternannten Spezialisten in einschlägigen sozialen Medien diagnostizieren eine SDU alleine aufgrund von Hormonwerten, evtl. noch kombiniert mit AK-Werten im Referenzbereich oder knapp darüber, mit „passendem Verhalten“ und „passender“ Symptomatik. Ein TSH-Wert über 0,1 ng/ml (im Referenzbereich) wird bereits als eindeutiges Zeichen einer SDU angesehen. Weitere Untersuchungen sehen diese „Spezialisten“ als unnötig an und TÄ, die sich um seriöse Ursachensuche bemühen, werden als unfähig eingestuft. Hierbei werden zum einen NTI und ihre Einflüsse nicht berücksichtigt, zum anderen werden Werte und Symptome grundlegend falsch interpretiert. Mit solchen „Diagnosen“ und Aussagen offenbaren diese „Spezialisten“ nicht nur ihr Unwissen, sondern verunsichern Halter, verzögern eine gesicherte Diagnose und gefährden dadurch die Gesundheit des Hundes.
Nicht alles, was wie eine SDU aussieht, ist auch eine! Vermutlich ist die SDU die am häufigsten überdiagnostizierte Krankheit.
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Quellen (Auszug)
A Fouda MA et al.: Clinical, Haemato-biochemical, and Histopathological Studies on some Dermopathies in Dogs. Advances in Animal and Veterinary Sciences, Vol. 9, Issue 1 Page 94, January 2021
Al-Shammari ASK et al.: Impact of Thermal Stress on Health Signs, Hormones Levels, Hematological and Biochemical Parameters of Police Dogs in Iraq. Adv. Anim. Vet. Sci. 7(5): 340-345, 2019
Bolton TA et al.: Thyroid function tests during nonthyroidal illness syndrome and recovery in acutely ill dogs. J Vet Intern Med.,1–12., 2023
Caldin M et al.: Thyroid axis and adrenal activity in 28-day survivor and nonsurvivor dogs involved in recent road traffic accidents: A cohort study of 420 dogs. Research in Veterinary ScienceVolume 132, Pages 243-249, October 2020
Giunti M et al.: Retrospective evaluation of circulating thyroid hormones in critically ill dogs with systemic inflammatory response syndrome. J Vet Sci, 18(4), 471-477, 2017
Hill RC et al.: Effects of racing and training on serum thyroid hormone concentrations in racing Greyhounds. AJVR, Vol 62, No. 12, December 2001 1969
Kantrowitz LB et al.: Serum total thyroxine, total triiodothyronine, free thyroxine, and thyrotropin concentrations in dogs with nonthyroidal disease. JAVMA, Vol 219, No. 6, September 15, 2001
Nishii N et al.: Risk factors for low plasma thyroxine and high plasma TSH concentrations in dogs with non-thyroidal diseases. J. Vet. Med. Sci. 81(8): 1097–1103, 2019
Panciera DL et al.: Plasma Thyroid Hormone Concentrations in Dogs Competing in a Long-Distance Sled Dog Race. J Vet Intern Med, 17:593–596, 2003
Pashmakova MB et al.: Evaluation of serum thyroid hormones in dogs with systemic inflammatory response syndrome or sepsis. Journal of Veterinary Emergency and Critical Care 24(3), pp 264–271, 2014
Seckerdieck F et al: Recurrent pyoderma and ist underlying primary diseases: a retrospective evaluation of 157 dogs. Veterinary Record, 2018
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